ein erhabener verfassungsgrundsatz angesichts der verfilzten wirklichkeit. die dreizahl verwies ihn von anfang an, lange bevor die multis ihre herrschaft antraten, ins reich der mythen.
da den dudianern nie zu ohren gekommen ist, was proporz, korruption und lobbyismus aus der sogenannten gewaltenteilung machen, sagen sie brav wie ein schülerchor auf:
"Trennung von gesetzgebender, ausführender u. richterlicher Staatsgewalt u. ihre Zuweisung an voneinander unabhängige Staatsorgane: das demokratische Prinzip der G.; die Lehre Montesquieus von der G."
das ist die erläuterung des begriffs durch dudens.
im wörterbuch der ddr stand ungeschminkt und unverschämt:
"die Teilung der staatlichen Befugnisse in gesetzgebende, richterliche und ausführende Gewalt: die bürgerliche Lehre von der G."
im entsprechenden wikipedia-artikel ist u.a. von der erosion der gewaltenteilung die rede. verschränkung, sprich: keine trennung, ist das ersatzwort für gewaltenteilung.
also bleibt es erst mal bei der these, die dreifaltigkeit der macht sei ein mythos.
nun hat der gute alte montesquieu nur gerade mal einen ersten schritt getan. die nachfolgenden generationen bis heute stilisierten seine grundsätze zum non plus ultra hoch.
dabei ist die teilung der verwaltung noch längst nicht wirklichkeit geworden. und zwar nirgendwo.
allerdings demonstrieren föderal organisierte staaten schon einen wichtigen weiteren ansatzpunkt für die gewaltenteilung. die kantone der schweiz sind teil des ganzen landes mit eigenen befugnissen. auch die bundesländer in der brd haben eigene rechte. freilich müssen diese rechte stets wachsam verteidigt werden gegen die zudringlichkeit der zentralgewalt, besonders seit der vergrößerten berliner republik.
kurz, in drei richtungen ist an der gewaltenteilung noch viel zu wünschen übrig:
erstens in der inneren verwaltung gegen filzokratie, proporz und korruption, zweitens in der aufteilung der verwaltung in kleinere einheiten, beispiel schweiz,
nicht zuletzt ist die macht der multis mit nachdruck zu regulieren, das heißt, vor allem übergriffe aller art einzugrenzen.
nein, nein, wir leben noch immer nicht in der besten aller möglichen welten.
gewaltenteilung.
Geschrieben von
h.yuren

Kommentare 11
Die taz rezensierte ein Buch von Wilhelm Schlötterer über einen deutschen Politiker, die dieser Tage 100 Jahre alt geworden wäre. Ein Ausschnitt aus dem taz-Text:
"Schlötterers exakt dokumentierte Untersuchung schildert einen korrupten Potentaten, der gegen gewaltige Bestechungssummen Milliardäre und Millionäre vor Steuer und Strafverfolgung schützte, ungezählte Millionen Mark Schmier- und Schwarzgelder, Parteispenden und illegale Provisionen beiseiteschaffte und auf Schweizer Konten verteilte, der sich von Geschäftsfreunden Prostituierte und Kellnerinnen zuführen ließ (er selbst zahlte nicht gern), der Urlaube, Privatflüge und Juwelen für seine Frau als Geschenke von Unternehmern forderte. Er belog Volk, Landtag und Bundestag. Er konnte brüllen und pöbeln, er soff derart, dass er einmal vollgepisst zu einer Fernsehaufzeichnung erschien und einen Begleiter, der ihm beim Umziehen half, in den Hintern trat."
Dieser Politiker wird in Deutschland gefeiert werden, obwohl er während seiner politischen Karriere hauptsächlich im kriminellen Sumpf gewatet ist. Von Gewaltenteilung keine Spur.
Dieser Politiker wird in Deutschland gefeiert
ein sehr starkes stück! danke dafür, lieber achtermann. der freistaat ist ein besonders harter brocken, von strauß bis heute. aber so krass kann sich kein ordentlicher mensch und untertan die welt des obertans nicht ausmalen. das zeigt nur zum x-ten mal, wie unentbehrlich die entschiedene durchsetzung der gewaltenteilung ist und bleibt.
