mit den misständen sind nicht nur die "Deutschen Zustände" gemeint, sondern alle sichtbaren und versteckten der welt.
fangen wir mal mit dem harmlosesten an, den missständen mit drei s(ss). die rechtschreibvorschriften sind von leutchen, die keine probleme mit seltsamen konditionen haben. man hat sich daran gewöhnt, dass die regeln viele ausnahmen dulden. um die sache für die regler zu vereinfachen oder?
krass mit zwei s, in der steigerung wirds krassser und im superlativ am krasss'sten. wenn wir drei gleiche buchstaben hintereinander zulässig finden, warum nicht auch viere?
in der nachbarsprache niederländisch sind die reformen noch längst nicht zur zufriedenheit aller betroffenen gediehen, aber die frage der gleichen buchstaben in serie hintereinander ist entschieden: mehr als zwei gleiche buchstaben in reihe sind ausgeschlossen. es gibt dopplungen, aber keine tripplungen in der niederländischen orthographie.
denn drei gleiche buchstaben hintereinander irritieren, stören den lesefluss. weil sie von der idee der rechtschreibung nicht zu verkraften sind. denn rechtfertigen lässt sich das doppel-s nur, weil es keine regelwiedergabe, kein lautzeichen, keinen einfachen buchstaben für den einfachen laut gibt. das scharfe s steht im gegensatz zum weichen s, was aber keine adäquate entsprechung in buchstabenschrift findet.
in der lautschrift schon. da steht für den stimmlosen laut [s], für den stimmhaften [z]. so führt der mangel der deutschen orthographie zu einem weiteren mangel, der verdreifachung.
duden vertrat das phonetische prinzip. sobald die deutsche rechtschreibung dem folgte, gäbe es das alberne problem der verdreifachung nicht mehr.
die englische orthographie gibt es bekanntlich nicht, seitdem die briten darauf verzichteten, die schreibe dem lautstand anzupassen. die deutsche rechtschreibung ist so konservativ, dass ihr ähnliches droht. aber das englische unterscheidet im anlaut s von z, stimmlos von stimmhaft, sun von zip. an dieser stelle ist die englische rechtschreibung der deutschen voraus.
Kommentare 95
Reiner Kunze:
Das Wort besitzt eine Aura, die aus seinem Schriftbild, seinem Klang und den Assoziationen besteht, die es in uns hervorruft, und je wichtiger und gebräuchlicher ein Wort ist, desto intensiver und prägender ist diese Aura. Wer sie zerstört, zerstört etwas in uns, er tastet den Fundus unseres Unbewußten an. Wird man also ständig mit Wörtern konfrontiert, deren Aura zerstört ist, weil sie zerschnitten sind („weit gehend“ statt „weitgehend“), weil sie so, wie sie jetzt geschrieben werden, anders klingen („anders Denkende“ statt „Andersdenkende“) oder weil man ihnen eine Packung von drei „s“ verpaßt und ihnen dann eine Spreizstange eingezogen hat („Fluss-Senke“), dann ist die Wahrnehmung dieser Zerstörung jedesmal ein Mikrotrauma, eine winzige psychische Läsion, was auf die Dauer entweder zu Sprachdesensibilisierung, Abstumpfung und Resignation oder zu zunehmend unfreundlicheren Gefühlen denen gegenüber führt, die das alles ohne Not verursacht haben.
Flußschiff(f)ahrt
Flussschiff(f)ahrt
Flusschiff(f)ahrt
Ich bevorzuge Flußschiffahrt, inkonsequent, scheint mir aber die eleganteste Form zu sein. Warum nicht: der hassenswerte Haßsermon. Schritttempo oder das dehnende Schritt-Tempo zeigt die Wortkombination besser als Schrittempo. Soll man da künstliche Regeln errichten?
Lieber Helder,
sehe das Ganze bezüglich Orthographie gelassen. Ich schreibe so wie es mir gefällt, bin keine Schülerin mehr und über Fünfzig. :-)
In vielen Menschen schlummert ein kleiner Legi und diese Tatsache müsste man auch bei Missständen in der Orthographie berücksichtigen. ;-)
Herzliche Grüße
Corina
In vielen Menschen schlummert ein kleiner Legi
liebe corina,
was isn das? ein legi? ist mir noch nicht begegnet - bis eben jetzt.
wie gesagt, die harmlosesten misstände sind die orthografischen, insofern ist gelassenheit angemessen. aber gleichgültigkeit ist ja wieder was anderes.
herzliche grüße
helder
Ich bevorzuge Flußschiffahrt
hm, seltsam, dass du auf anhieb die lösung parat hast, aber nicht in einer dieser überaus entscheidenden kommissionen sitz und stimme hast.
du gebrauchst - wenigstens für das doppel-s als stimmosen laut - ein apartes zeichen und vermeidest so die verdreifachung. beim f hältst du es wie die holländer und kürzt von drei auf zwei. perfekt.
die trennung und dadurch die verdeutlichung bei schritt-tempo kann ich auch nur gutheißen.
kein stoff zum disput vorhanden...
zunehmend unfreundlicheren Gefühlen denen gegenüber führt, die das alles ohne Not verursacht haben.
vor allem, weil die sich in unaussprechlichen kommissionen verstecken. kunze spricht sich hier schon mal gegen die drei esse aus. das bleibt festzuhalten.
frage: wer hat sich sowas überhaupt ausgedacht? und ist dann auch damit in den kommissionen zur reform durchgedrungen.
Ausgrenzung durch Sprache. Was ja auch Achtermann mit seinem Kommentar aussagen will.
da hab ich wohl vieles überlesen/überhört, dass mir nicht klar ist, wer oder was durch welche sprachregelung ausgegrenzt wird oder werden soll.
ausgrenzung durch sprache ist natürlich immer gegeben, weil sprache nicht universell ist, sondern gruppengebunden.
Lieber Helder,
Legi ist die liebevolle Abkürzung für Legasthe̱niker.
Herzliche Grüße
Corina
Mir gefällt das ganz und gar nicht was man hier macht, weil man Einfluss auf freies kritisches und selbstständiges Denken und somit auf Handlungen Einfluss nimmt.
na, das ist doch schon mal eine klare ansage. missfallen. motiv: ich beeinträchtige mit meiner kritik kritisches denken.
das habe ich bisher genau andersrum gesehen. kritik ruft kritik hervor. fördert also kritisches selbständiges denken. wobei die kritik an den gewohnheiten der schreibe wie gesagt allenfalls an der oberfläche kratzt.
Was noch hinzukommt ist, dass man unter zuviel Sprachwirrwahr an Identitätsverlust leiden kann und einem das Selbstwertgefühl abhanden gehen kann, bzw. unterdrückt werden kann.
hm, schreibkonventionen sollten nicht mit babylonischem sprachenwirrwarr verwechselt werden.
da willkürliche veränderungen oder konservierungen der schreibe nicht das system in frage stellen oder festigen, entfallen auch alle befürchtungen, die damit in zusammenhang gebracht werden.
Was ich gern noch wissen wollte ist der 2te und 1ste Platz dieser Missstände.
das will doch gern verraten. silber geht an die durch nichts gerechtfertigte herrschaft, und gold gilt dem kriegszustand, den wir überall auf der welt seit jahrtausenden beobachten.
Legi ist die liebevolle Abkürzung für Legasthe̱niker.
aha, liebe corina, jetzt begreife ich auch deine liebevolle erklärung des phänomens "Missstände" bzw. knechtschreibung:
In vielen Menschen schlummert ein kleiner Legi und diese Tatsache müsste man auch bei Missständen in der Orthographie berücksichtigen. ;-)
anno 1309 war der kleine legi noch riesengroß, wenn ich mich recht entsinne...
herzliche grüße
helder
dann verwirre ich über Sprache um nicht angreifbar zu wirken. Will ich zu skrupellosen Völkermord aufrufen dann rede ich so das mir die Massen glauben.
sprache und schrift sind nicht identisch. manipulation über die sprache ist an der tagesordnung bei gewissen leutchen, durch die orthographie ist keine propaganda zu machen. hier geht es nur um konservative und progressive einstellungen und vorschläge.
