ein- und ausladungen.

ist das deutsch? der australische bioethiker peter singer ist weltweit bekannt für seine thesen zum tierschutz, aber auch zur euthanasie in extremen fällen von säuglingsgebrechen.

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nun war peter singer gleich zweimal in deutsche städte eingeladen worden. in berlin sollte er einen nach ihm benannten preis für seinen kampf gegen tierleid erhalten. in köln sollte er über die frage "Können Veganer die Welt retten?" sprechen, und zwar beim philosophie-treff phil-cologne.

beide termine sind nun geplatzt, weil der eingeladene der nzz ein interview gab, in dem er seine bekannten thesen zur tötung schwer geschädigter neugeborener wiederholte. erstens hatte das interview nichts mit den einladungen nach berlin und köln zu tun, und zweitens hat singer im interview keine neuen thesen vertreten.

was die veranstalter in beiden städten zur absage brachte, war zum einen der vehemente protest von vertretern der behindertenvereine, zum andern das schlechte gewissen durch die verbrechen der deutschen nazivergangenheit. nicht zuletzt dürfte der dumpfe irrationalismus im lande der dichter und denker ein zusätzlicher grund für die absagen in beiden städten gewesen sein. das ist deutsch.

wenn ein buch und ein kopf zusammenstoßen und das klingt hohl, so muss das nicht allemal im buche liegen, lautet ein bekannter aphorismus lichtenbergs. übertragen auf die aktuellen ein- und ausladungen eines berühmten philosophen in berlin und köln, muss die zumutung nicht eindeutig auf seiten des philosophen gesucht werden.

besonders beschämend wird die angelegenheit, wenn mensch weiß, dass der tierschutz seit einigen jahren teil der teutschen verfassung ist, und wenn mensch bedenkt, dass es in köln angeblich um ein fest der philosophie ging.

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Geschrieben von

h.yuren

buchveröffentlichung 2017, KRAH - das rabentagebuch, 350 S., 8 fotos ISDN 978-3-945265-45-1; Tb. 15,-

h.yuren

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