Lieber Helder,
sage mir bitte, bzw. hilf mir weiter, ob in deutschen Staatsapparaten ein Unabhängiger, ein Nicht-BT-Seilschaften-Mitglied eine Entscheider-Stelle innehat. BT-Seilschaften-Mitglieder machen 1,5% der Bevölkerung aus. Wie kann da überhaupt an Gewaltenteilung gedacht werden? Nicht im geringsten. Die vierte Gewalt (Medien) macht den Kohl ebenso wenig fett. Es müsste die fünfte Gewalt, die unabhängige Zivilgesellschaft her, die die Volkssouveränität herbeiführt. Aber wo ist diese fünfte Gewalt?
Lg, CE
Es müsste die fünfte Gewalt, die unabhängige Zivilgesellschaft her, die die Volkssouveränität herbeiführt. Aber wo ist diese fünfte Gewalt?
lieber hermann,
wer oder was verbirgt sich hinter dem wort zivilgesellschaft? sind das leutchen in zivil im gegensatz zur uniformierten gesellschaft?
die deutschen zustände waren und sind in bayern besonders gut zu studieren. gestern machte achtermann auf die schriften des herrn schlötterer aus dem innenleben bayerns aufmerksam. dass es so zuging und -geht hierzulande konnte ich nur ahnen, wenn ich an kohls spendengeschichte und den tod des nordlichts in der schweizer badewanne denke. ein saustall ist dagegen eine saubere stube...
lg hy
Lieber Helder,
der Begriff "Zivilgesellschaft" ging mir in den Zusammenhängen, in denen er mir (uns) begegnete, so sehr gegen meine gefühlte Vorstellung, weil ich meinte etwas integeres vorgesetzt zu bekommen, was ich aber so nicht entziffern konnte und sich so auch nicht anfühlte. Ich schlug nach und verstehe das demnach so: Eine Zivilges. ist nach meinem Eindruck in Wahrheit eine gesteuerte Gesellschaft und keine im Sinne der universellen, freien Menschen. Eigentlich unzivilisierte Gesellschaften. Gesellschaften der verkleideten o. uniformierten Menschen, werden bemerkenswerterweise nicht als unzivilisierte Gesellschaften benannt. Schon, weil sie der faschistischen Gehorsamsstruktur, Befehlsstruktur entsprechen oder weil man diese subversiv so eingeordnet sehen will? Gewaltverschleierung oder Gewaltenteilung?
Ich bin so kritisch, um nicht glauben zu können, dass die "Zivilgesellschaft" nur ein gedankenloser Sprachgebrauch ist.
Sind die USA beispielsweise eine unzivilisierte Gesellschaft oder schon eine faschistische?
Religionen, Sekten,Gangs, Logen mit Moral- u. Gehorsamsprinzipien etc. nur unziviliserte Gruppen?
Deine Frage nach dem WO ist die fünfte Gewalt möchte ich erweitern: WER ist die fünfte Gewalt?
Dann sind wir bei Costas Überlegung. Wäre die 5. Gewalt nicht der gewaltlose Anstand der Persönlichkeit eines jeden Menschen an seinem Standort? Die Trennung, Teilung der Gewalten ist vielleicht eine widersinnige Gewaltvermehrung?
Gibt es den Mythos des uneigennützigen Anstands der Macht? Bleibt dann nur die Realität der brutalen, unanständigen Macht?
die "Zivilgesellschaft" nur ein gedankenloser Sprachgebrauch
liebes eichhörnchen,
deine fragen sind auch meine. hab auch noch mal nachgelesen und gefunden, dass die "zivilgesellschaft" keine eindeutig zu bestimmende gruppierung ist. die "mitglieder" der zivilgesellschaft sind nirgends verzeichnet oder namentlich bekannt. sehr vage geht es um die leute im lande, die sich in der einen oder anderen sache engagieren, politisch und/oder sozial.
Deine Frage nach dem WO ist die fünfte Gewalt möchte ich erweitern: WER ist die fünfte Gewalt?
diese fragen sind nun beantwortet oder?