:-)
Herzliche Grüße
Corina
Kurt Tucholsky: "Das Englische ist eine einfache, aber schwere Sprache. Es besteht aus lauter Fremdwörtern, die falsch ausgesprochen werden."
: "Das Englische ist eine einfache, aber schwere Sprache. Es besteht aus lauter Fremdwörtern, die falsch ausgesprochen werden."
übers englische haben sich schon früher namhafte leute geäußert. etwa voltaire, der ja nicht weniger witz hatte als tucholsky:
komische leute, die briten, meinte er, schreiben cow und lesen das als ox. oder so ähnlich. aber treffend.
die insulaner sind ja bekannt für ihre vorliebe des altehrwürdigen oder dessen, was sie time-honoured nennen. darum konnten sie sich auch nicht entschließen, die schreibe aus shakespeares zeit zu reformieren. zum ärger aller welt, die englisch lernt.
Die Briten sind zumindest orthographisch etwas bekömmlicher, als die Deutschen; besonders, was die Groß- und Kleinschreibung betrifft.
Die Briten sind zumindest orthographisch etwas bekömmlicher, als die Deutschen; besonders, was die Groß- und Kleinschreibung betrifft.
naja, von orthographie mit blick aufs englische zu reden, ist schon waghalsig, möchte ich meinen. wie gesagt, sie kleben am uralt überkommenen. dass sie nicht so unmäßig mit den majuskeln spielen wie das deutsche, ist ein schwacher trost - für alle kinder der welt, die englisch lernen müssen.
für alle kinder der welt
Schön, daß Sie sich ja doch wenigstens kompensierend an generalisierender Majorität laben können, auch wenn Sie Majuskeln ablehnen. ;-)
»sie kleben am uralt überkommenen.« |
Immerhin haben die Briten eine Monarchie; die Türken wollen offensichtlich auch wieder die Hohe Pforte mit Sultan.
öh, öh, nicht majuskeln überhaupt lehne ich ab, sondern das typisch einseitig teutsche übermaß im gebrauch, das durch nichts als die hirnlose tradition gerechtfertigt sein soll. an dieser stelle benehmen sich briten wie teutonen daneben: sie loben die tradition über alles. und das ist hohlköpfig. man siehts am ergebnis.
Immerhin haben die Briten eine Monarchie;
auch damit demonstrieren die briten, dass sie das überholte und längst vergangene mögen und dabei ihren kopf unterm arm tragen.
Reiner Kunze, der lebende Widerspruch. Ein großer Dichter, der an einem Gedicht sehr lange feilt. Ein Beispiel:
"GEBURTSTAGSBRIEF
Und noch dann betrügen wir uns selbst ,wenn wir sagen:
auge in auge mit dem nichts
Das nichts blickt nicht
Wir sind nichterblickte
Und nicht angeblickte, blicken wir nicht
einander an"
Ich fand seine Orthographie seinerzeit maniriert, ja, gestört hat sie mich nicht. Weder die Aura des Wortes "nichts" noch "nichterblickte", das gegen alle gültigen Rechjtschreibregelungen geht, haben in mir ein Mikrotrauma hinterlassen. Wieso er den Anfang jeder Verszeile großschreibt, ist mir ebenfalls nicht verständlich.
Seinse Sensibilisierung für Sprache hat mit seiner Orthographie so wenig zu tun wie ein Bild und sein Rahmen. Nur an dieser Stelle irrt er, der wirklich große Künstler.
Trump hat den Briten schon gesagt, wie sie wählen sollen, um Recht zu wählen. Ulrike Guérot hat es dann auch leichter mit ihrer Republik Europa, da stören die vielen Monarchien nur.
Nur an dieser Stelle irrt er, der wirklich große Künstler.
ich sehe, liebe elke, dass dein kommentar an achtermann geht. aber die letzte zeile verstehe ich nicht. wo irrt der große künstler?
Missständegesellschaft
Irrrationale
Miss Töne à la Mademoiselle
Reizende Miss
Ständegesellschaft.
Verkopfte Spechtiere,
ornitholografische
Nesthocker
bewachen Bedeutung.
Papperlapapppapageiengewächshäuser,
Exerzitien in
Sprachhoheit. Miss
Standesbewusst
heiratet
Srachlosigkeit
Papierschwalbentiger
im Abendwindland.
Zeitgeist zeugt
Zivilisation
da stören die vielen Monarchien nur.
eine silbe zuviel, lieber heinz. die archien, die herrschaften sinds, die überall stören, nicht nur im untergehenden abendland...
Verkopfte Spechtiere,
wahrscheinlich hat der vertipperich aus dem sprechtier den r-losen specht gemacht oder?
ähnlich gings wohl zu bei verbindung von standesbewusst und srachlosigkeit oder? ein -p-, bitteschön.
du spielst mit den bauklötzchen der ernsten diskussion? aber, aber. was ist ein papierschwalbentiger? stand da die tigerente evtl. pate?
ja, ich bin zu hastig, wenn ich was poste. Nicht nur wenn ich ein Gedicht schreibe. Immer noch nicht cool genug nach all den Jahren für den korrekten Code... Korrigiere das bitt in Deinem Geiste. Wenn Du willst kann ich das Gedicht noch mal posten und Du klappst die fehlerhafte Version ein...
Die Frage nach dem Papierschwalbentiger muss Du Dir schon selber beantworten. An die Tigerente habe ich dabei nicht gedacht, obwohl ich die natürlich auch liebe. Eher aber daran dass die Schwalben heute zurück gekommen sind, was mir das Herz erfreut hat. Und daran, dass eine Papierschwalbe etwas Konkretes ist, das mich sowohl an eine Bordsteinschwalbe, als auch daran erinnert, wie wenig geduldig das Papier dieser Menschen ist, von denen der "große Vorsitzende Mao Tse-tung" seinerzeit sagte: „Der Imperialismus und alle Reaktionäre sind Papiertiger.“ Es ist ein Spiel mit diesen Assoziationen, das mir gefällt und darüber hinaus den scheinheiligen Ernst dieser Orthografen, gegen die Du ja auch antrittst durch den Kakau ziehen soll.
Korrigiere das bitt bitte in Deinem Geiste
und Du klappst die fehlerhafte Version ein...
soweit ich weiß, kann allein der blogger selbst etwas einklappen, nicht aber jeder hergelaufene kommentator...
dass die Schwalben heute zurück gekommen sind, was mir das Herz erfreut hat.
das geht mir genauso, aber seit jahren nimmt die anzahl dieser kulturfolger, sagt man, womit gemeint ist, dass die schwalben, von den uferschwalben mal abgesehen, die nähe des menschen suchen. darum zähle ich heimlich die schwalben hier um mich herum. es sind tatsächlich schon wieder weniger...
Es ist ein Spiel mit diesen Assoziationen, das mir gefällt
mir auch. botschaft verstanden. das spiel ist nicht nur erlaubt, es ist geboten.
"soweit ich weiß, kann allein der blogger selbst etwas einklappen, nicht aber jeder hergelaufene kommentator..."
Moment mal: Ist das nicht Dein Blog hier? Oder warst Du nicht h.yuren, als Du den letzten Kommentar verfasst hat?
Hier sind noch massig Schwalben, oder Mauersegler sind das ja wohl. Kann aber sein, dass das an dem kleine Park liegt auf den ich blicke. Jedenfalls ist das jedes Jahr ein Ereignis. Schlagartig sind sie da und man kann ihre Spielchen beobachten, die sie treiben, wenn sie sich gegenseitig jagen mit einer irrwitzigen Geschwindigkeit anfliegen. Und genau so schlagartig sind sie alle gemeinsam im August irgendwann wieder weg...
