"Freitags"-Sorgen

"Freitags"-Drama "Der Freitag" in der Krise. Die Krise kriege ich auch bei manchen Kommentaren: Häme, Abgrenzung. Warum nicht mehr Respekt, Suche nach Gemeinsamkeiten?

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Nun hat also auch der „Freitag“ seine Krise bzw. nun wurde sie öffentlich gemacht. Ich fände es sehr traurig, sollte das Blatt in seiner Existenz bedroht sein oder sollte es eines Tages aus dem Blätterwald verschwinden. Bei aller Kritik im Detail und am generellen Erscheinungsbild ( mir fehlt oft der Biss, die Tiefe, der „Alltags“-Teil ist mir i.d.R. zu oberflächlich) ist mir die Zeitung doch ans Herz gewachsen. Ich wünsche mir nicht keinen „Freitag“, sondern einen verbesserten forbestehenden! Und es ist schön zu erfahren, dass es jetzt Abo-Geschenke und jede Menge ideelle Unterstützung gibt.

Leider findet sich auch Häme, unsachliche Kritik u.a. am Herausgeber, bis zu der Kolportage, er fahre einen Porsche und lebe auf grossem Fuss. Selbst wenn es so wäre - ich weiss es nicht -, dürfte er das nicht? Immerhin hält er eine Zeitung am Leben und lässt es sich nicht mit seinem Geld in der Karibik gut gehen. Und dass eine Zeitung sich rechnen muss, ist nun mal so. Ob die Entlassungen sein müssen, ob es andere realistische Möglichkeiten der Krisenbewältigung gäbe, kann ich nicht beurteilen. Wahrscheinlich könnte das nur ein sachverständiger Insider.

Man sagt der Linken ja nach, sie streite sich lieber mit sich und ihresgleichen als dass sie sich auch mal einige und auf den „Gegner“ konzentriere. Da ist was dran, siehe Italien, siehe „Die Linke“, siehe, siehe, siehe... Streit, Diskussion muss auch sein, sonst gibt es kein Weiter, aber der Ton so manches Diskutanten, auch in den Blogs bzw. in den Kommentaren hier erinnert mich doch sehr an den Willen zum Verurteilen als zum Beurteilen, an selbstherrliche, selbstgewisse, intolerante Leute, wie man sie etwa aus stalinistisch anmutenden Organisationen kennt.Warum kann man dem Mitstreitenden nicht mit Sympathie und mit der Suche nach Gemeinsamkeiten begegnen und Ablehnung auf der Basis des Respekts formulieren? Vor Jahren sagte mir einmal ein Mitarbeiter der damaligen Bonner „Grünen“-Bundestagsfraktion, er käme auf der menschlichen Ebene mit manchem aus der CDU besser zurecht als mit einigen aus der eigenen Fraktion.

Zurück zu unserem „Freitag“. Wie ich lese, soll es ein schlankeres Blatt geben: der Politikteil soll gekürzt werden, der Wissenschaftsteil wegfallen. Vielleicht muss es das alles aus den besagten finanziellen Gründen geben. Ich befürchte aber, dass damit ein Attraktivitätsverlust einherginge, der dann zu einer weiteren, noch größeren Krise führen dürfte. Jedenfalls muss der „Freitag“ ein klares Profil und mehr Biss entwickeln, durch mit ihrem Schreibstil sich einprägenden Autoren Lust machen, ihn zu kaufen und zu lesen. Wenn man keine dicke Zeitung á la „Zeit“ machen kann, dann muss man umso mehr mit der Themensetzung und dem Wie punkten. Ich glaube, Kay Kloetzer hat es an anderer Stelle geschrieben, dass der Schreibstil im „Freitag“ oft zu uniform, zu wenig unterscheidbar sei. Da ist m.E. was dran. Ich sehe in den Publikationen, die ich lese, auch immer nach, ob einer meiner Lieblingsautoren vertreten ist. Weil sie einen eigenen Stil, einen prononcierten Standpunkt vertreten, weil sie Überraschendes, auch mal Provozierendes äußern etc. Davon hätte ich auch im „Freitag“ gerne mehr!

Aber zuerst und vor allem wünsche ich unserer kleinen Wochenzeitung viele neue zahlende Leserinnen und Leser. Schimpfe, nörgle man, kritisiere man - aber kaufe und lese man den „Freitag“!

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

H.Hesse

"Wenn es nur eine Wahrheit gäbe, könnte man nicht hundert Bilder über dasselbe Thema malen." Pablo Picasso

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