Die Trennung, Teilung der Gewalten ist vielleicht eine widersinnige Gewaltvermehrung?
ui-juijui, nein, bitte nicht. vom alten montesqieu war was ganz anderes gemeint. ausgehend von der zentralisierten gewalt im absolutistischen staat fordert montesq. eine teilung der geballten macht, damit die dicksten vergehen und fehler der königsgewalt vermieden werden. die legislative oder das parlament sollte vom könig unabhängig entscheiden, ebenso die judikative. die richter sollten nach recht und gesetz entscheiden, nicht aber nach gutdünken oder laune des fürsten. schließlich trennte montesquieu die exekutive vom einheitsbrei der zentralgewalt ab. auch die staatsdiener, die beamten in ihren büros sollen nach ihren statuten vorgehen, nicht nach willkür.
das war ein ziemlich grober schnitt, aber besser als monarchische zuständigkeit in allen fragen des gemeinwesens. was wir heute demokratie nennen, beruht im wesentlichen auf dem gedanken montesquieus. die rohe gewalt des alleinerrschers sei damit überwunden, sagt man. das beispiel fjs in bayern beweist aber das gegenteil. wenn der betrieb korrupt genug ist und der machthaber unverschämt und rücksichtslos genug, nützen die formalen trennungen der gewalten nichts.
vielmehr müssen genügend staatsdiener und bürger vom geist der gesetze beseelt sein, wenn die gewaltenteilung ein fortschritt sein soll.
Bleibt dann nur die Realität der brutalen, unanständigen Macht?
ja, der historiker jacob burckhardt hat das genau so gesehen. er schrieb sinngemäß, alle macht sei böse. weil sie die allermeisten menschen überfordert, möchte ich ergänzen. mensch braucht die mitsprache und korrektur durch andere. mensch ist von natur ein soziales wesen. macht aber macht den menschen asozial. er fällt aus der rolle, die ihm zugehört.
liebe grüße, helder
Lieber Helder, ich möchte noch ein paar Bemerkungen machen zu Deinem wichtigen blog, der viel zu spärlich kommentiert wurde. Wahrscheinlich geht es den anderen wie mir, selbst als Rentner hat man heute so viel zu tun (was auch sein Gutes hat), daß man kaum mit dem Lesen der interessanten Beiträge nachkommt.
Man kann die Gewaltenteilung als Methode der Begrenzung von Machtfülle verstehen, obwohl es auch das divide et impera gibt, Teilen im Dienste der Machtfülle. Man kann sie auch als Methode verstehen, die Macht so zu organisieren, daß sie sich nicht gegen Menschen richtet, sondern sie im Gegenteil vor fremder Willkür schützt. Z.B. die Errichtung eines Rechtsstaats/-systems, in dem gleiche Regeln für alle die Willkür ersetzen. Dann ist Recht der Schutz vor dem Recht des Stärkeren. Freilich dürfen die Repräsentanten des Systems keine Eigeninteressen vertreten, sondern müssen von diesem Berufsethos geleitet sein, dem Einzelnen zu seinem Recht zu verhelfen. Und die Regeln müssen gemeinsam anerkannte Schutzregeln sein. Die Institutionen bis hin zum Staat sind so gut, wie die Menschen vernünftig sind, die sie einrichten.
Wer sagt, Macht sei von Übel, der propagiert die Ohnmacht. Richtig ist, nicht die Macht, sondern den Mißbrauch von Macht zu kritisieren. Mißbrauch von Macht ist die Privatisierung der Macht. Das läuft parallel mit der Privatisierung von Eigentum. Man braucht ja nicht gleich das Kind mit dem Bade ausschütten und Eigentum schlechthin mit Diebstahl gleichsetzen. Aber private(s) Macht und Eigentum müssen eng begrenzt werden. Was viele oder alle betrifft, darf nicht privater politischer oder ökonomischer Macht unterstellt sein. Das ist das Subsidiaritätsprinzip einmal in die Gegenrichtung gedacht. Unmißbraucht sind Staat und Institutionen die Objektivierung von Macht, die einzig der Macht Legitimität verschaffen. Was wiederum von der Qualität der Objektivierung abhängt.
