aggressionstrieb.

fehldeutung. mit der nato-aufrüstung allein schon wäre gelegenheit genug gegeben, mal wieder das alte stück aus der versenkung zu holen. und es brennt auf der welt an vielen ecken.

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nicht von ungefähr wurde das lemma im blutigsten jahrhundert der menschheitsgeschichte erfunden, begierig aufgegriffen und herumgereicht. die einen und die anderen, die schlachtschweine beider seiten, wollten eine plausible, möglichst einfache erklärung für das haben, was sie taten oder was sie erlitten.


freud und lorenz sind ja keine armleuchter gewesen. auf diese wissenschaftler wird man sich berufen dürfen, meint man.
die beiden forscher haben wirklich außerordentliches geleistet; aber in sachen trieblehre ist ihnen ein irrtum unterlaufen, der nur wie gesagt durch die kriegerischen umstände und dasselbe ahnungslose publikum zum super-erklär-modell aufgeblasen wurde, das schon für den bucherfolg von oswald spenglers "Untergang des Abendlandes" verantwortlich war und ist.


wissenschaftlich ist die theorie des aggressionstriebs nicht zu halten. aggressionen beweisen nicht den angeborenen trieb als simple ursache, möglichst monokausal, wie das spucken der sportler keinen spucktrieb beweist.
sprachphilosophisch handelt es sich um eine hypostasierung, eine verdinglichung, die manchmal bis zur personifizierung fortschreitet. primitives denken kann man das nennen, bei dem hinter bestimmten vorgängen ein dämon, eine fee, ein troll oder der teufel angenommen wurde/wird.


da dudens kein eigenes urteil haben, vielmehr ziemlich blind drauflosdokumentieren, darf das lemma bei ihnen nicht fehlen:
70er jahre: "(Psych., Verhaltensf.): Antriebsquelle für Aggressionen: das ungehemmte Ausleben des -s."
neududens haben den eintrag vermeintlich überarbeitet und verbessert:
"(Psych., Verhaltensf.): Antrieb für Aggressionen: das ungehemmte Ausleben des -s."
zu mehr hat es nicht gereicht.
im wörterbuch der ddr fehlanzeige. das kann ein gutes zeichen sein, kann, muss aber nicht.

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Geschrieben von

h.yuren

buchveröffentlichung 2017, KRAH - das rabentagebuch, 350 S., 8 fotos ISDN 978-3-945265-45-1; Tb. 15,-

h.yuren

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