failed states.

neologismus. die geheimdienste leisten die vorarbeit, bis schließlich das militär den rest abräumt. übrig bleibt ein destabilisiertes land, in dem das leben problematisch ist.

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zu deutsch gescheiterter staat. das phänomen gab es schon von anfang an während der staatlichen ära, aber erst jetzt erhielt es einen namen.
beispiele, die heute genannt werden, sind afghanistan, somalia, libyen, irak, syrien etc.
das sind länder, deren infrastruktur durch kriege weitgehend zerstört wurde oder noch wird. die zentralgewalt, soweit noch vorhanden, kann die kontrolle über das territorium nicht mehr oder nur noch teilweise ausüben. es ist von bürgerkrieg die rede. aber der eigentliche verursacher der unsicheren zustände ist die nato, die in alle diese staaten eingriff und sie destabilisierte. das jüngste opfer ist die ukraine.
soweit die nicht ganz offizielle erklärung des phänomens.
die usa, die führungsmacht der nato, gilt nicht als failed state. dort werden täglich an die 80 menschen auf offener straße erschossen. das ist nicht sicherer als im irak. dort sind soviel menschen in gefängnisse eingesperrt wie in keinem anderen land der welt. dort ist die gesellschaft tief gespalten in arme und reiche, darüber hinaus auch in farbige und weiße. nach erschießungen von afroamerikanern durch weiße polizisten kommt es regelmäßig zu krawallen. die reichen us-amerikaner wohnen geschützt in den gated communities. das land hat so hohe staatsschulden wie kein anderer staat.
auch griechenland gilt nicht als failed staat, obwohl nicht einmal der iwf glaubt, dass die griechische regierung die schulden des landes je wird zurückzahlen können.
auch die brd ist unverdächtig, ein gescheiterter staat zu sein, wenn es auch über 10 jahre den sicherheitsdiensten nicht gelang, die mordbande des nsu aufzuspüren. es stellte sich heraus, dass etwa der verfassungsschutz - so heißt der geheimdienst des inneren - ein undurchsichtiges spiel trieb, viele akten verschwinden ließ etc. die v-leute wurden nicht nur bezahlt von den verfassungsschützern, was zum fiasko vor dem verfassungsgericht geführt hatte, als der versuch unternommen wurde, die npd zu verbieten. das war ein halbherziger versuch gewesen. und beim zweiten anlauf jetzt spielt die regierung nicht mit. mit fadenscheinigen begründungen der c-parteien.
die brd wird natürlich nicht unter den gescheiterten staaten gelistet, etwa weil die schulleistungen hier wie in keinem anderen land vom elternhaus der schüler abhängen oder etwa weil die schere zwischen arm und reich immer weiter aufgeht. dass die brd sich seit ende des vergangenen jahrhunderts an kriegen der nato beteiligt, obwohl die verfassung solche einsätze verbietet, spielt bei der rubrizierung unter failed states keine rolle. genausowenig wie die vorsintflutliche komplizenschaft in diesem land zwischen staat und kirche, wodurch dem staat beträchtliche summen verloren gehen (vgl. das "Violettbuch Kirchenfinanzen" von Carsten Frerk).
selbstverständlich ist noch niemand auf die idee gekommen, den staat an sich zum konstrukt zu erklären, das so konzipiert ist, dass es in jedem fall scheitern muss. als beweis diene die tatsache, dass alle staaten kriegsgesellschaften sind, die aus kriegen hervorgingen und, wie kant in seinem buch "Zum ewigen Frieden" schon schrieb, allenfalls episoden relativer waffenruhe erleben, bevor das große morden fortgesetzt wird.
da durch die staatliche subventionierung der waffenschmieden die mordwerkzeuge stets "perfekter" geworden sind, darf mit fug angenommen werden, dass demnächst nicht nur staaten unregierbar werden wie die failed states, sondern ganz von der erdoberfläche verschwinden, weil die mordrate inzwischen entsprechend hoch ist.
in englischer aussprache dürfte es sich dann noch stets um einen staat handeln, der failed, was dann aber heißt, dass er fehlt. er kann in der uno-liste gestrichen werden. es kann aber auch geschehen, dass nach dem nächsten großen krieg, vor dem die amtierenden regierer ja keineswegs zurückschrecken, nur noch eine gemengelage von failed states und ausgefallenen = fehlenden staaten übrig bleibt. spätestens dann könnte es sein, dass dem einen oder anderen dämmert, dass staat an sich eine failkonstruktion war.

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Geschrieben von

h.yuren

buchveröffentlichung 2017, KRAH - das rabentagebuch, 350 S., 8 fotos ISDN 978-3-945265-45-1; Tb. 15,-

h.yuren

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