Absolut interessant mein lieber Achtermann, dieser Wilhelm Schlötterer erinnert mich einfach nur ganz krass und kurz an
"Erfolg"
von Lion Feuchtwanger, "87... Jahr und nix ist passiert".
Wer es noch nicht gelesen hat, das kann ich nur weiterempfehlen, F.J. Strauss war damals erst 12 bzw. 15 Jahre alt als dieses Werk fertig wurde, und die Seilschaften konnten noch nicht einmal durch einen verlorenen Weltkrieg ausgeloescht werden, 55 Millionen Menschen schon...
Wer sagt, Macht sei von Übel, der propagiert die Ohnmacht.
lieber wolfgang,
den witz über die zeitlosen rentner hab ich schon mal gehört. der wahre witz ist etwas angeschwärzter humor, denn viele rentner haben nicht mehr viel zeit... oder die rentnerzeit als nachwort zum leben...
nun zu dem wort zur macht. wer wie burckhardt sagt, alle macht sei böse, zog bilanz nach seinen studien als historiker, aber auch als wacher bürger seiner zeit. ich habe auch nicht den eindruck, dass burckhardt ohnmacht propagiert. vielmehr verstehe ich den historiker so, dass er immer wieder beobachtet hat, dass mächtige einen miserablen job gemacht haben. ich ergänze, weil sie krank sind, machtkrank. burckhardt beschreibt die krankheit als sucht. meine schlussfolgerung lautet: mehr gewaltenteilung. montesquieu gab nur das stichwort. was folgte, entsprach aber nicht der wirksamen einschränkung der macht. im gegenteil. die parteien und das militär (dieses rückgrat jeden staates) zeigten weiterhin die tendenz zur steigerung der machtfülle.
Richtig ist, nicht die Macht, sondern den Mißbrauch von Macht zu kritisieren.
der satz erinnert mich an einen lehrer, der behauptete, eine waffe sei weder gut noch böse. erst der missbrauch sei es.
das geht aber nach meinem verständnis an der realität vorbei. der mensch mit waffe muss eine vertrauenswürdige person sein, andernfalls ist er gefährlich, eine bedrohung für andere. mit der macht verhält es sich ähnlich. macht überfordert den menschen. das hat sich in geschichte und gegenwart x-mal bestätigt.
ist aber die macht begrenzt und kontrolliert, sieht das ganze besser aus. missbrauch ist bereits im vorhinein ausgeschlossen.
private(s) Macht und Eigentum müssen eng begrenzt werden. Was viele oder alle betrifft, darf nicht privater politischer oder ökonomischer Macht unterstellt sein.
einverstanden. weder das eine noch das andere aber ist der fall. der sinn der gewaltenteilung ist ja genau dies, dass mensch nicht selbstherrlich über andere verfügt.
aber mit dem satz: Unmißbraucht sind Staat und Institutionen die Objektivierung von Macht, die einzig der Macht Legitimität verschaffen.
kann ich nichts anfangen, denn er impliziert, dass ein staat macht darstellt, die legitim sei. das ist aber nach meinem empfinden nie der fall. es geht in jedem fall um angemaßte gewalt über menschen und verhältnisse. staat als institution, die sich zur gewalt bekennt, ist vom übel, und das beweist sie täglich.
ein aktuelles beispiel: der migrationsforscher klaus bade sprach im radio (wdr5) über migration und politik. kanzlerin merkel und ihr vize sagten etwas in heidenau und über die krawalle dort. die beiden texte erklären sich gegenseitig. textarten im kontrast.
