Kriegsvorbereitungen.

Alles und noch mehr. dass die auf hochtouren laufende propaganda eine kriegsvorbereitung par excellence ist, muss niemand beweisen. die ganze liste der mobilmachungen ist ziemlich lang.

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im kontext wiederbelebter tötungs- und zerstörungsorgien in europa nannte marlene streeruwitz das klassische theater eine, so wörtlich, "Kriegsvorbereitungsstätte", die monstrosität des gemeinten ins wort setzend.


dergleichen stücke dürften nicht mehr öffentlich gefördert werden.
eine stichprobe bei den klassikern in diesen breiten, shakespeare und goethe, zeigt, wie berechtigt anklage und folgerung sind.
das informierte publikum weiß, die schauspiele sind stark angestaubt, und ist auf fratzen gefasst.

aber dass hamlets vater als halbverwester gruftie aus dem grab steigt, in der geisterstunde, versteht sich, in rostiger rüstung auf der bühne herumgeistert und blutrache fordert, ist ein so starkes stück, dass selbst müde besucher aufwachen und aufstehen müssten, bereit zu etwas theater im theater.


wenn der mann aus weimar es wenigstens bei einem teufel hätte bewenden lassen! ein teufel gegen ein gespenst. spielstand goethe/shakespeare eins zu eins.
schlimm genug, wo jede spukgestalt eine zu viel ist. aber der geheime rat wollte offenbar mit dem massenaufgebot an abendländischen mythentypen die bretter einem bersttest unterwerfen.


wo der wahn so üppig blüht, wächst und gedeiht auch die gewalt nicht schlecht. das muss ich nicht beweisen. das ist ein natur- und kunstgesetz, über das wir auf schritt und tritt in unserer zivilisierten welt stolpern sollten, nicht nur im klassischen theater.
die dudensche alternative:
"(meist Pl.): militärische, politische Vorbereitung auf einen Krieg."
sehr geschickt versteckt der duden-untergrund die geheime botschaft in der klammer, genauer: im plural. außer militärischen und politischen vorbereitungen gibt es noch mehr.


im wörterbuch der ddr kamen keine kriegsvorbereitungen vor. soll heißen, das lemma fehlte.

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Geschrieben von

h.yuren

buchveröffentlichung 2017, KRAH - das rabentagebuch, 350 S., 8 fotos ISDN 978-3-945265-45-1; Tb. 15,-

h.yuren

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