der spiegel führte ein interview mit dem verfassungsrichter di fabio. im artikel darüber ist vom comeback des religiösen die rede. dies angesichts der krise der kirchen durch die erst jetzt in ihrem ganzen ausmaß erkennbaren fälle von kindesmisshandlungen in kirchlichen einrichtungen in den zurückliegenden jahrzehnten. mit der folge, dass die anzahl der kirchenaustritte steigt. und selbst in erzkatholischen regionen nimmt die zahl der kirchenschließungen zu.
eine fatale paralleledie Erosion der Kirchen
wahrheitsanspruch der religionen "unser Verfassungsstaat" weltanschaulich neutral.
wie neutral, das verrät der jurist mit dem anschließenden geständnis, dieser staat hege eine positive grundeinstellung zur religion und setze nicht auf strikte trennung von staat und kirche.
kein wort über die grundlagen von wissenschaft und recht, speziell menschenrecht, in der europäischen aufklärung. kein wort über die strukturelle gewalt in staat und kirche seit menschengedenken. kein wort über die unvereinbarkeit von naturwissenschaft und aufklärung einerseits und von religiösen vorstellungen sowie dem verbindenden herrschaftsinteresse von staat und kirche andrerseits.
wenn es nach den traditionen von staat und religion gegangen wäre, hätten wir anstelle der grundrechte heute noch hexenverfolgung, folter und todesstrafen.
das weltanschauliche umfeld ist insgesamt unübersichtlicher geworden, aufgeklärter mitnichten. das come-in der muslime, juden, orthodoxen, buddhisten etc. als comeback des religiösen zu bezeichnen, scheint mir eine missdeutung zu sein. dafür gibt es ein deutsches wort: wunschdenken.
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