lg
Daß Du den des Wortes Mächtigen als machtkrank bezeichnen würdest, das, lieber Helder, glaube ich denn doch nicht. Macht haben heißt etwas machen, bewirken können. Wenn Burckhardt nicht Ohnmacht propagiert, wünscht er sich eine kluge, zum Wohle aller eingesetzte Macht. Macht ist das notwendige Mittel jeglicher Politik, oder wollen die Basisdemokraten nur palavern, nicht gestalten, weder materiell noch geistig? Echte Demokratie wäre die im doppelten Sinne geteilte, die aufgeteilte und die gemeinsame und gemeinsam verantwortete Macht. Gewaltenteilung ist eine kluge Reflexionsmethode der Selbstkontrolle, der Zustand größter Gewaltfreiheit wird nicht unmittelbar, sondern durch die Wechselwirkung unterschiedlicher autonomer Zielrichtungen erreicht. D.h., die verschiedenen Institutionen müssen wirklich unabhängig voneinander arbeiten. Das gilt übrigens auch für die vertikale Ebene von Staat und Kommunen, Zentral- und Lokalgewalt. Daß Mittel nicht vorab als neutral einzustufen sind, da will ich Dir nicht widersprechen. Die Atombombe kann vielleicht einmal unseren Planeten retten, dennoch müssen wir sie jenseits solcher Exzeptionalbedingungen als verbrecherische Massenvernichtungswaffen ächten. Es gilt aber auch: alle, noch die harmlosesten Mittel können als zerstörerische Waffe eingesetzt werden. Müssen wir deshalb auf alle alltäglichen oder spezifischen Hilfsmittel, Werkzeuge und Techniken verzichten? Wer glaubt denn, wir könnten nicht unsere Hände zu Würgwerkzeugen machen? Tatsächlich verschieben wir das Problem, es liegt, abgesehen von den vorher genannten grundsätzlich abgelehnten Mitteln, nicht in ihnen selbst, sondern bei den Anwendern der Mittel. Darin also, ob die Mittel vernünftig gebraucht oder mißbraucht werden.
Warum willst Du Macht per se verwerfen (ich verzichte hier weiterhin der Übersichtlichkeit halber auf die Unterscheidung von Macht und Gewalt, die eigentlich fällig wäre)? Wenn die schon eingangs angesprochene Formel Wissen ist Macht indirekt und kommunikativ sogar direkt zutreffend ist, sollen wir auf Wissen verzichten? Das kannst Du nicht wollen. Ich nehme also an, Du kritisierst die Macht als Selbstzweck, und da sind wir wieder zusammen. Da hat auch die Gesellschaftstheorie anzusetzen, denn ich unterstelle einmal, daß das ein kulturelles, kein anthropologisches Phänomen ist. Die Wissenschaft geht heute wohl mehrheitlich davon aus, daß die Menschen nie reine Vegetarier waren. Schon daraus ergibt sich eine Gewaltdisposition, ohne aggressive Gewalt wäre kein Lamm zu erlegen. Nun sind beim Menschen mehr als bei jeder anderen Art die angeborenen Verhaltensmuster Tendenzen, die nach Bedarf aktiviert oder gedämpft werden können. Es ist wahrscheinlich richtig, daß die Entwicklung eines Patriarchats den Menschen aggressiver macht. Aber er muß sich nicht patriarchal organisieren.
Der Kapitalismus (der btw kein Patriarchalismus ist, eigentlich keine persönlichen Verhältnisse kennt, weswegen die hier in der FC oft geäußerte Gleichsetzung falsch ist; aber die Gesellschaft ist keine reine Monostruktur, sie kann Kapitalismus und Patriarchat sein) hat die Macht in einem ungeheuren Ausmaß zum Selbstzweck gemacht, ich habe den Zusammenhang von ökonomischer und politischer Macht schon erwähnt. Wo die Menschen in der bürgerlichen Ideologie befangen sind, ist alles so, wie Du es beschreibst, sind sie Täter oder Opfer von struktureller Gewalt. Aber auch diese Gesellschaft (s.o.) ist nicht nur Kapitalismus, sondern auch Zivilisation (Zivilentwicklung), der Kapitalismus selbst hat zivilisatorische Aspekte. Nicht jeder Beamte denkt nur, daß er eine günstige Einkommensquelle ergattert hat. Nicht für jeden Richter hat der in Vermögen gemessen Ranghöhere immer recht. Nicht jeder Polizist hat diesen Beruf gewählt, um rumballern, exzessive Gewalt ausüben, sich in legaler Machtdemonstration suhlen zu können. Im Gegenteil sehe ich in der Regel die positive Funktion im Vordergrund stehen. Und beim Staat ist das eben der Gesellschaftsvertrag. Die völlig entgleisten Staaten, die nur noch der skrupellosen Willkür einer kleinen Gruppe oder eines Bevölkerungsteils Geltung verschaffen, sind die Ausnahme. Ich denke, man muß den Doppelcharakter erkennen und wird dann zu dem Schluß gelangen, daß die positive Funktion in der Regel überwiegt. Diese Bewertung ist allerdings notwendig subjektiv, wie will man z.B. die Herstellung stabiler Verhältnisse gegen damit in Kauf genommene Ungerechtigkeiten abwiegen, ein unmittelbarer Vergleich ist nicht möglich, und so ist es letztlich das Ausmaß an gesellschaftlicher Zufrieden- oder Unzufriedenheit, die das Urteil fällt.
