Michels Kutschfahrten.

Autogerecht. die regierenden in berlin bremsen ganz europa aus, wenns um die eigenen dicken autos geht. die sollen nach eu-beschluss aufhören, die luft über die maßen zu verpesten.

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merkel und co. gebärden sich wie autobosse. schröder sehe ich noch lachend in einen neuwagen auf der iaa steigen. das hat in diesem unseren land eine lange tradition. schon die nazis propagierten das auto für jedermann, das volkswagen genannt wurde, volkswagen für jeden volksgenossen.

niemand sagte, wohin die propagandisten schielten. in den usa waren autos längst selbstverständlich. diesen luxus, diesen komfort wollten und sollten die michels auch haben. kutsche auf dem dorf und eisenbahn in der stadt kamen da nicht gegenan. jedem deutschen versprach das regime die eigene benzinkutsche vor der tür. und die nachkriegsregierenden machten das versprechen wahr. deutsche kontinuitäten.

was die nachtwächter in berlin und bonn übersahen, waren die realitäten. die usa sind ein ziemlich dünn besiedeltes land mit riesigen entfernungen. nicht jede farm konnte sich einen privatflugplatz leisten. von bahnhof gar nicht zu reden. das auto passte in diese verhältnisse. nicht aber ins dicht besiedelte europa mit einem dichten schienennetz. selbst das kleinste kaff hatte einen bahnhof.

der deutsche michel als musterschüler des großen bruders usa baute straßen und autos, was das zeug hielt. nur die deutsche bahn war im weg. also weg damit. die konkurrenz der schiene, die es in den usa nicht gab, durfte es hierzulande auch nicht mehr geben. ganze strecken wurden abgerissen, verschrottet. nun ist der volle erfolg zu besichtigen oder auch zu belauschen in den stündlichen verkehrsinformationen nach den nachrichten. staus ohne ende. der jährliche schaden beziffert sich auf einige milliarden euro. reine staukosten.

macht nichts. der export von autos made in germany (wenn das auch nicht so stimmt) bringt milliardengewinne ins land. und das soll möglichst lange so bleiben. darum das trotzige "no" der berliner in brüssel gegen emissionsauflagen. was fürs kalkül nicht zählt, sind die tausenden toten und verletzten, die jährlich auf der strecke, der straße bleiben. eine kriegsgesellschaft hat sich an kollateralschäden gewöhnt. und als die geländewagen in den usa in mode kamen, praktisch für den farmbetrieb, hieß es hierzulande und heißt es noch immer, shoppen im panzer von zwei tonnen ist in.

um den irrsinn perfekt zu machen, übernahmen die dummdeutschen auch das us-bussing der schulkinder. mit dem leben und sterben auf der straße können die kids gar nicht früh genug bekanntschaft machen. das ist wahr. dass sie zu dem zweck eine halbe oder auch mal eine ganze stunde früher von zu hause starten müssen, besonders im winter eine willkommene abhärtung, wo der schulbetrieb selbst doch immer angenehmer, um nicht zu sagen: geschenkter, wird - ist zu verkraften.

in den 70er jahren hatten es linke lehrer dahin gebracht, dass in schulbüchern die energiekosten der verschiedenen verkehrsmittel verglichen wurden. die autos schnitten dabei am schlechtesten ab. wie man sieht, haben die guten absichten der linken lehrer offenbar nur wenige schüler/innen beeindrucken können. der zug ist abgefahren. das autogerechte land bleibt uns erhalten. bis das öl so teuer wird, dass die armen schlucker zu hause bleiben müssen oder den bus nehmen.

von energiewende reden ist das eine, die energiewende ehrlich angehen ist was anderes.

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Geschrieben von

h.yuren

buchveröffentlichung 2017, KRAH - das rabentagebuch, 350 S., 8 fotos ISDN 978-3-945265-45-1; Tb. 15,-

h.yuren

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