Hauptsachen (4)

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Hauptgewinn

wenn der jackpot gut gefüllt ist mit etlichen millionen, versuchen sogar sonst gar nicht so spielfreudige zeitgenossen ihr glück und füllen einen oder gleich mehrere lottozettel aus. die hoffnung auf einen gewinn (ohne eine konkrete ahnung der gewinnwahrscheinlichkeit) treibt sie. es muss ja nicht gleich der hauptgewinn sein. wer den hauptgewinn ergattert hat, bleibt meist geheim.

das bundesverfassungsgericht hatte vor drei jahren zu entscheiden, ob in der brd das staatsmonopol für glücksspiele bestehen bleibt oder fällt. es geht dabei um viel geld. die bevölkerung dieses landes gibt jährlich über 30 milliarden euro für lotto, toto etc. aus. der staat kassiert bei jedem spiel den hauptgewinn. nicht millionen. milliarden.

wenn die verfassungsrichter das monopol gekippt hätten, hätten sie ihrem arbeitgeber oder obersten dienstherrn etliche milliarden sicherer einnahmen gestrichen. die einsätze sinken in wirtschaftlich miesen zeiten nicht. sie steigen.

begründet wird das staatsmonopol mit den gefahren des glücksspiels. der staat übernimmt seit je mit vorliebe die rolle des beschützers. darum ist noch nie jemand in staatlich genehmigten casinos süchtig geworden, sowie auch noch niemals ein regelmäßiger kneipenbesucher alkoholsüchtig geworden ist.
der staat hält über alle etablissements, die trost und tran spenden, und deren publikum seine schützende hand. und er bezahlt glücksforscher, eine glückliche wissenschaft, von den erlösen. daneben auch überhaupt kulturelles.

zum glücksspiel hat sich der duden eine listige definition einfallen lassen:
"(behördlicher Genehmigung bedürfendes) Spiel, bei dem der Erfolg, Gewinn od. Verlust fast nur vom Zufall abhängt."
was das wörtchen "fast" hier wohl bedeutet? das zu erläutern, war leider im zehnbändigen duden kein raum.
nachsage: das monopol des staates wurde erwartungsgemäß nicht gekippt.

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Geschrieben von

h.yuren

buchveröffentlichung 2017, KRAH - das rabentagebuch, 350 S., 8 fotos ISDN 978-3-945265-45-1; Tb. 15,-

h.yuren

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