Und genau so schlagartig sind sie alle gemeinsam im August irgendwann wieder weg...
das sind dann die fälschlich manchmal turmschwalben genannten sommersegler, denn sie sind wirklich nur im sommer zu gast. sie kommen im mai und verschwinden pünktlich im august. das sind auch die mit der jagenden geschwindigkeit. und sie schreien im gegensatz zu den schwälbchen. in holland heißen die segler darum schreischwalben (gierzwaluw). mit gefällt die offiizielle bezeichnung mauersegler nicht, immerhin segler, aber die mauer ist mir zu wuchtig für den schnellsten vogel hierzulande. ich nenne sie sommersegler oder sommervögel, letzteres ist aber missverständlich, weil die nachtigall auch nur den sommer hier verbringt.
ich glaube, du hast recht, dies ist mein blog, also könnte ich klappern...
"mit gefällt die offiizielle bezeichnung mauersegler nicht, immerhin segler, aber die mauer ist mir zu wuchtig für den schnellsten vogel hierzulande"
Ich finds schon passend, was die Mauer betrifft. Weil ich von ganz oben auch sehe, dass sie sich, nicht so häufig, aber manchmal wirklich an der Hauswand runter stürzen und dabei wohl auch noch aerodynamische Effekte ausnutzen. In einem wirklich atemberaubenden Tempo machen die das, zwischen den Nischen und Erkern der Häuser. Aber es ist natürlich Geschmackssache, und eine Frage, was man mit so einer Bezeichnung verbindet.
Die Schreie gehören dazu, wie die Lustschreie der Teenager zum Rummel, wenn die Gondeln, in denen sie sich überschlagen ins Nichts fallen...
Missständegesellschaft
Irrrationale
Miss Töne à la Mademoiselle
Reizende Miss
Ständegesellschaft.
Verkopfte Sprechtiere,
ornitholografische
Nesthocker
bewachen Bedeutung.
Papperlapapppapageiengewächshäuser
voller Exerzitien in
Sprachhoheit. Miss
Standesbewusst
heiratet
Sprachlosigkeit
Papierschwalbentiger
im Abendwindland.
Zeitgeist zeugt
Zivilisation
Ich finds schon passend, was die Mauer betrifft. Weil ich von ganz oben auch sehe, dass sie sich, nicht so häufig, aber manchmal wirklich an der Hauswand runter stürzen und dabei wohl auch noch aerodynamische Effekte ausnutzen.
insofern ist was dran an der mauer, als die vögel für den nestbau mauern bzw. gebäude brauchen, die über sechs meter hoch sind. das hat damit zu tun, dass die flüggen jungen eine solche fallhöhe brauchen, um ins leben zu starten. der sturz bringt die nötige geschwindigkeit. aerodynamisch sind die vögel selbst gebaut.
weil also das nest höher angelegt werden muss als die meisten mauern auf dem dorf sind, sieht man die sommersegler vor allem in städten, wo es ein entsprechendes angebot gibt.
ob nun mauer- oder sommersegler eindeutiger und kennzeichnender sei, wird die zeit entscheiden. für mich bleibt die offizielle bezeichnung die schwächere.
Missständegesellschaft
diese wortkreation sei die bezeichnung für das, was wir als gesellschaft vorfinden. wie es dazu gekommen/verkommen ist, will ich hier nun nicht ausbreiten. wie es davon wegführen könnte, ist natürlich umstritten. hoffentlich wenigstens das.
er irrt, wenn er sagt, dass zur aura eines wortes auch das schriftbild gehöre. gerade er hat ja mit der kleinschreibung experimentiert; seinen gedichten wurde dadurch nichts von ihrer inhaltlichen tiefe genommen.- jetzt aber ins freie. mehr zum anderen blog später. wünsche einen schönen samstag! gruß, elke
Damit verwirfst du alle bisherigen Einheitsstaaten;
wie verwaltest du ein Gebiet?
"das hat damit zu tun, dass die flüggen jungen eine solche fallhöhe brauchen, um ins leben zu starten."
Interessant. Wie im "richtigen Leben", jedenfalls bei einigen "Vögeln"...;)
Wenn Du dann bitte auch das fehlerhafte Gedicht einklappen würdest, als Blogautor? Sonst hätte ich's ja nicht nochmal extra posten müssen.
@ Achtermann, @ Roswitha
In Helders Beitrag geht es um Mißstände der Orthographie, bei Kunze um die (manchmal mißverstandene) orthographische Sinnentstellung, -zerstörung. Auratisch sind Worte, Wortkombinationen, Phrasen, wenn sie sich suggestiv mit einem semantischen Gehalt verbinden, über die extensionale aristotelische Begrifflichkeit hinausgehen.
Nun ist der Übergang von weitgehend zu weit gehend und von Andersdenkender zu anders Denkender ein Eingriff in Schriftbild, Klang und Assoziationen, aber Kunze hat nur recht, wenn damit keine semantische Differenz gemeint ist. Liegt eine solche Differenz vor, kann von einer Zerstörung der Aura nicht die Rede sein, im Gegenteil ist die Verfeinerung des Ausdrucks ein großer sprachlicher Gewinn.
Trotzdem muß man Kunzes Beobachtung bestätigen, daß in der zeitgenössischen Praxis der Aufspaltung (Kunze redet von zerschneiden) zusammengesetzter Worte keine Differenzierung, sondern die Unsitte der Atomisierung der Bedeutungen um sich greift, eine verdummende Sprachvereinfachung.
Zum Geburtstagsbrief.
Ja, das Nichts blickt nicht, sosehr wir uns auch dem Nichts konfrontiert fühlen. Die Unterscheidung von nichterblickte und nicht angeblickte ist dem Verständnis wohl etwas sperrig. Doch wir sind Nichterblickte ist eine absolut korrekt gebildete Aussage und die Implikation wenn wir nicht einander anblicken, sind wir Nichterblickte (in der Umstellung von Kunze) stimmt, denn im einseitigen Blick auf den Anderen, ohne Kommunikation, erschließt der sich uns nicht. Was Kunze allerdings bei der Konjunktion und nicht Angeblickte vor Augen gehabt haben mag, ist nicht nachvollziehbar, läuft es doch auf den dem gesunden Menschenverstand widersprechenden Gedanken hinaus, daß die objektive Welt um mich herum verschwindet, wenn ich die Augen schließe (ich kann anblicken ohne zu erblicken).
Ich sagte zu Beginn, Helders Beitrag beschränkte sich auf die Orthographie. Da sind die semantischen Überlegungen off topic. Diese Themenerweiterung kann jedoch gerechtfertigt werden, weil es schon in der Schreibweise um Deutlichkeit geht. So kommt der Dreifachbuchstabe ausschließlich in zusammengesetzten Wörtern vor; steht die Zusammensetzung für eine integrale Bedeutung des Zusammengesetzten, ist nicht bloß einer Manie des Zusammenklatschens von Worten geschuldet, was oft deutschen Wortungetümen vorgeworfen wird, dann macht es Sinn, den dritten Buchstaben wegzukürzen. Ist die Eigenständigkeit der Wortteile zu groß, ist es besser, diese Distanz durch den Dreifachbuchstaben zu erhalten oder durch einen Bindestrich zu betonen. Das war mein Beispiel Schritt-Tempo/Schritttempo, Schritt Tempo geht überhaupt nicht und in Schrittempo kommen sich die Wörter zu nahe (auch phonetisch).
