Misswirtschaft.

Machtkrank. mit misswirtschaft ist nicht etwa die(agrar- oder energie-)wirtschaft gemeint, für die hierzulande mrs mörkel steht, sonst hätte es mrs-wirtschaft geheißen.

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Vor kurzem sah ich einen holländischen hirnforscher im nl-tv, der lächelnd verkündete, alle spitzenpositionen unserer gesellschaft seien von psychopathen besetzt. da ich nur zufällig einen ausschnitt der sendung sah, kenne ich den kontext nicht. nur soviel bekam ich mit vom "breinprofessor" (so die gelegentlich eingeblendete information zur person), den topmachern mangele es an der fähigkeit zur empathie.

Und nun die in allen medien eingespielte meldung vom kirchenfürsten, der zu limburg die bodenhaftung verloren hat. der katholische oberhirte franz-peter tebartz-van elst sieht sich mit ernsten vorwürfen konfrontiert. aussetzer beim sagen der wahrheit (aktenkundig im streit mit dem Spiegel) und maßlose verschwendung beim bau seiner residenz. handelt es sich hier um einen fall des empathiedefizits bei höherer berufung? oder gar um autismus?

Ohne die kritik am verhalten des kirchenmanns relativieren zu wollen, möchte ich doch die theoretische rundfrage vorbringen, wieviel prozent von "normalen" mitgliedern der bevölkerung sich genauso oder doch ähnlich in vergleichbarer lage verhalten würden. ich tippe auf zwei drittel. das ist der prozentsatz der versuchspersonen, der im milgram-experiment ethisch versagte. der gute hirte ist ein ganz normaler versager im amt.

Und wenn einem solchen noch mehr anvertraut wird, ist die wahrscheinlichkeit entsprechend hoch, dass er noch mehr geld, das ihm nicht gehört, verschwendet. siehe den sogenannten verteidigungsminister, der beim kauf neuer waffensysteme um ein paar hundert millionen euro überzieht. oder wie verhält sich der wirtschaftsminister, der von lobbyisten umzingelt, den einen gewährt an subventionen, was er den andern verweigert?

Mit anderen worten, mensch ist grundsätzlich fehlbar, wenn die umstände ihn nicht schonen und schützen. so geht ihm die empathie ab, wenn die verwaltungsdistanz ihm die bösen folgen seiner entscheidung vorenthält. wie sehr der distanzierte umgang mit summen die entscheider überfordert, zeigen die rügen der rechnungshöfe alle jahre wieder. und nicht zuletzt die skandale um stuttgart 21 im südwesten bis zum neuen hauptstadtflughafen im nordosten des landes exemplarisch.

Kurz, macht macht machtkrank.

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Geschrieben von

h.yuren

buchveröffentlichung 2017, KRAH - das rabentagebuch, 350 S., 8 fotos ISDN 978-3-945265-45-1; Tb. 15,-

h.yuren

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