Die "Erneuerbaren".

Wortkritik. duden: 'erneuerbar': "sich erneuern lassend, zum Erneuern geeignet: -e Teile; <<Daneben will Brüssel auch die Erforschung und Anwendung -er Energien ... unterstützen.>>"

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jahrzehnte ist nun schon die rede von den erneuerbaren energien, und tatsächlich sind einige veränderungen draußen sichtbar, etwa windräder, voltaikdächer und biogaskruken.

aber zum wort selbst: was ist eigentlich erneuerbar? die einmal verbrauchte energie ist futsch. sie lässt sich nicht erneuern wie ein abgewetzter fahrradreifen. wohl ist neue energie aus derselben quelle holbar. das ist wie beim alten brunnen dunnemals, aus dem sich wasser holen ließ, das vom grundwasser (meist) wieder aufgefüllt wurde.
das windrad holt keinen verbrauchten vorrat an energie aus einem speicher oder ersatzteillager. die windkraft ist (fast) immer abrufbar da. es spielt keine rolle, wieviel davon verbraucht wird.


im duden-eintrag erinnern die erneuerbaren teile (-e Teile) an den ursprünglichen gebrauch und gedanken. ersatzteile werden an die stelle "verbrauchter", das heißt, unbrauchbar gewordener teile gesetzt. es wird ersetzt.
das adjektiv "erneuerbar" wird heute hauptsächlich in verbindung mit energien gebraucht. streng genommen ist aber z.b. die windenergie nicht ersetzbar durch eine neue unverbrauchte, sondern unendlich (nach)fließend wie das wasser in besagtem brunnen. wie das verbrauchte wasser nur im kreislauf erneuert wird, neu nachfließt, so strömt auch die windkraft mit dem zustrom der luft nach.
fazit: die sogenannten erneuerbaren (aus englisch renewable) (energien) sind nicht wirklich erneuerbar, wohl aber (praktisch) endlos abrufbar oder nutzbar. es sind endlos-energien, während die fossilen endlich und bald erschöpft sind.
statt endlos-energie (drei silben kürzer als erneuerbar) ist auch sonnen-energie ein angemessenes wort, denn wind-, wasser- und lichtkraft gehen auf die sonnenstrahlen zurück.

die endlos- oder sonnenenergie bietet den unschätzbaren vorteil gegenüber der fossilen, dass sie überall frei zur verfügung steht. keine finsteren bergwerke, kein wald von fördertürmen, keine umweltkatastrophe macht sie bedenklich. zentralismus des fossilen zeitalters der industrie steht die möglichst dezentrale energieversorgung im solaren zeitalter gegenüber. statt endlos- oder sonnenenergie ist daher auch der ausdruck 'freie energie(n)' dem wortgetüm "erneuerbar" vorzuziehen.

wortsinn, aber auch sprachökonomie und -gefühl sind argumente gegen den üblichen wortgebrauch.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

h.yuren

buchveröffentlichung 2017, KRAH - das rabentagebuch, 350 S., 8 fotos ISDN 978-3-945265-45-1; Tb. 15,-

h.yuren

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