Diese Auffassung widerspricht allerdings einem Orthographiepositivismus der eindeutigen formalen Regelung, der den Vorteil hat, über Recht-Schreibung nicht nachdenken und entscheiden zu müssen. Ein Kompromiß könnte so aussehen, daß auf Metanormen und die Reflexion auf Deutlichkeit und Verstehbarkeit des Sprechens wie hier angedeutet Wert gelegt und gleichzeitig die Fehlertoleranz großzügiger gehandhabt wird. Es ist nicht so schlimm, fehlerhaft zu schreiben, Hauptsache man gibt sich Mühe beim Ausdruck.
@ Schna'sel
Dem ist vielleicht das vorgelegte Gedicht verpflichtet. Der Geschmeidigkeit von dessen Sprache kann man einiges abgewinnen. Allerdings geht es auf kosten einer assoziativen Beliebigkeit. Beispiele:
Miss Töne sind richtig gegen Mißtöne gesetzt. Aber wir leben nicht in einer jungfräulich unschuldigen Stände-, sondern eben in einer Mißständegesellschaft.
Der ornit-holographische Überblick (Adlerblick) bewacht nicht, sondern belauert, fahndet.
Die Papperlapapppapageiengewächshäuser sind mit dem Tripel-p gut getroffen, aber es ist eher ein babylonisches Sprachgewirr (zumindest für die Außenstehenden), oder genauer handelt es sich bei dem Geplapper um Selbstbehauptung, Aufmerksamkeitswettbewerb, Identitätsexpression, wahrscheinlich werden auch Stimmfühlungslaute von sich gegeben, aber sicher sind es keine disziplinierten Handlungen (Exerzitien), die zur Sprachhoheit eines Leittiers führen. Wenn die Gleichschaltung des Sagbaren (etwa der MSM) angesprochen werden soll, muß man ein anderes Bild bemühen.
schön: stände-gesellschaft, miß-stände-gesellschaft. auch:
daß der beute-blick des adlers dem wachsamen entgegengesetzt ist.
auratische worte sind rilke, gestrig und weit weg von der info-autobahn.
das gebräuchliche wort ist ein abgenutztes.
schreiben raubt zeit, solte sinn transportieren und klare stellungnahmen provozieren.
mikro-trauma= gibt mir einen kleinen stich,
nur mit impf-absicht zu rechtfertigen.
beispiele liefern ist freundlich: man muß ihnen nicht folgen.
bringt an-archie nicht un-übersehbar viele
herr-schaften hervor?
nicht alles, was herrscht beherrscht, es nimmt nur platz weg:
für seine existenz.
der große papier-tiger-ignorierer
sah in viele menschen-leben
nur von ihm beschreib-bares papier,
das nur durch seine schrift bedeutung erlangte.
er irrt, wenn er sagt, dass zur aura eines wortes auch das schriftbild gehöre.
das ist in der tat ein irrtun, liebe elke.
auch dir ein sommerliches wochenende!
helder
Damit verwirfst du alle bisherigen Einheitsstaaten;
wie verwaltest du ein Gebiet?
nach der richtschnur montesquieus: gewaltenteilung. dezentralisierung ist das erste gebot.
bringt an-archie nicht un-übersehbar viele
herr-schaften hervor?
abstrakt und konkret ja. aber mein begriff von anarchie steht in opposition zum bestehenden geherrsche. nicht chaos ist das ziel, sondern ordnung, aber durchdachte aufgeklärte ordnung.
das bürgerbeste.
Montesquieu hatte die absolute Gewalt eines Monarchen in drei Aufgabengebiete geteilt; das ist formal heute realisiert, in D mit der Eigentümlichkeit, daß nur die Verfassungsgerichte Staatsorgane sind, die ordentlichen Gerichte sind Exekutive.
Das allein kann es also nicht sein, frag mal deinen Raben!
»Selbstbehauptung, Aufmerksamkeitswettbewerb, Identitätsexpression [...] aber sicher sind es keine disziplinierten Handlungen (Exerzitien«
Dieser Aufmerksamkeitswettbewerb findet als Konkurrenz sowohl zwischen den Betreibern der großen sozialen und journalistischen Medien, als auch innerhalb der Angebote statt die sie ihrem Publikum zur Verfügung stellen. Damit verbunden ist eine Kultur der Bewachung, die disziplinierend eingreift, sobald Bedeutung im entscheidenden Sinn und Maß umgedeutet wird.
Bewachen geht viel weiter als belauern. Bewachen verhindert den Zutritt zum Allerheiligsten. Sprachhoheit ist Deutungshoheit über die der Narrative einer Elite welche den Anspruch erhebt, Leitkultur zu sein und zu produzieren.
Diese Haltung wird von oben, wo die eigentliche Disziplin stattfindet nach unten weitergereicht und züchtet sich auf den Spielwiesen der Freizeitgesellschaft nach. In der Beliebigkeit und Anonymität der Netzkultur. Die "freien Angebote" werden unter enormem finanziellen Aufwand betrieben und wenn ich diese mit Gewächshäusern vergleiche, sehe ich nichts, was an dieser Assoziation unstimmig wäre.
Auch die "Übung" wird auf die niedrigere Ebene durch gereicht, und den Begriff Exerzitien habe ich mit Bedacht gewählt, um auf den quasi religiösen Eifer und den heiligen Ernst zu verweisen, mit dem viele neoliberale Axiome als Dogma wie unantastbare Glaubensgrundsätze immer wieder durch dekliniert werden; als Selbstdarstung, funktional, um politisch und gesellschaftlich Einfluss zu nehmen, als Abgrenzung der Glaubenskonkurrenz gegenüber.
Disziplinierung findet statt, weil an entscheidenden Punkten eingegriffen wird. Das nennt sich im positiven Sinne Moderation, wenn es von der Gemeinde beklagt wird auch Zensur. Dabei geht es auch nicht um Gleichschaltung. Dieser Begriff ist reserviert für einen ganz anderen Bedeutungsraum, der auf die hier gegebene Situation nicht angewendet wird und werden darf. Es geht mir um genau das, was Papperlapapppapageiengewächshäuser auch zum Ausdruck bringt. Unter bestimmten Bedingungen wird ein Freiraum zur Verfügung gestellt, innerhalb dessen sich jeder nach Belieben entwickeln darf. Aber diese Bedingungen werden durch die Interessen der Anbieter bestimmt. Niemand wird zur Teilnahme gezwungen, oder sich einer Deutung anzuschließen und Inhalte in ihrer Aussage zu teilen. Solange man sich an die Regeln hält, die verhindern, was das, im Sinne der Betreiber erwünschte Ergebnis negativ beeinflussen könnten, wird man nicht eingeschränkt.
Und diese Regeln prägen auch das Verhalten, nach dem sich die Teilnehmer an sozialen Netzwerken untereinander ausrichten. Sie gelten auch bezogen auf die Freiheit dieses Gedichtes; und für die Freiheit die man uns lässt, um aus einem dieser virtuellen Räume heraus so etwas wie einen, an die Exerzitien angepassten eigenen Stil zu entwickeln. Wem irgendetwas nicht passt, der darf sich jederzeit verabschieden, bevor ihm aktiv die Tür gezeigt, und der Zugang zu einem Angebot gesperrt wird.
Beliebigkeit ist also keine Eigenschaft, die meinem Text zu eigen ist, sondern die dieser zum Ausdruck bringt oder bringen sollte. Natürlich bleibt jedem selbst überlassen, zu beurteilen, ob er oder sie das für gelungen hält oder nicht. Auch das ist beliebig. Ebenso, wie es jedem selbst überlassen bleibt, das eigene Verständnis zu einem objektiven Maßstab zu erklären. Was als Strategie nichts anderes als Selbstbehauptung oder "Joker Talk" und eine der praktischen Übungen dieses Aufmerksamkeitswettbewerbs ist.
