lapsus linguae.

der TOD. die sprache ist ein flexible friend (um mit mr bean zu reden). das deutsche wird gelobt wegen seiner philosophischen eignung, verzwirbeltste gedanken zu drehen.

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schaut man im duden nach, der stets großen wert und zeilen auf die etymologie verwendet, so kann man lesen, dass der tod eigentlich eine substantivierung eines adjektivs ist, das soviel wie leblos oder tot (mit -t am ende) bedeutet.

immerhin hat die substantivierung sprachhistorisch gleich die nächste verdächtige trickserei der deutschen sprache hervorgebracht, die personifizierung. wer kennt nicht das bild mit ritter, tod und teufel?

volkstümlicher wurde dann der sensenmann daraus. beide personifizierungen haben was bedrohliches, angstmachendes. noch beängstigender und zeitlich näher ist celans vers: der tod ist ein meister aus deutschland.

versöhnlicher klingt es danach, wo von 'schlafes bruder' die rede ist. aber in allen genannten fällen wird aus dem adjektiv eine gestalt gezaubert, die es nicht geben kann. für poeten, prüttschwätzer und prediger die gelegenheit, den leuten was vorzumachen, eindruck zu schinden.

"die unfähigkeit des sprachlich ungeschulten, den zu einem wort gehörigen bedingungskomplex aufzulösen, führt zu einer wichtigen erscheinung, die wir die hypostasierung durch das wort nennen."(ernst leisi)

und weiter leisi: "die mythologie, der scholastische realismus und die platonische ideenlehre sind die größten beispiele für die neigung der sprachgemeinschaft, jede erscheinung irgendwelcher art, sofern sie durch ein wort bezeichnet werden kann, zu vergegenständlichen (allenfalls zu personifizieren) und mit einer selbständigen, von andern erscheinungen abgelösten existenz zu begaben, sie also zur akzidenzlosen substanz zu erheben. diese erhebung zur substanz nennen wir ... hypostasierung."

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Geschrieben von

h.yuren

buchveröffentlichung 2017, KRAH - das rabentagebuch, 350 S., 8 fotos ISDN 978-3-945265-45-1; Tb. 15,-

h.yuren

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