Daß Du den des Wortes Mächtigen als machtkrank bezeichnen würdest, das, lieber Helder, glaube ich denn doch nicht. Macht haben heißt etwas machen, bewirken können.
als ich deine beiden ersten sätze kopiert hatte und wieder las, blieb ich bei "Du den" hängen, bis ich die kleine leerstelle zwischen Du und den bemerkte. (mit den dudens muss ich noch abrechnen, nachdem ich mich intensiv mit ihrem machwerk befasst habe. ich sehe das ergebnis der institution als machtmissbrauch)
der pädagoge hartmut von hentig differenzierte genau zwischen der macht, die der pädagoge über schüler haben muss, wenn er erfolgreich arbeitet, und der äußeren macht und gewalt von schulpolitik und kultusbürokratie.
es versteht sich also, was du über diese macht schreibst, lieber wolfgang.
Wenn Burckhardt nicht Ohnmacht propagiert, wünscht er sich eine kluge, zum Wohle aller eingesetzte Macht.
ich zitiere burckhardt mal: "Man kann den Zentralwillen gar nicht stark genug haben.
Und nun ist die Macht an sich böse, gleichviel wer sie ausübe. Sie ist kein Beharren, sondern eine Gier und eo ipso unerfüllbar, daher in sich unglücklich und muß also andere unglücklich machen." (Weltgeschichtliche Betrachtungen)
es ist eindeutig von politischer macht die rede. und die nennt er böse, weil sie unglücklich macht. das verstehe ich nur zu gut mit blick auf unsere gegenwärtigen verhältnisse. der blick in die geschichte macht nichts besser, eher nur schlimmer.
zu burckhardts wort vom "Zentralwillen", den man gar nicht stark genug haben kann, fällt mir ein, welche tendenzen in den machthabern, aber auch in den vielen stets wieder das gleiche üble ergebnis bewirken: der machtkranke kann nie genug macht zusammenraffen, und er versammelt die massen hinter sich, die sich berauschen an der stärke des starken mannes.
XX s.u.
Macht ist das notwendige Mittel jeglicher Politik, oder wollen die Basisdemokraten nur palavern, nicht gestalten, weder materiell noch geistig?
klar, wenn politisch etwas bewegt werden soll, brauchts dazu die nötige power. was mir daran nicht gefallen kann, ist die absolute abwesenheit jeglicher kontrolle. was muss denn ein demokrat in unserer schönen welt leisten, dass ihm das vertrauen ausgespochen wird, minister oder gar kanzler zu sein?
(XX dostojewski schreibt von der sehnsucht der leute nach menschen, die sie verehren können. psychologisch identifizieren sich die schwachen mit dem starken anführer. darum schlug dostojewski in der geschichte vom großinquisitor als ausweg aus der misere eine zweiteilung der gesellschaft vor. unten lebt es sich sorglos und unterhaltsam, oben sorgen die problemlöser für die voraussetzungen des unbeschwerten lebens der massen. mit blick auf die unterhaltungsanstrengungen ist dostojewskis modell der gesellschaft schon soweit realität. nur in den oberen etagen fehlt nach meiner meinung noch so gut wie alles...)[dieser abschnitt ist durch mich(eine falsche bewegung) oder das system verrutscht, sorry)
er oder sie muss parteimitglied sein und das vertrauen der schafe gewonnen haben...
das passt nicht zu den sonstigen gepflogenheiten der gesellschaft. nur die elternschaft wird vergleichbar großzügig zuerkannt. ohne irgendein zeugnis der nachgewiesenen tauglichkeit. dagegen müssen adoptiveltern durchaus geprüft und für geeignet befunden werden.
jeder job verlangt zeugnisse und leistungsnachweise aller art. doch eltern und politiker sind naturtalente , gewissermaßen von gottes gnaden;-)
ein lufthansa- oder schiffskapitän kann fehler machen, aber er ist relativ gründlich auf herz und nieren geprüft. ein bürgermeister muss nur beliebt genug sein.
