dem land der dichter und ...

aufs maul geschaut. vor langer langer zeit reiste eine dame durch das land, das in mittel-europa lag und da noch heute liegt. madame de stael schrieb über sachsen:

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"es gab eine unbegränzte preßfreiheit, aber sie war ohne alle gefahr für die regierung, weil der geist der schriftsteller nie zur untersuchung politischer instruktionen hinleitete; die einsamkeit bringt es mit sich, daß man sich der speculation oder der poesie hingíebt..."

zu denken gibt es überall viel zuviel. aber wenns einem nicht liegt, tut man eher was andres. was dieses andere einschließt, verrät die sprache. noch heute entdeckte ich, dass der duden unter dem eintrag "Freund-Feind-Schema" nichts erläutert, sondern verweist auf "Freund-Feind-Denken".

diese tätigkeit erklärt der dickste duden so: "(Soziol.): schematische Klassifizierung von Mitmenschen unter dem alleinigen Gesichtspunkt der Freundschaft od. Feindschaft." man liests und merkt, an putin hat der oder die bearbeiter/in nicht im entferntesten gedacht.

"Mitmensch" erklärt nämliches wörterbuch so: "Mensch als Geschöpf, das mit andern in der Gemeinschaft lebt, den Lebensraum mit andern teilt." schon klar, putin teilt mit den dudenmitabeiter/innen nicht den lebensraum. also denken sie auch nicht an ihn, er kann weder freund noch feind sein.

mich wundert nicht, dass madame de stael (hier fehlt mir auf der tastatur wieder das trema) so vernichtend über die denker in deutschland schreibt, denn es ist bis heute so, dass die allermeisten bewohner dieses landes etwas andres tun, wenn man meint, sie denken.

wie könnte sonst von statusdenken die rede sein? oder von prestigedenken und wunschdenken? wohlstandsdenken? wo bleibt da das denken? beim obrigkeitsdenken? oder beim sicherheitsdenken? und beim anspruchsdenken? am ende bleibt es wohl eher beim kästchendenken.

nein, ein schwarzweißdenken gibt es im deutschen duden nicht, wohl aber die schwarzweißmalerei. aber das ist ja, wie der name sagt, eine ganz andere zunft und kunst. eine wortlose und meist auch brotlose.

wenn es nicht so wäre, so geblieben wäre, wie madame de stael die denker hierzulande charakterisierte, wäre es nicht so besonders, was rainer mausfeld in seiner vorlesung über die gründe der schweigsamkeit der lämmer sagte.

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Geschrieben von

h.yuren

buchveröffentlichung 2017, KRAH - das rabentagebuch, 350 S., 8 fotos ISDN 978-3-945265-45-1; Tb. 15,-

h.yuren

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