eine zensur findet nicht statt.

unterdrückung. erst jetzt - über 60 jahre nach der abfassung - wird der zweite roman von siegfried lenz veröffentlicht. titel: der überläufer. ein deutscher soldat lief zum iwan über.

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so etwas war ein thema, das in der kalten-kriegs-zeit in der brd nicht publizierbar war. damals war die verfassung längst in kraft, in der steht, dass eine zensur nicht stattfindet. was nützt aber so eine bestimmung, wenn in den köpfen der entscheidenden leutchen die schranken und beschränktheiten mächtig sind?

steht nicht in dieser verfassung auch, dass der tierschutz längst verfassungsrang hat? haben sollte? und was ist die wirklichkeit im lande? eine massentierquälerei neben der anderen. sind die bewohner dieses landes schizophren? oder die regierenden?

siegfried lenz, der autor des bislang unveröffentlichten buchs, war mir der sympathischste der drei einsilbigen: böll, grass, lenz. welche rolle bei diesem fall von zensur der einäugige verfassungsschutz spielte, wäre interessant zu wissen. vor über 60 jahren war der bestimmt noch schlimmer als heute.

ein "iwan-versteher" im kalten krieg wäre natürlich noch mal eine nummer größer gewesen als ein "putin-versteher" heute. so ein buchtitel passte auf keinen fall in die jahre des kpd-verbots. und die vorbereitung der wiederbewaffnung war auch nicht günstig für so ein buch. klar.

die verfassung der brd ist das eine, die verfassung der bürger ist das andere. und dann kommen noch die diplomatischen rücksichtnahmen hinzu, und zwar bis heute. und siegfried lenz hat diese unterdrückung sein leben lang ausgehalten. aber als ich in einem kürzeren text von ihm auf das wort, das mir nicht geläufig war, nämlich ochlokratie stieß, hat mich das nachdenklich gemacht.

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Geschrieben von

h.yuren

buchveröffentlichung 2017, KRAH - das rabentagebuch, 350 S., 8 fotos ISDN 978-3-945265-45-1; Tb. 15,-

h.yuren

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