erst gestern hörte ich von dem buch der autoren kate pickett und richard wilkinson The Spirit Level.
der titel ist alles andere als informativ. das gab r.w. in einem vortrag zu, den du auf youtube hören und sehen kannst. in dem buch geht es um die auswertung vieler studien der un-organisationen zur lebensqualität in reichen ländern.
die autoren, professoren aus england, kommen zu dem ergebnis, dass die schere zwischen arm und reich, die sich stets weiter öffnet, ein gradmesser für die lebensqualität oder das glück der länder ist. sie zeigen an x beispielen, dass große gegensätze im einkommen, sprich: große ungleichheit, unglück bedeutet.
umgekehrt können sie nachweisen, dass in gesellschaften mit geringeren unterschieden die lebensqualität signifikant höher ist. konkret: kriminalität, kinder kriegen kinder, schulabbrecher, volle gefängnisse usw. liegen z.t. um ein vielfaches niedriger als in den neoliberalsten ländern, wofür stets wieder die usa und uk genannt werden.
positiv schneiden die aus den pisa-studien schon bekannten musterländer ab wie japan, schweden, finnland usw.
was werden unsere schwarzgelben regierer in berlin damit anfangen können? die warten wahrscheinlich auf die übersetzung ins deutsche, vor allem unser außenminister.
Kommentare 3
Lieber h.yuren,
das hört sich ja interessant an.
Du schreibst, daß die Autoren von 'The Spirit Level' >nachweisen [können], dass in gesellschaften mit geringeren unterschieden die lebensqualität signifikant höher ist -- Am Ende fragst Du: >was werden unsere schwarzgelben regierer in berlin damit anfangen können? -- Ich glaube, daß denen das alles wohlbekannt sit, daß es ihnen genauso allerdings genehm ist.
Denn eine entsolidarisierte und dadurch fragmentierte und ständig von sozialem Abstieg bedrohte Gesellschaft läßt sich leichter führen.
In einer so geführten Gesellschaft läßt sich auch sehr gut der Kampf "jedes gegen jeden" inszenieren. Solange aber die meisten damit beschaftigt sind, möglichst jeden anderen zu bekämpfen und sich vor dem jeweils anderen zu fürchten, weil der einen ja auch wiederum bekämpft, kommen die Leute nie auf so dumme Gedanken wie z.B. die zu bekämpfen, die ebendiese Lebensbedingungen durch ihre politischen Entscheidungen schaffen.
Insofern werden vielleicht unsere Volksvertreter das Buch mi einem Schmuunzeln zur Kenntnis nehmen, daß da jemand etwas sehr Kluges verfaßt hat, und dann mit einem Achselzucken zur Tagesordnung des politischen Geschäfts übergehen, um noch rasch die nächsten Gesetze zu beschließen, die diese Lebensverhältnisse weiter zementieren.
danke fürs lesen und schreiben, lieber ida.
dem internet-geschäft ist es zu danken, dass ich heute per post das bestellte buch bekam. diagonal bin ich auch durch die gut 330 seiten geflogen.
wahrscheinlich habe ich im blog nicht konkret genug oder nicht ausführlich genug die vorzüge der publikation gepriesen, dass du erwartest, die regierlichen seien damit vertraut und schmunzelten in sich hinein.
ein paar details nachgereicht:
über dem buchtitel steht der untertitel "WHY GREATER EQUALITY MAKES SOCIETIES STRONGER"
auch das sagt weniger als die rezensentenurteile aus englischen zeitungen.
Sunday Times: "This is a book with a big idea, big enough to change political thinking... In half a page, it tells you more about the pain of inequality than any play or novel could."
und ebenfalls auf dem cover hinten, aber als letztes urteil, vom Independent: "Compelling and shocking. All free marketers should be made to memorize it from cover to cover." hier siehst du, dass die schwarzgelben not much amused sein dürften.
vielleicht gibt das einen stärkeren eindruck von der wucht des neuen werks, das vor anderthalb jahren zuerst in england erschien.
interessant ist, dass das buch mit seinen gedanken über das glück der gesellschaft aus demselben land kommt, in dem vor langer zeit adam smith seine thesen verbreitete.
dies geht klar in eine andere richtung. die autoren behaupten nicht, dass durch wilde wirtschaft das größte gemeinwohl entsteht, sondern zeigen, dass eine relativ egalitäre gesellschaft in sachen gesundheit und wohlbefinden besser abschneidet als eine relativ gespaltene gesellschaft, in der die kluft zwischen arm und reich größer ist.
"relativ", weil praktisch nur die reichsten länder gegenstand der untersuchung sind. die anderen stellen nicht das datenmaterial zur verfügung, auf dem die empirische studie beruht.
die grafik 13.1 über gesundheit und soziale probleme ist eine art exemplarischer basis. japan steht darin für den idealfall. es hat die größte einkommensgleichheit, verglichen mit schweden, norwegen, finnland usw., und die geringsten gesundheits- und sozialprobleme. die usa stehen am gegenpol, noch hoch über portugal und uk, mit großen einkommenunterschieden und großen problemen, gesundheitlich und sozial.
beispiele für probleme sind drogenabhängigkeit, kriminalität etc., aber auch übergewicht, teenageschwangerschaften etc.
ich hoffe, jetzt kannst du dir ein besseres bild machen über das buch, aus dem ich oft zitieren werde.
habe erst heute durch zufall das blog von annette lack gefunden, das sie am sogenannten sommeranfang (21.6.10) hier einstellte mit dem thema: Überraschung! Soziale Gleichheit macht auch 'Reiche' glücklicher.
siehe
www.freitag.de/community/blogs/anna-
nach einem vierteljahr hat das thema nichts von seiner brisanz verloren, meine ich. das buch, das es auch auf deutsch gibt, ist bleibt empfehlenswert.