[Verse 1]
"There must be some way out of here"
Said the joker to the thief
"There's too much confusion
I can't get no relief
Businessmen, they drink my wine
Plowmen dig my earth
None of them along the line
Know what any of it is worth"
[Verse 2]
"No reason to get excited"
The thief, he kindly spoke
"There are many here among us
Who feel that life is but a joke
But you and I, we've been through that
And this is not our fate
So let us not talk falsely, now
The hour is getting late"
[Verse 3]
All along the watchtower
Princes kept the view
While all the women came and went
Barefoot servants, too
Outside, in the distance
A wildcat did growl
Two riders were approaching
The wind began to howl
»nur von ihm beschreib-bares papier,
das nur durch seine schrift bedeutung erlangte.«
Auf den "großen Vorsitzenden" bezogen ist das sicher richtig. Das war aber nur eine der Assoziationen zu meinem Bild, das ja auch noch die Schwalbe enthält, von der man sagt, das eine einzige noch keinen Sommer macht. "Papierschwalbentiger", oder was ich damit verbinde, sitzen in den Chefredaktionen, Lektoraten der Medienhäuser, Think Tanks und PR-Agenturen. Sie arbeiten als Pressesprecher für die großen politischen Partien und unsere gewählten Volksvertreter.
"Wenn Du dann bitte auch das fehlerhafte Gedicht einklappen würdest, als Blogautor?"
danke
frag mal deinen Raben!
hab das natürlich alles längst mit dem weltweisen vogel besprochen...
richtig, montesquieu ging vom ancien régime aus, verlangte die aufteilung der zentralgewalt in drei bereiche als ersten schritt.
wenn gegenwärtig sogenannte demokratien sich darauf etwas zugute halten, dass sie das programm des franzosen erfüllt haben, zeigt das nur, dass sie nichts verstanden haben. erstens erfüllen sie das programm montesquieus nur formal, wie du richtig sagst, zweitens haben sie die alte missständegesellschaft ersetzt durch die kapitale missständegesellschaft heute.
unverändert geht die zentralgewalt von der hauptstadt aus. das ist die fortsetzung der monarchie. an stelle der fürstentümer stehen nun die konzernleitungen. ihr altes ziel ist noch stets die mehrung der macht. mit anderen worten, es handelt sich weiterhin um eine hordenwirtschaft und verwaltung mit strenger hierarchie wie bei affen und wölfen bzw. beim militär, wenig verfeinert durch wissenschaft und technik. schon das prinzip wachstum über alles verweist zurück in die jahrtausende vor der sesshaftigkeit, sprich: steinzeit. das prinzip freizügigkeit der eu ist nichts anderes als die rückkehr zum paleolithischen nomadentum. das subsidiaritätsprinzip ist nur vorgeschoben, nirgendwo verwirklicht.
was hobbes den steinzeitlern vorwarf, trifft auf die kriegsgesellschaft zu: der kampf aller gegen alle entspricht dem globalisierten "wettbewerb", der raubtierkonkurrenz.
das sogenannte verfassungsgericht handelt im auftrag der zentrale, es steht nicht über, sondern unter der fuchtel der zentralgewalt. das zeigte sich deutlich im krieg gegen jugoslawien. die bundesdeutsche kriegsbeteiligung wurde gegen den text und sinn der verfassung nicht in frage gestellt.
die distanz der global herrschenden zu den menschen vor ort ist viel zu groß, als dass sie noch menschlichem maß entsprechen könnte. am "hof der zentralgewalt" sammeln sich die machtkranken. nicht anders als zur zeit montesquieus.
eine änderung der missständegesellschaft ist von diesen psychopathen gar nicht vorstellbar. die reform setzt zumindest zwei forderungen als zu erfüllende voraus: dezentralisierung und vernetzung der regionen der erde. die elite der machtkranken verstehen diese grundforderung als entmachtung, d.h. verstehen nichts, nur machtgewinn und machtverlust.
was montesquieu noch nicht kannte, ist die ethikative. sie ist die wichtigste veränderung der kriegsgesellschaft. aber unvorstellbar unter den bedingungen der kriegsgesellschaft.
ist geschehen, sagt der blogautor.
oh,oh, da purzelt einiges übereinander in der wohl-gefüllten wissens-kiste.
zwar wird seit dem absolutismus das politische im staat zentral,gesetzlich verwaltet, aber statt daß der staat seine macht aus beute-zügen gegen andere erweitert, liefert die ökonomie des kapitals seine grundlage.
das wachstums-prinzip ist jahrtausende von äußerer natur und bevölkerungs-möglichkeiten gedeckelt worden. daher vorherrschen der beute-ökonomie.
steinzeit-jagd bringt zwar nomaden-tum mit sich, ist aber nicht mit vieh-wirtschaftlichem nomadentum zu verwechseln .und diese nicht mit freizügigkeit: um weide-gründe, wasser-stellen wurde häufig gestritten. organisation des vieh-triebs und wehrhaftigkeit waren angesagt.
konkurrenz und wettbewerb um (über)lebenschancen: so alt wie die natur.
wer heute die kapitalistische ökonomie,
das wirtschaftliche krieg-führen ohne inhärentes blut-vergießen, im dienste der privat-rendite
der ökonomisch mächtigen,
vernachlässigt gegenüber den polit-akteuren,
die sich oft nur mächtig dünken,
und deren wettbewerb um politischen einfluß
zu hoch bewertet, verfehlt die anayse des systems.
oh,oh, da purzelt einiges übereinander in der wohl-gefüllten wissens-kiste.
bei wem? das ist hier die frage.
konkurrenz und wettbewerb um (über)lebenschancen: so alt wie die natur.
hm, romantik? naturfeier bei meier, biedermeyer?
wer verfehlt die anayse des systems.? kriegsgesellschaft und missständegesellschaft sind ein und dasselbe unheil.
@Corina Wagner
Legi ist die liebevolle Abkürzung für Legasthe̱niker.
.
Wenn das ein Depri liest, begeht er Sui.
.
Ciao
Wolfi
Gruß an deinen Vogel, ich bin voll mit ihm zufrieden und stimme überein. Jetzt fehlt nur noch ein Modell, das besser ist und glaubwürdig für die BILDungsElite.
das gibt es in ziemlich ausführlicher form unter dem titel "Homo rapiens rapiens" untertitel "Utopie als ultimatum" in buchform in jedem buchladen und im internet... seit ein, zwei jahren
Die Argumente, die Sie nachgereicht haben, werter Schna'sel, machen Ihre Wortwahl etwas plausibler. Dennoch überzeugen sie mich nicht. Ich möchte an dieser Stelle, wo es eigentlich nur um ein paar Buchstaben geht, nicht in eine inhaltliche Diskussion einsteigen, daher halte ich nur den Dissens fest.
Sagen Sie nicht selbst, daß die sozialen Netzwerke solche Papperlapapppapageiengewächshäuser (das Wort hat mir durchaus gefallen) oder -biotope (evt noch besser zu Babel/Babylon passend) sind? Wer immer sich damit die Sprachhoheit erhofft, hat mMn die Rechnung ohne die vielen Wirte und Köche gemacht. Alles Trommeln hat nicht verhindert, daß TTIP zu 70% (wenn man der letzten Umfrage glauben darf) abgelehnt wird, daß man gutnachbarschaftliche Beziehungen zu Russland wünscht, daß die Dämonisierung Putins im Großen und Ganzen mißlungen ist. Wohlgemerkt: mit der Bezeichnung Gewächs- oder schärfer Treibhäuser bin ich ja einverstanden, nur ist es darin Wildwuchs, keine disziplinierte Züchtung menschlicher Bonsais. Wo Sie über ein marginales Vorkommen hinaus quasireligiösen Eifer und heiligen Ernst sehen wollen, ist mir ein Rätsel. Das gilt weder für die zynischen Machtstrategen noch für ein ideologisch gefestigtes Volk. Wo der Begriff überhaupt geläufig ist, rennen Sie im Gegenteil mit Antineoliberalismus offene Türen ein (ich rede nicht von den bezahlten Schreiberlingen und Meinungsstrategen). Schließlich glaube ich nicht, daß wir auf dem Weg in einen neuen Faschismus sind, aber auszuschließen ist auch das nicht. Sicher aber ist es nicht im Interesse der Neoliberalen, zumindest nicht derer, die noch bei Sinn und Verstand sind, also als Strategen handeln (können). Daß ich in einigen Fällen die Wortwahl in Ihrem Gedicht als zu assoziativ-beliebig bemängelt habe, sollten Sie nicht zu einer generellen Kritik an der Beliebigkeit ihrer Texte überinterpretieren.
