Hauptsachen (2)

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Hauptfach Deutsch
dass es im schulunterricht überhaupt so etwas wie hauptfächer gibt, geht auf das konto der kultusbürokratie. was ein hauptfach ausmacht, bestimmen nicht schüler/innen oder eltern, sondern die mit höherer einsicht gesegneten staatlichen stellen.
soviel steht fest: in ein hauptfach investiert der gesetzgeber mehr zeit und geld als in die anderen, die sogenannten nebenfächer. außerdem haben hauptfächer mehr gewicht, z.b. bei der nicht/versetzung in die höhere klasse.

dass die nationalsprache in der schule hochrangig in einem hauptfach unterrichtet wird, versteht sich für den nationalstaat und seine diener von selbst.
vor 50 jahren hatte die hohe bewertung des hauptfachs deutsch nicht selten die unangenehme juristische konsequenz, dass etwa bauernsöhne, die zu hause noch die mundart (dialekt) sprachen, in deutsch die note mangelhaft bekamen und dadurch nicht zum abitur zugelassen wurden. typisch deutsch daran war und ist bis heute, dass die familie oder das milieu zensiert und diskriminiert wird (vgl. pisa-studien).
heute trifft es vor allem die migrantenkinder, wenn auch die zulassung zum abi nicht mehr übermäßig von der note im hauptfach deutsch abhängt.

im hauptfach deutsch lernen die schüler/innen unter anderem einen hauptsatz von einem nebensatz unterscheiden. doch weiß man, dass die grammatik und lexik des deutschen am gründlichsten und einfachsten durch den vergleich mit anderen sprachen (ziel: mehrsprachigkeit) erklärt und begriffen wird.
die kultusbürokratie bestimmt, was ein hauptfach ist und ausmacht, nicht aber, was ein hauptsatz ist. das tut das völkchen der grammatiker. aber frage weder die einen noch die anderen, warum ein schulfach ein hauptfach ist und warum ein satz ein hauptsatz. denn die vorhersehbaren antworten geben keine auskunft, allenfalls ausreden.

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Geschrieben von

h.yuren

buchveröffentlichung 2017, KRAH - das rabentagebuch, 350 S., 8 fotos ISDN 978-3-945265-45-1; Tb. 15,-

h.yuren

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