Corriger la fortune

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so eine repräsentantenwahl hat was von einem glücksspiel. und nun weiß mensch, dass nicht alle mitspieler sich fair an die regeln halten, vielmehr ihr gück zu verbessern trachten: corriger la démocratie.

alle guten demokraten sind der meinung, die medien (vierte gewalt) spielten eine bedeutende rolle bei der meinungsbildung in einer funktionierenden demokratie. wenn auch w. lippmann schon vor 90 jahren anderer ansicht war, können wir uns noch immer darauf verlassen, dass die medienkonzerne das glück der rechten wahl befördern.

und wenn die parteien die wahl ein wenig vereinfachen, indem sie personen (möglichst mediengerechte, versteht sich) vor die programme stellen, kommen sie damit doch nur dem mündigen bürger ein stück entgegen.

und wenn eine partei sich einen namen gibt, an den nicht wenige mitglieder der partei und auch viele wähler/innen hoffnungen hängen, die partei dann aber aus koalitions- oder staatsräson z.b. die entgegengesetzte politik macht, dann gibt es dafür bestimmt unwiderstehliche sachzwänge, das glück zu verbessern, und sei es auch nur das glück eines einzelnen parteioberen.

und wenn ein energiekonzern (wie z.b. rwe) sich ein grünes mäntelchen umhängt, weil er es opportun findet und das nötige kleingeld hat, werbespots und ganze reklamebüros zu kaufen, darüber hinaus auch den einen oder anderen lobbyisten zu platzieren, um dem glück ein wenig nachzuhelfen, fällt das zum glück nicht ins gewicht, denn wir sind zum glück genügend mündige bürger/innen, die wissen, was greenwashing und imagepflege heißt.

und wenn die metaphysischen zweckverbände ihre esoterische stimme erheben (nicht zufällig immer vor einer wahl, denn gewählt wird immer irgendwo), handelt es sich gewiss um eine stellvertreterwortmeldung, die über welt und wahl erhaben ist und keiner dreinreden bedarf, um das glück zu verbessern.

und wenn rein zufällig eine krise oder katastrophe das land heimsucht und die mündigen bürger/innen sich für den bekannten gluckeneffekt entscheiden, breiten die regierenden sogleich einen stabilen schutzschirm übers wahlvolk, dermaßen das glück hebend.

und wenn die banken .... und wenn die geheimdienste .... und wenn die bündnispartner ...

und wenn ich hier ein thema wähle, das zugleich aktuell und zeitlos wie die axt des zimmermanns damokles über uns allen hängt, spiele ich das spielchen doch nur mit, um kein spielverderber zu sein, nicht etwa, um corriger ma fortune.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

h.yuren

buchveröffentlichung 2017, KRAH - das rabentagebuch, 350 S., 8 fotos ISDN 978-3-945265-45-1; Tb. 15,-

h.yuren

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