Danke, müßte ich mal lesen.
Allerdings habe ich meine Zweifel, was die Identität des Autors betrifft. Allgemein schreibt der ja klein, in diesem Buch schreibt er in den Überschriften mit Majuskeln, das scheint mir eine Form von Gespaltenheit zu sein. Wolfram würde den wohl einen Schizo nennen.
"Wo Sie über ein marginales Vorkommen hinaus quasireligiösen Eifer und heiligen Ernst sehen wollen, ist mir ein Rätsel."
Wenn mir sonst nichts klar ist, dann das. Wem dieser Schuh nicht passt, der wird ihn sich auf gar keinen Fall anziehen. Er wird aller Voraussicht nach behaupten, dass da gar kein Schuh sei, wo man ihm einen präsentiere und wenn, dann auf keinen Fall der seine. Das ist Dissens und das wird Dissens bleiben.
Ansonsten möchte ich, ohne weitere Wortwechsel provozieren zu wollen, ausdrücklich daraufhin weisen, dass ich an dieser Stelle auf alle weiteren Ansprüche verzichte, die Bedeutung aller von mir gewählten Begriffe, im Einklang mit der objektiv sinnfälligen Wahrnehmung durch den Wildwuchs des sozialen Mediums, in dem ich mich bewege eineindeutig abzuleiten. Die Hoheit über dieses Sprachrevier geht damit automatisch und für eine ungewisse, aber begrenzte Zeit auf das obsiegende Sprechtier über.
"Wenn das ein Depri liest, begeht er Sui."
Wovor ihn eigentlich seine Behinderung schütze sollte, müsste. Es sei denn, ihm würde das jemand ganz hinterhältig stecken. Ein Zyni beispielsweise oder ein Narzi, der sich Späße auf Kosten anderer, ärmerer, behindertererer erlaubt...
homo rapiens
Seite 80: Da erklärt sich ein Staat (Montenegro) via Referendum bereit, sich zu ändern.
Reiche und größere Staaten akzeptieren das und liefern via UNO das Material und die Finanzen - und die UNO übernimmt die militärische Sicherheit als: Der Pate.
Das setzt natürlich voraus, daß es in diesem Land kein Öl, kein Gas, kein Uran oder sonstige wertvollen Güter gibt; alternativ gibt es begehrliche Güter, der Transport ist aber zu beschwerlich und teuer (Beispiel Bhutan: Bruttonationalglück ).
Warum brauchen die einen externen Investor, der auch nur wieder Spesen und Kasse macht?, Werte schöpfen könne die selbst, wenn sie was ändern wollen, und Geld drucken auch.
PS: In wortplus.com fehlen TRANSPARENZ und Haven (friesisch)
müßte ich mal lesen.
aber ich muss dich warnen, denn felix werdermann hatte vor einger zeit das buch hier besprochen unter dem motto "von der utopie zur expertokratie" oder so ähnlich, und obschon ich dem widersprach, blieb felix bei seiner lesart.
Allerdings habe ich meine Zweifel, was die Identität des Autors betrifft.
da kann ich dich beruhigen. die allermeisten lateinschreiber sind insofern gespalten, denn sie benutzen die minuskeln und auch die majuskeln in ihren schriften. ich habe bisher nur von grönländern gehört, dass sie gar keine majuskeln verwenden. wenn die kälte da verantwortlich gemacht werden sollte, gibt es hoffnung, denn der klimawandel erwärmt schon jetzt grönland spürbar, so dass bald die makuskeln auch dort blühen und wachsen dürften...
Seite 80: Da erklärt sich ein Staat (Montenegro) via Referendum bereit, sich zu ändern.
(hast du den text bei google books entdeckt?)
ja, montenegro ist nicht wirklich gemeint, es soll nur ein beispiel sein für ländchen, die für einen positiven regime change in frage kommen. was du über die nicht vorhandenen schätze schreibst, könnte hier zutreffen. aber ganz entscheidendes kriterium wäre die bereitschaft der bevölkerung zum experiment "Zukunft". das heißt, ein verlanden, den status quo zu beenden, zu überwinden.
ps: warum fehlen in wpc transparenz und haven? natürlich fehlen da sehr viele stichworte.
Ob das vorliegende Problem allein mit dem fehlenden Majuskel zu erklären sein wird, wage ich zu bezweifeln. Eher liegt es am Hang des homo vulgaris, eine Hierarchie zu brauchen, um die eigene Unfähigkeit auszutesten. Ist sie denn erreicht, berauscht er sich an der Höhenluft, siehe Peter Prinzip.
Nein, das Buch habe ich seit Januar, Asche auf mein Haupt, und erst heute gelesen.
Warum brauchen die einen externen Investor, der auch nur wieder Spesen und Kasse macht?,
das hat mit werdermans these zu tun, ich strebte die expertokratie an. ich glaube wirklich, dass es in allen ländern an sachverstand fehlt. wer mal die veröffentlichungen des bundes der steuerzahler liest, weiß, was meine. im eigenen dorf kann man weitere beispiele für geldverschwendung finden. meine erklärung für diese art der verschwendung: inkompetenz, die auf dem dorf natürlich am größten sein dürfte. ausnahmen bestätigen die regel. die kaste der politschwätzer braucht immer fachliche beratung, weil sie nicht in allen bereichen, für die sie entscheidungen treffen, kompetent sein können. wahrscheinlich ist das verhältnis von null ahnung zu größtem sachverstand bei jener klasse äußerst schief. das ergebnis ist bekannt.
in kleinen und zurückgebliebenen länderchen ist es wie auf den dörfern, von nix ne ahnung haben viele.
du könntest auf die idee kommen, ich sei ein kolonialist. aber ich folge doch eher dem schulbeispiel bei guten lehrern. das ist zwar auch ein entwicklungsprogramm, aber ein natürliches - ohne ausbeutungsabsichten.
Hang des homo vulgaris, eine Hierarchie zu brauchen, um die eigene Unfähigkeit auszutesten.
diesen seltsamen hang kann auch nur ein (verkappter) brite erfunden haben. damit wird die hierarchie als etwas sinnvolles beschworen. nicht mein bier.
ich hätte eine andere erklärung für den sinn der hierarchie für homo vulgaris. er bildet sich wohl ein - und zum teil ist das gar nicht ganz falsch, dass mit jedem treppchen weiter nach oben die sicherheit zunimmt, wie bei einem tier, das verfolgt wird und sich auf einen baum flüchtet...
der mangel der theorie: bären können gut klettern.
das Buch habe ich seit Januar, Asche auf mein Haupt, und erst heute gelesen.
schüttel die asche mal wieder ab. einsicht ins buch kommt nie zu spät. tut mir leid, dass ich nicht überzeugender geschrieben hab.
rich-tig :-)
"Was Kunze allerdings bei der Konjunktion und nicht Angeblickte vor Augen gehabt haben mag, ist nicht nachvollziehbar, läuft es doch auf den dem gesunden Menschenverstand widersprechenden Gedanken hinaus, daß die objektive Welt um mich herum verschwindet, wenn ich die Augen schließe (ich kann anblicken ohne zu erblicken)."
