der frackdreck.

kabinettsbeschluss. heute beschloss das kabinett in berlin, ein gesetz über, sprich: für fracking vorzulegen. kritik am gesetzentwurf wurde sogleich vernehmbar laut. von beiden seiten.

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wirtschafts- und umweltministerium schämen sich nicht, ein fracking-gesetz ins parlament einzubringen. den involvierten ministerien stehen spd-minister vor. es kommt eine mischung aus tradition - spd als bergbaufreundliche partei, aus lobbyismus und aus inkompetenz zum zuge. letztere führte die feder.

die dlf-kommentare zur gesetzesvorlage heute abend waren gewohnt zahm, aber doch verhalten kritisch. es war sowohl von einem frackingermöglichungsgesetz die rede wie auch von einem frackingverhinderungsgesetz. industrievertreter geht die vorlage zu weit mit den einschränkungen und auflagen; umweltschützern öffnet das gesetz dem fracking tür und tor.

dass es überhaupt eine diskussion über ein verfahren zur förderung fossiler energieträger gibt, ein verfahren, das in den usa, aber auch in niedersachsen bewiesen hat, dass es große risiken birgt, muss zu denken geben. in frankreich ist fracking verboten. sind die mitglieder der französischen regierung frei von den beschränkungen der berliner kabinettsmitglieder?

dafür spricht wenig. doch der sachverhalt ist eindeutig. fracking darf es in einem dichtbevölkerten land nicht geben. denn (sorry, dass ich die gründe der gegner nun noch einmal aufzähle; wer sie kennt, kann sie überfliegen) allein für die logistik um die bohrplätze herum wird soviel fläche verbraucht und zum teil zerstört, dass etwa in nrw das münsterland nach einer frackingfreigabe nicht mehr wiederzuerkennen wäre.

schwerlastverkehr transportiert die frackingflüssigkeit zur bohrstelle und lagerstättenwasser von ihr weg. das dürfte sehr laut und lästig werden für die anwohner. die schwertransporter verdieseln die luft, und vom bohrloch strömt je nach windrichtung ein gemisch aus methan und giftigen gasen in die umwelt. (ein dichtes bohrloch hat es noch nicht gegeben) klar, dass allein durch den betrieb an der bohrstelle der wert der immobilien in der nachbarschaft nicht gewinnt. verkauf und umzug werden sehr teuer.

fracking bricht das gasführende gestein durch hochdruck auf. je nach untergrund kann dadurch ein erdbeben ausgelöst werden. so geschehen in england und in niedersachsen. werte von 4 bis 5 auf der richterskala sind gemessen worden. schäden an häusern und bauwerken sind die folge. das lässt den wert der immobilien noch einmal drastisch sinken. anwohner, die sich das bieten lassen, sind krank oder werden es.

die landschaftszerstörung ist beim fracking sehr groß, weil das verfahren nicht lange vorhält. die quellen versiegen in der regel nach kurzer zeit. darum wird entweder mehrfach gefrackt oder aber gleich einige kilometer weiter eine neue bohrung niedergebracht. die claims der energiekonzerne decken in nrw schon zwei drittel des landes ab. die folgen einer zulassung wären vergleichbar mit den wüstungen im 30-jährigen krieg.

zu recht haben die wasserwerke gleich zu anfang gegen die frackingvorhaben protestiert. inzwischen haben sich die brauereien dem protest angeschlossen. im gesetzenwurf werden darum wasserschutzgebiete und ähnliche flächen vom fracking verschont. aber eine expertenkommission soll entscheiden. wenn man weiß, woher die experten kommen und wie gerade die bergbauexperten mit der industrie eng verbandelt sind, kann nur vor solchen experten warnen.

der cocktail aus chemikalien, wasser und sand, der beim fracking unter hochdruck in die tiefe gepresst wird, ist alles andere als genießbar. er kann das grundwasser vergiften, aber auch auf verschlungenen wegen an die oberfläche gelangen. eine genaue karte des untergrunds gibt es nicht. die geologen freuen sich über jede probebohrung, weil sie dadurch mehr über den untergrund erfahren. das meiste ist ungefähre vorstellung aufgrund weniger tiefenbohrungen.

minister gabriel war wiederholt im o-ton eingeblendet mit dem spruch, die hauptsache sei es, die konventionelle gasförderung zu erhalten und zu sichern. entweder hat der minister keine ahnung oder er tut nur so. die rückläufige gasförderung im emsland und anderswo in norddeutschland ist gerade ein grund, warum das fracking die lücke bei der normalen gasgewinnung schließen soll.

das ist aber ein ebensolcher quatsch wie die stets wiederholte vorstellung, die brd müsse bald noch mehr gas aus russland einführen, weil die eigenen quellen spürbar weniger sprudeln. fracking taugt nicht als notstopfen. denn an die knappen zehn prozent des eigenbedarfs käme diese methode niemals heran. vielleicht an zwei prozent, wenn größte umweltzerstörung dafür in kauf genommen würde.

wie passt das gesetz fürs fracking überhaupt zur energiewende hierzulande? entlarvt es nicht das gerede von der energiewende als unaufrichtig? sind die kohlesubventionen noch nicht kontraproduktiv genug? die regierenden möchten es nicht mit der industrie verderben. das ist über jeden zweifel erhaben. soll die frackingmethode doch wenigstens die chance erhalten, zu beweisen, was sie kann. so reden die gekauften.

wenn die entscheidungsträger in berlin wüssten, was für ein wanderzirkus das fracking ist, könnten sie dem verfahren nur per gesetz eine gasse öffnen, wenn sie keinen gedanken an die unbezahlbaren umweltkosten verschwenden. und, selbst unter optimalen fördermengen könnte die methode nur eine winzige menge gasimporte einsparen helfen. wie gesagt etwa zwei prozent. aber das auch nur für wenige jahre. denn dann sind die frackinggasquellen versiegt.

meine kenntnisse habe ich durch die beteiligung an der bürgerinitiative nordwalde gegen fracking.

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Geschrieben von

h.yuren

buchveröffentlichung 2017, KRAH - das rabentagebuch, 350 S., 8 fotos ISDN 978-3-945265-45-1; Tb. 15,-

h.yuren

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