der neue duden schreibt zum lemma "Andersdenkende": "anders denkender Mensch: die grausame Verfolgung politisch -r (Spiegel 47, 1983, 36)." der alte duden (70er jahre) bringt zum lemma "Andersdenkende" nur das zitat: "Bei uns ist allenthalben eine merkwürdige Gereiztheit gegenüber -n ausgebrochen (Dönhoff, Ära 15)." es sind minderheiten, die als "andersdenkende" apostrophiert werden. die mehrheit erhebt den anspruch, mit der macht auch die wahrheit auf ihrer seite zu haben. jedenfalls möchte sie nicht durch widerspruch gestört werden. historisch dokumentiert ist dieses verhalten und verhältnis so oft wie in der gegenwart; nur fehlt es an beweisen für die stichhaltigkeit der mehrheitshaltung. umgekehrt gibt es reichlich beweismaterial dafür, dass die andersdenkenden der wahrheit wesentlich näherkommen. mit der sprachregelung, die minderheitsposition als "andersdenkend" zu bezeichnen, wird der anschein erweckt, die mehrheit sei tolerant und voller respekt für andere auffassungen. man vermeidet ja jede andeutung von geringschätzung oder feindseligkeit. indes wird das mehrheitsprinzip keineswegs in frage gestellt; im gegenteil, reinen gewissens kann die mehrheit nach dem beweis ihrer toleranz so weitermachen wie schon immer und die anderen gedanken ignorieren oder auch mit macht aus der öffentlichkeit verdrängen. die behauptung, im demokratisch verfassten gemeinwesen schützten unabhängige gerichte die minderheit, ist fragwürdig: erstens werden die richter/innen von der mehrheit berufen, zweitens bestätigen die dokumentierten urteilssprüche der obersten gerichte im ausnahmefall, wie z.b. jetzt der supreme court mit seinem spruch gegen die guantanamo-praxis der bushregierung, nur die regel. regierende sind nun mal per se verschwenderisch, auch mit abweichenden gedanken.
andersdenkende.
Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion
Was ist Ihre Meinung?
Kommentare einblendenDiskutieren Sie mit.