Das kann ich nicht ganz nachvollziehen. es geht m.E. nicht so sehr um das Augenschließen, sondern um das Blicken im Gegensatz zu Glotzen, das zu keiner Kommunikation führt.
Was Sie über die Atomisierung der Bedeutungen sagen, gefällt mir.
d'accord. kunze irrt nur an dieser stelle; ich habe seinerzeit erstaunt, dass er sich in die rechtschreibdebatte einmischte.
wünsche ein schönes wochenende gehabt zu haben. elke.
Das läuft auf eine Meritokratie hinaus, Platons Philosophenkönig.
Ich stelle mit etwas anderes vor.
Politiker haben nicht die Aufgabe der Leitung, die übernimmt ein kompetenter Angestellter/Beamter. Damit bleibt der Politik die Aufgabe der Kontrolle stellvertretend für ihre Wähler.Innen. Für diese Kontrolle können die Politiker sich jede professionelle Hilfe holen.
... und mit jedem Treppchen nimmt die Fallhöhe zu.
Die Utopie eines Referendums in einem kleinen Land ist schon ein gewaltiger Sprung; stell dir vor, in D hat eine Mehrheit von BILDungsbürger.Innen eine große Koalition gewählt und die Opposition marginalisiert.
Platons Philosophenkönig.
ja, platons staatsphilosophie hat verdammt lange gewirkt, auch auf mich hat sie eindruck gemacht, aber nur auf den jugendlichen, danach nicht mehr. als ich den aristokraten in olaton sah und ihn darum kritisierte, war der glanz dahin.
das schlimmste stück, das der kerl sich geleistet hat, ist das berühmte höhlengleichnis, wichtig fürs verständnis der ideenlehre. für mich ist aber viel wichtiger, dass platon ein stück realität im alten athen in seine texte einbaut: die verbrecherischen silberminen, in denen gefangene silber fördern mussten. wie im höhlengleichnis beschrieben, durften die armen nicht raus, sie blieben unter tage, bis sie erbärmlich krepierten.
platon wollte im grunde die alte aristokratische herrschaft retten, indem er das argument der kompetenz einbaute, das natürlich nur die aristokraten besaßen. habe kein griechisch gelernt, aber aristos ist der beste im altgriechischen. die aristoi waren von natur oder geburt die besten. dem liefert platon nachträglich die philosopheneigenschaft als adelsmerkmal. und schon kann die olle aristokratie weiter herrschen. das ist platon.
nein, mir ist diogenes bei den alten athenern der einzige sympathische. nicht platon.
Ich stelle mit etwas anderes vor.
Politiker haben nicht die Aufgabe der Leitung, die übernimmt ein kompetenter Angestellter/Beamter.
bevor ich mit der kritik der politik, wie wir sie kennen, anfange, muss ich zuerst klarstellen, dass sie unmöglich und von natur unmenschlich ist. gründe dafür: der machtapparat ist die hauptsache. und den kann man durch keine reform oder veränderung verbessern. das scheitert zuerst an der puren größe. small is beautiful, das habe ich bei dem ökonomen schumacher geklaut, einem briten, darum schu ohne -h.
aber bei meinen modellen geht ja nix ohne milgram-testresultate.
und eines der wichtigsten ergebnisse im experiment ist die wirkung der distanz in der herrschaft. milgram hat gezeigt, dass distanz tötet. die zentralgewalt moderner staaten und konzerne lebt von der distanz. je globaler desto besser!
du merkst schon, jetzt wird es sehr grundsätzlich. es gibt daraus kein entkommen.
erstaunt, dass er sich in die rechtschreibdebatte einmischte.
liebe elke,
mich kann es nicht wundern, wenn ein schriftsteller/dichter sich da einmischt. mich wundert es eher, wenn sich so einer nicht da einmischt. es ist doch sein handwerkszeug.
wünsche dir das gleiche.
helder
jein, lieber helder. die orthographie ist doch wirklich nicht das metier der dichter. kunzes gedichte wirken auf mich/uns alle trotz der ungewöhnlichen rechtschreibung. später hat er doch meines wissens gegen die rechtschreibreform gewettert, obwohl diese in vielen punkten sehr sinnvoll war. würde sie noch verbessern, z.b. das und dass immer mit einem "s" schreiben, nicht nur wegen der korrektur, sondern auch, weil in vielen persönlichen briefen, sogar in einem text über die besteuerung der rente (heute gelesen) immer wieder fehler gemacht werden.
schönen sommerabend
elke
Die Utopie eines Referendums in einem kleinen Land ist
auf jeden fall was ganz anderes als in teutonien. dies ist viel zu groß, fett und voll durch nazionalismus und zugewinn auf allen seiten. die kriegsverluste haben se immerhin nicht ausgleichen können.
dass es hier so eine besonders verrückte führungsmannschaft gibt, hat mit der chaotischen und besonders irrationalen geschichte der bevölkerung zu tun. die wird jetzt durch die merkelsche immigrationspolitik nicht übersichtlicher, aber vielleicht - nach dem spruch: ich bin ein teil von kraft, die stets das böse will und stets das gute schafft - weniger irrteutonisch wird.
Schumacheer war internierter Österreicher und sein Lehrer war Leopold Kohr, von dem ist das Small is beautyful.
die orthographie ist doch wirklich nicht das metier der dichter.
hast ja recht, liebe elke. nicht die orthographie, sondern die schreibe. weil se aber immer mit dem geschriebenen zu tun haben, ist das interesse für oder gegen die orthografisten von natur aus vorhanden, wollte ich sagen. schriftsteller sind ja auch nicht automatisch an linguistik interessiert, kann aber sein, weil das auch möglicherweise ihre arbeit tangiert.
kennst du mark twains schreibungen pbers teutsche?
im übrigen gilt ja aber, dass jede/r, wo einen satz schreiben tut, auch meint, bei fragen der orthografie kompetent mitschreiben zu können usw.
würde sie noch verbessern, z.b. das und dass immer mit einem "s" schreiben,
das blaue wundert mich jetzt sehr, habs nicht bewusst gewählt. sieh mal, so kanns gehn. und dann willst du den schülern alle möglichkeiten nehmen, fehler zu machen. das geht ja gar nicht. denk doch mal an den erhalt des arbeitsplatzes. nicht dass die schreibe so vereinfacht wird, dass deutsch überflüssig wird...
auch dir noch einen schönen warmen abend (es wird schon wetteramtlich mit den eisheiligen demonstriert/gedroht)
herzliche grüße
helder
Sach ich ja schon lange, Bismarck hatte einen Fehler gemacht, als er die kleine Lösung für ein Deutsches Reich akzeptierte, das war der direkte Weg in den Nazionalismus. Die große Lösung wäre eine europäische Lösung gewesen.
wie sollte ich mark twain, den skeptiker des stratforder kandidaten der werke shakespeares, nicht kennen? :-)
was er über das deutsche schrieb, ist klasse. -
die besten deutschschüler/innen sind nicht unbedingt diejenigen, die orthographisch richtig schreiben; das ist nur die eine, vielleicht soziale (?) seite der medaille. deutsch wird vor allem von der elternschaft mit richtiger orthographie verbunden; meist geht es um andere tiefen...bin doch froh, dass schüler heute andere fehler machen als wir..die ewige wiederholung des gleichen würde zu nichts führen. seitdem ich dich mit deiner kleinschreibung kenne, kommen mir eh viel zu viele zweifel, aber ich spiele das spiel ein klein wenig mit.
in diesem sinne guten abend
elke
Leopold Kohr, von dem ist das Small is beautyful.
danke für die verbindung von schumacher zu leopold kohr. die kannte ich nicht, obwohl natürlich immer alles mit allem verbunden ist.
der kohr ist ja eine hochinteressante figur. und ich kannte sie nicht. aber den bestseller hat doch schumacher verbrochen.
