Geschichte kurz. Teil 4

George Fox. s. o.

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1947 erhielten die "Friends" den Friedensnobelpreis für ihre Hilfsaktionen nach den Weltkriegen. Zum Beispiel gab es an deutschen Schulen in der Not der Nachkriegszeit die Schulspeisung, gespendet von der Society of Friends in den USA.
Während derart Geist und Arbeit der Gemeinschaft um George Fox die Jahrhunderte überdauerten, waren die anderen Bewegungen der englischen Revolution meist nur kurzlebig. Zum Beispiel die der "Diggers". Landbesetzer waren sie. Vertriebene Landarbeiter, die sich in einer Selbsthilfeaktion zusammenschlossen, ein Stück Brachland besetzten und urbar machten. "to dig" heißt graben, auch umgraben. Um ihre Aktion zu rechtfertigen und zugleich andere aufzurufen, es ihnen gleichzutun, brachten die "Diggers" ein Flugblatt in Umlauf. Darin ist nachzulesen, dass sie sich auf die historische Tatsache beriefen, dass die Erde vor sehr langer Zeit einmal allen gehört hatte. Es sei ein Verbrechen an der Menschheit gewesen, dass irgendwann Banden im Orient damit anfingen, Land in Besitz zu nehmen. Dieses Unrecht müsse zum Wohl der Menschheit rückgängig gemacht werden.
Während die "Friends" eine gesellschaftliche Nische in der Religion fanden, prallten die "Diggers" mit ihrem Vorhaben an den wirtschaftlichen Verhältnissen ab. Längst konzentrierte sich die Finanzmacht in den Städten und nicht mehr auf dem Lande.
Der Traum der Habenichtse aus der tiefen Provinz war darum bald ausgeträumt. Sie wurden aus ihrem "Urdorf" verjagt. Das Eigentum war heilig, auch wenn es als Brachland niemand nutzte. Das hätten die "Diggers" wissen müssen.

Auch der englische König hing alten Zeiten nach. Bis sein Rückwärtsdrang gebremst war, dauerte es aber etwas länger. Aus zwei Gründen: Erstens hatte er sehr viel Macht, und zweitens lag seine gute alte Zeit nicht Jahrtausende zurück, sondern nur etwa ein Jahrhundert.
Mit äußerster Härte ließ er die Puritaner verfolgen, weil sie die Staatskirche kritisierten und dadurch seine Macht untergruben. Die Verfolgung war erfolgreich. Sie füllte die Gefängnisse und die Schiffe der Auswanderer.
In der Wahl der Mittel war Karl I. nicht zimperlich. Als König von Gottes Gnaden glaubte er, niemand Rechenschaft schuldig zu sein. 11 Jahre regierte er ohne Parlament. Aber dann holte auch ihn die Zeit ein.
Bei dem Versuch, Schottland die englische Kirchenverfassung aufzuzwingen, scheiterte er. Die calvinistischen Schotten stellten zur Verteidigung ihres Glaubens ein so starkes Heer auf, dass die königlichen Truppen dagegen machtlos waren.
Kein Grund für einen absolutistischen Monarchen, seine nostalgischen Pläne aufzugeben. Aufrüsten wollte er. Die Schotten in die Knie zwingen. Dafür brauchte er allerdings sehr viel mehr Geld, als er allein aufbringen konnte. Also ließ er sich dazu herab, nach 11 Jahren das Parlament einzuberufen, damit es nach altem Recht die erforderlichen Steuergelder bewilligte.
Doch die Parlamentarier nutzten die Gunst der Stunde und kamen mit gesalzenen Gegenforderungen. Unter anderem verlangten sie das Recht, die Oberkommandierenden der Armee zu benennen.
Auf derlei Bedingungen, die seiner Entmachtung gleichkamen, ließ Karl sich nicht ein. In aller Eile sammelte er Truppen, um das Parlament gefügig zu machen. Unterstützung fand er vor allem beim Hochadel.
Gegen die ungeübten Einheiten der übereilt zusammengestellten Parlamentsarmee waren die Königlichen anfangs im Vorteil. Als aber Schotten und Parlament gemeinsame Sache machten, hatte Karl keine Chance mehr.
Der König geriet in Gefangenschaft und wurde anno domini 1649 in London geköpft. Just in jenem Jahr, als George Fox in Nottingham auftauchte.
Der neue starke Mann hieß Oliver Cromwell. Er hatte sich als General der Parlamentsarmee erfolgreich geschlagen und hielt sich für ein Werkzeug Gottes. Ein preußischer Philosophie-Professor sollte später den Ehrentitel für solche Schlägertypen vorschlagen: "Geschäftsführer des Weltgeistes".

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Geschrieben von

h.yuren

buchveröffentlichung 2017, KRAH - das rabentagebuch, 350 S., 8 fotos ISDN 978-3-945265-45-1; Tb. 15,-

h.yuren

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