Echte Demokratie wäre...
mit dem konjunktiv bin ich vollumfänglich einverstanden.
Die Atombombe kann vielleicht einmal unseren Planeten retten,
starke bedenken sind das mindeste, was ich zu der hoffnung zu melden habe.
Es gilt aber auch: alle, noch die harmlosesten Mittel können als zerstörerische Waffe eingesetzt werden. Müssen wir deshalb auf alle alltäglichen oder spezifischen Hilfsmittel, Werkzeuge und Techniken verzichten? Wer glaubt denn, wir könnten nicht unsere Hände zu Würgwerkzeugen machen?
nun redest du wie der von mir schon erwähnte deutschlehrer. wenn der dschungel der seilschaften gerodet würde, wenn das blinde vertrauen zugunsten selbstverständlicher kontrollen aufgegeben wäre, könnte die aussicht auf politische überraschungen und abenteuer schwinden. profanes beispiel: mir sagte mal ein polizist, er halte es für unverantwortlich, dass ungeprüft jede person jeden hund halten kann. er sagte, manche hunde seien gefährlicher als eine pistole.
Warum willst Du Macht per se verwerfen?
hatte ich oben schon beantwortet. pädagogisch unerlässlich, aber der pädagoge ist, bevor er auf die schüler losgelassen wird, relativ gründlich ausgebildet und geprüft worden, was mir bei politischer macht fehlt.
Wenn die schon eingangs angesprochene Formel Wissen ist Macht indirekt und kommunikativ sogar direkt zutreffend ist, sollen wir auf Wissen verzichten?
schlimmer, wir werden für dumm verkauft, statt rundum informiert. wie gesagt, mir ist schleierhaft, was die damen und herren für voraussetzungen erfüllen müssen, um ein hohes amt mit politischer macht zu übernehmen. fjs war minister und ministerpräsident. von hitler gar nicht zu reden.
Gewaltdisposition, ohne aggressive Gewalt wäre kein Lamm zu erlegen.
gandhi war überzeugt, dass kein mensch gewaltfrei ist. darum muss ich schmunzeln, wenn in der kirche vom guten hirten die rede ist. hirten sind immer auch metzger.
Der Kapitalismus ... hat die Macht in einem ungeheuren Ausmaß zum Selbstzweck gemacht,
die verfügungsgewalt über menschen und dinge müsste, sollte es human zugehen, stark eingeschränkt werden. was müssen das für seltsame charaktere und arme seelen sein, deren hauptsache das höchste oder höhere einkommen ist?! in der verfassung steht das verbot der gewaltverherrlichung. das ist unvereinbar mit dem kapitalismus. wenn aber die staatstragenden leutchen das anders sehen, dann spielt die verfassung eben eine papierrolle.
Die völlig entgleisten Staaten, die nur noch der skrupellosen Willkür einer kleinen Gruppe oder eines Bevölkerungsteils Geltung verschaffen, sind die Ausnahme.
die vorbildliche eu ist nicht nur extrem kapitalistisch, sie steuert auch mit ihrer aufrüstung nach nato-vorgaben auf ein riskantes abenteuer im osten europas zu. wer soviel waffen baut und in alle welt verkauft wie die brd, ist ein kriegstreiber. ein system, das dermaßen irrational konstruiert ist wie die brd mit einem pastor als staatsoberhaupt und einer sich christlich nennenden partei als stärkster kraft seit jahrzehnten, ist schon entgleist, ehe es den ersten schritt getan hat. über die usa etc. sage ich lieber nichts...
lieber wolfgang, mein blick in die welt der staaten ist wesentlich finsterer als der deine, stelle ich fest.