Zum Tag des Sieges

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Kilometerlang die Kolonnen, die irgendwo auf Autobahnen und Landstraßen den ROTEN STERN der Sowjetischen Armee durch die ostdeutsche Provinz transportierten.
Ich erinnere mich an meine Kindheit, als Kolonnen vor Schranken halten mussten und wir an und auf die Fahrerhäuser stiegen, um nach "Snatschki" zu fragen und zu betteln. Als meine Haare zu kurz fassoniert waren und ich mit kindlicher Grausamkeit als
Russe bschimpft wurde.
Ich erinnere mich an meine Schulzeit, als wir von Abenteuerlust aufgewühlt auf den Übungsplätzen der Sowjetarmee das Grau der Welt vergruben und neben uns ungestört geschossen wurde.
Ich erinnere mich an meine Lehrzeit, als die sowjetischen Soldaten bei jedem Wetter meinen Weg zum Lehrbetrieb kreuzten und deren Kasernen mit dem Karbidschlamm, dem Abfall aus unserer Schweißerausbildung angetüncht und angegraut wurden. Immer wieder ging ich durch die Garnision, an der Bäckerei vorbei, um immer mal beim Durchlassposten nach "хлеб" zu fragen, ein Weißbrot zu bekommen.
Ich erinnere mich an den Panzer auf der Kreuzung, der im tiefen Winter durch drehende Bewegungen versuchte, die Fahrbahn vom Eis zu befreien.
Ich erinnere mich an Soldaten, die in volkeigenen Betrieben gekehrt haben, volksverletzend.

Emotional habe ich zu dem veränderten und russischen Land eine andere Bindung. Da läuft es mir kalt am Rücken runter, als 8 Uhr auf Phoenix die Siegesparade beginnt und das Lied gespielt wird, was die GSSD zu feierlichen Anlässen geblasen und geschlagen hat.

Dass zur Siegesparade nun auch Alliierte (und Polen!) an der Tribüne vorbeimaschierten, ist schon ein Novum. Es ist der 9. Mai, der Russland emotional eint.

Da kommt mir die NRW-Wahl zu kleinlich daher.

Bei kik gibt es Fan-Flaggen zur Fussball-WM für 1,99 Euro. Die spielen dann auch "Einigkeit und Recht und Freiheit..." nach Einlegen der Inklusivebatterien. Ganz große Emotionen!http://kyf.net/freitag/utb.php?d=09.05.2010-1

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Gustlik

aufgedacht und nachgeschrieben

Gustlik

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden