kolkrabe.

geschichte u. etymologie. namen, bezeichnungen sollten uns möglichst einprägsam sein und eine klare vorstellung von dem bezeichneten evozieren. tun sie aber oft nicht.

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das wörterbuch der ddr meldet:
"großer, kräftiger, in einsamen Gegenden hausender Rabenvogel mit glänzendem, schwarzem Gefieder und starkem Schnabel."
der neueste und dickste duden dagegen weiß:
"[lautm., nach dem dunklen Ruflaut]: schwarz glänzender Rabe mit keilförmigem Schwanz u. großem, gebogenem Schnabel."
was die lexikologen, die nicht zugleich ornithologen sind, über den raben zu sagen haben, ist nicht die reine wahrheit, aber interessant ist das geschreibe dennoch, weil es dinge offenlegt, die womöglich in einem buch über die heimische vogelwelt nicht zur sprache kämen.
im eintrag des ddr-buchs ist bemerkenswert, dass der rabe angeblich in einsamen gegenden haust. aufschlussreich bis aufklärend wäre aber gewesen, zu schreiben, aus welchem grund die raben die nähe des menschen meiden. den klugen tieren ist durch die jahrhunderte eingeprägt worden, dass diese zivilisierten zweibeiner mit stock und hut lebensgefährliche wesen sind. denn jäger und förster haben, unterstützt von bauern und anderen rabenhassern, in mitteleuropa und westeuropa, ja, auch im osten der usa den raben verfolgt bis zur fast vollständigen ausrottung. in der westlichen werteskala fiel der rabe aus verschiedenen gründen durch. erst vor wenigen jahren wurde auch der rabe in der eu unter schutz gestellt. im bewusstsein der bevölkerung, auch in dem der jäger und verfolger, ist die schutzwürdigkeit natürlichg noch nicht angekommen. das braucht zeit. generationen zeit.
die bemerkung im wörterbuch der ddr war faktisch nicht falsch, aber irreführend bis sehr lückenhaft.
genauso steht es mit der etymologischen angabe im duden. es ist anzunehmen, dass der zusatz "kolk-" eine klärende funktion haben sollte, die mit dem ruf des raben zu tun hat. wer aber einen raben rufen hörte, weiß, dass nicht kolk, sondern krok durch den wald schallt. man spricht von volksetymologie, wenn wie wahrscheinlich auch in diesem fall jemand einen anderen vom krokraben reden hörte, sich aber keinen reim auf das krok machen konnte, weil er noch nie einen raben gehört hatte. also machte er sich einen reim auf das unverstandene, indem er aus krok kolk machte. dieses wort kannte der hörer. raben haben keine besondere neigung zu kolken. ihr typischer ruf aber klingt wie krok oder kork. zudem reicht eigentlich rabe, um den vogel zu bezeichnen. so wie der große schwarze vogel in alten geschichten auch genannt wird, niemals kolkrabe. der hyperkorrekte name hat die tendenz, zu irritieren bzw. größeres wissen vorzutäuschen.
> alkohol, alleinseligmachend, rabe, grasmücke, federwild, mauersegler, nachtigall

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Geschrieben von

h.yuren

buchveröffentlichung 2017, KRAH - das rabentagebuch, 350 S., 8 fotos ISDN 978-3-945265-45-1; Tb. 15,-

h.yuren

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