Bismarck hatte einen Fehler gemacht,
das is ja ne dicke untertreibung, der kerl bestand doch nur aus fehlern - nach dem geschmack der kleindeutschen...
Bismarck hatte einen Fehler gemacht,
das is ja ne dicke untertreibung, der kerl bestand doch nur aus fehlern - nach dem geschmack der kleindeutschen...
Bismarck hatte einen Fehler gemacht,
das is ja ne dicke untertreibung, der kerl bestand doch nur aus fehlern - nach dem geschmack der kleindeutschen...
es geht m.E. …. um das Blicken im Gegensatz zu Glotzen, das zu keiner Kommunikation führt.
Richtig, diesen Unterschied habe ich bei Kunze unterstellt, den Unterschied eines einseitigen Anblickens und eines erkennenden Erblickens, das Kommunikation, Mutualität voraussetzt. Nur ist das eindirektionale Sehen nicht völlig minderwertig. Der Teilsatz „wir sind nicht angeblickte, blicken wir nicht einander an“ ist falsch (was logisch bedeutet, daß der gesamte Satz falsch ist und zu der von mir gezogenen Konsequenz führt), weil er behauptet, daß wir ohne den Gegenblick nicht angeblickt werden können. Vielleicht ist das ja zu spitzfindig, aber sollte ein Dichter nicht skrupulös formulieren?
So eine spitzfindige Lesart...Ich weiß nur, dass Kunze monatelang an einem Gedicht feilt, bevor er es veröffentlicht. Es könnte sein, dass er an dieser Stelle nicht so gewissenhaft war, wie die Logik es verlangt, die Unschärfe des Lebens sich solchen Kategorien aber entzieht. Ich gebe zu, ich ergreife jetzt einseitig Partei für Kunze. Ambiguitätstoleranz. - Interessant wäre, herauszufinden, was Kunze selber dazu sagt. Früher hat er alle Leserbriefe beantwortet. :-)
Der Fehler war früher, als Friedrich Willem Nr 4 arrogant die Kaiserkrone aus Volkes hand abgelehnt hatte. Der Kartätschenprinz wurde dann unter Bismarck Kaiser und sein Nachfolger von Gottes Gnaden vollendete den Nazionalismus.
Der Fehler war...
gestern abend, dass die elektromühle der fc nicht mehr wollte. das roll-auge drehte und drehte und drehte - bis der alte mit kiste um die ecke kam. da hab ich das fenster dicht gemacht. warum dabei dreifach zugeschlagen wurde, weiß ich nicht.
Ich freue mich über Ihren Kommentar! Und der von Achtermann zitierte Kunze liegt richtig. Ich möchte sogar sagen, der Dichter als solcher hat wohl den unmittelbarsten Draht zur Sprache; ja, er hat Sprache.
"So kommt der Dreifachbuchstabe ausschließlich in zusammengesetzten Wörtern vor; steht die Zusammensetzung für eine integrale Bedeutung des Zusammengesetzten (...) dann macht es Sinn, den dritten Buchstaben wegzukürzen. Ist die Eigenständigkeit der Wortteile zu groß, ist es besser, diese Distanz durch den Dreifachbuchstaben zu erhalten oder durch einen Bindestrich zu betonen."
Diesen Absatz sehe ich allerdings fast als ein Einknicken vor kalt betriebener Sprachregelung, wie sie in Gestalt von Rechtschreibreformen geradezu als Ingenieurskunst vollzogen wird. (Leider macht yurens Artikel ja auch wieder einmal nichts anderes, als eine solche vorzuschlagen - freilich nur auf dem Gebiet des Deutschen, getrieben von einem ideologischen Motor.) Eine solche nimmt und nahm Sprachen (jawohl, der Sprachen - nicht allein dem Schreiben, dass es so per se ja nicht gibt) aber stets ihre Natur, ihre unmittelbare Ausdrucksfähigkeit des Gedankens und Begriffes. Es hilft dem Sinn nicht auf, Buchstaben zu addieren oder wegzukürzen - und sei es mit der Begründung, "integraler Bedeutung des Zusammengesetzten" oder einer "Eigenständigkeit der Wortteile".
Nehmen wir den Andersdenkenden. Wird er zum anders Denkenden, so schaffen wir nicht allein orthografisch eine andere Struktur - NB: wie auch die Schreibung "orthografisch" eine ist -, nein, wir schaffen ein anderes Wort, ein anderes Konzept. Wir können etwa Luxemburg nun nicht "Freiheit ist stets auch die Freiheit des anders Denkenden" zitieren. Und für den Begriff der Schiffahrt wiederum spielt es keine förderliche Rolle, wenn ein drittes f addiert wird - mit welchem Zweck auch immer. Genauso wäre zu argumentieren, wenn es etwa den umgekehrten Fall gäbe - die Schreibung Schifffahrt tradiert aber nicht mehr länger anempfohlen wäre.
Es gibt hier kein "besser" oder "schlechter", dass sich allein als lernökonomisch begreifen will und nur technologisch getrieben zu optimieren versucht. Ein Gewinn im Sprachverständnis und -lernen wird sich auf diese Art und Weise nicht einstellen.
Das soll nun freilich nicht heißen, dass unsere Rechtschreibung vor der letzten Rechtschreibreform, oder der vorletzten, vorvorletzten usw. usf., ein Nonplusultra war - das kann sie aufgrund solcher Ingenieurs-Reformen schon nicht gewesen sein. Aber immer besser wird sie freilich dadurch keinesfalls. Schon gar nicht im Dienste der Sprache.
Vielleicht verstehe ich Ihren von mir hier kritisierten Absatz aber auch falsch? Mein Ansatz ist ja, dass Sie vorschlagen, es sei zu deutlich, in welchen Fällen von Zusammensetzungen auf eine "integrale Bedeutung des Zusammengesetzten" und wo auf "Eigenständigkeit der Wortteile" zu entscheiden sei. Möglicherweise machen Sie aber gerade den Vorschlag der prinzipiellen Offenheit zur Entscheidung?
(Leider macht yurens Artikel ja auch wieder einmal nichts anderes, als eine solche vorzuschlagen - freilich nur auf dem Gebiet des Deutschen, getrieben von einem ideologischen Motor.)
es ist doch immer wieder ein anlass zu freudiger heiterkeit, wenn man erfahren kann, dass der eine oder andere zeitgenosse völlig freihändig und ganz ohne ideologie operiert, gewissermaßen im vakuum...
Sollte Sprache nicht so ausdrucksfähig und gleichzeitig verstehbar wie möglich sein? Das erste spricht für Differenzierung, Formbarkeit, das zweite für Eindeutigkeit und Deutlichkeit, in diesem Sinne für Einfachheit. Dem dient nicht unbegründete Kompliziertheit, dem dient nicht formale Beliebigkeit. Darum muß man nicht gleich Homonyme und umgekehrt Schreibvarianten und Synonyme verteufeln. Aber man sollte sich an diesen gegenläufigen Prinzipien ausrichten.
"Sollte Sprache nicht so ausdrucksfähig und gleichzeitig verstehbar wie möglich sein?"
Ja. Aber wenn sie ausdrucksfähig ist, ist sie verstehbar. Eigentlich. Es ist aber wohl zuzugeben, dass, je diverser eine Gesellschaft bzw. ein Kulturraum wird - einschließlich arg divergierender Bildungsniveaus und verschwindender kultureller Kanons - es umso schwerer für eine Sprache wird. Vielleicht habe ich da auch zu sehr ein Idealbild im Kopf gehabt, und eine Rechtschreibreform stellt mitunter vielleicht auch einen gewissen Sachzwang darstellt. So dass etwa eine Schiffahrt vielleicht weniger als Schifffahrt gut und breit verständlich wird, aber vielleicht doch als Schiff-Fahrt ...