die medien melden den fall (im wörtlichen sinn) eines kindes, das auf einem ausflug der kita plötzlich vom erdboden verschwand. das kind war im wald in einen alten bergwerksschacht gefallen. der schacht war tief. von dem kind war nichts mehr zu sehen.
die erzieherin zögerte nicht. sie sprang dem kind ins ungewisse hinterher. zum glück verletzte sich weder kind noch erzieherin. in dem 25 m tiefen schacht stand wasser. die frau konnte sich und das kind über wasser halten, bis hilfe von der erdoberfläche kam.
in dem bericht über das geschehen war von dem großen mut der erzieherin die rede. das ist das übliche gerede ohne verständnis für das besondere der tat. die frau handelte nämlich nicht überlegt und nach abwägen aller eventualitäten, sondern spontan. sie hatte keine bedenkzeit.
solche reflexartigen rettungsaktionen sind anrührend, weil sie zutiefst menschlich und zugleich übermenschlich sind in dem sinn, dass wir so etwas nicht von jedermann erwarten können. gleichwohl ist eine genetische disposition verantwortlich für das fraglose rettungsverhalten.
egal ob ein ertrinkender aus gefährlichen fluten oder eisigem wasser gerettet wird, egal ob jemand aus einem brennenden haus oder auto geholt wird, immer wird in solcher notsituation ein reflex aktiviert, den der mensch in grauer vorzeit erwarb und durch den er viele gefahren überlebte.
für uns heute fällt der rettungsreflex aus dem rahmen, weil er in einer solidarischen gemeinschaft entstand, die wir nur noch ansatzweise kennen. der rettungsreflex ist eine art urgewissen, das die zeiten überdauert hat, weil es genetisch verankert ist.
Kommentare 6
der rettungsreflex setzt allerdings eine art urgewissen voraus.
ob das allerdings genetisch verankert ist sollte man mit Herrn Sarrazin, dem Volksgenetiker noch einmal etwas eingehender besprechen, so es denn möglich sein sollte.
lieber m.einer,
aus 2 gründen werde ich auf die wahrheitsfindung durch herrn sarrazin verzichten, erstens fürchte ich mich vor dessen wahrsprüchen, zweitens ist der beweis durch den hergang bereits erbracht: da der rettungsreflex spontan erfolgt und ohne rücksicht auf die eigene gefährdung, ist klar, dass der retter/die retterin sozusagen einem inneren antrieb folgt, der wie eine instinkthandlung unwiderstehlich ist und blindlings abläuft. der unschätzbare wert des spontanen rettungsverhaltens liegt auf der hand. erlernbar ist daran nichts.
Über Menschen mit AD(H)S habe ich bereits mehrfach gelesen, dass sie überdurchschnittlich gut während kurzfristig nervlich belastender Augenblicke fokussieren können und intuitiv und schnell "das Richtige" tun. Es war die Rede vom schnellen Helfen bei Autounfällen. Viele weibliche ADHSler üben "soziale" Berufe aus.
eine genetische disposition
Den Bezeichnung genetisch würde ich auch noch mal überdenken. Natürlich hat der Mensch eine biologisch-genetische Prädisposition (prä in einem sehr elementaren Sinne), die zum Beispiel dafür sorgt, dass er sich nicht von Eisenerzbrocken ernähren kann. Aber ob er viel oder wenig, regel- oder unregelmäßig, roh oder gekocht, heiß oder lauwarm, Fleisch oder nicht, isst, oder ob er sein Essen gern teilt oder nicht, hängt von ganz anderen Umständen ab.
weil er in einer solidarischen gemeinschaft entstand
schreibst du ja richtig. Sowas trägt sich in die mentalen und sozialpsychischen Strukturen ein, nicht als darin auffindbaren spezifischen Code in die genetischen Muster.
Selbstverständlich gibt es beim Menschen einen Zusammenhang zwischen seiner biologischen Evolution, also der fortlaufenden auch genetischen Veränderung und der (nur im Kontext der gesellschaftlichen 'Evolution' denkbaren) historischen Transformation von Sozialpsyche und Mentalität. Wenn man dann noch die von diesem solcherart sich transformierenden Menschen ausgehenden Einwirkungen in die sonstige Natur hinzudenkt, kommt man, wenn man will :)), auf einen ganz neuen Naturbegriff. (Naja, so neu ist der sicher nicht...)
Oje, wo hat's mich jetzt hingeredet?!
lieber steini, nicht von hilfsbereiten leuten ist mit dem rettungsreflex die rede. wer besonders geeignet ist, sein leben in einer brenzlichen situation aufs spiel zu setzen, kann ich nicht sagen. mir will nur scheinen, dass uns der reflex angeboren ist, hilfe zu leisten, und zwar bedenkenlos. es soll vorkommen, dass jemand ins wasser springt, um einen absaufenden zu retten, obschon seine schwimmkunst so begrenzt ist, dass er am ende mitversinkt.
aber nicht bei jedem löst die tödliche gefahr den rettungsreflex aus. das ist wahrscheinlich die schuld der zivilisation, die zur ich-igkeit erzieht.
lieber goedzak, du hast dich nicht vergaloppiert, finde ich, aber mir ist es offenbar noch nicht gelungen, den beweis zu erbringen, dass so ein spontaner einsatz des eigenen lebens für einen anderen in lebensgefahr wie in dem fall der kindergärtnerin angeboren ist oder genetisch angelegt.
ich schließe das aus der tatsache, dass die rettungsaktion rücksichtslos gegen den helfer und fokussiert ist auf die rettung des gefährdeten. das nennt man gewöhnlich altruismus. der begriff kommt mir aber zu gemütlich daher. das mädchen mit den sterntalern gibt sein letztes hemdchen. es riskiert aber damit nicht sein leben.
ich sehe unsere ahnen in der dauernden gefährdung. sie konnten nur überleben, wenn sie eine gemeinschaft bildeten, die auf gegenseitige hilfe baute. die brauchten den anderen wirklich zum (über)leben. umgekehrt wurde mangelnde hilfeleistung evolutionär bestraft durch ausmerzung.
der entscheidende punkt, aus dem ich auf genetische motive schließe, ist die unüberlegtheit der hilfeleistung. es ist wie ein reflex. sowas kann man nicht lernen. was wir aber nicht lernen können, haben wir im genetischen paket mitbekommen. nun klar, was ich meine?