Neologismus Schwarmintelligenz.

bis vor wenigen jahren fehlanzeige in allen wörterbüchern. inzwischen aber zum modewort avanciert.
wie bei anderen "vorbildern" aus der natur handelt es sich um einen biologismus. verhaltensmuster aus dem tierreich werden möglichst unbedenklich auf das verhalten von menschen übertragen, wobei die natur als lehrmeisterin der menschen aufgefasst wird.
nicht besonders intelligent, aber oft publikumswirksam. nach dem rassismus und der vermischung von mensch und tier in den älteren fabeln ist der versuch, dem massenwesen mensch eine biologische parallele unterzujubeln, der neueste vorstoß in dieselbe richtung.
die mustergültigkeit des ameisenstaates leuchtete nicht von ungefähr bereits dem briten hobbes ein, der genau wusste, wie die gesellschaftsform staat zu verstehen und einzurichten sei. die natur dient auch in diesem fall als legitimationshilfe für eine in die kritik geratene institution.
jetzt aber soll das angeblich intelligente schwarmverhalten die massendemokratie biologistisch unterfüttern. (vgl. helbing im entsprechenden spiegeltext)
merke: wo es an vernunft und gewissen mangelt, die bestimmung des menschen zu erkennen aus der einsicht in die menschlichen gegebenheiten muss mal wieder die natur herhalten, die lücke zu schließen. nachdem bis vor kurzem noch die hierarchische struktur der staaten gestützt wurde vom blick auf affenhorden und wolfsrudel mit deren strikter rangordnung, ist die zielrichtung nun mit der sogenannten schwarmintelligenz entgegengesetzt; nicht mehr die klugen führer oder weisen monarchen geben die marschroute vor, sondern das unbewusst perfekte schwarmverhalten der fische und vögel.
dass jemand beim studieren der zoologischen phänomene ins schwärmen sich versteigt, ist nur allzu verständlich; dass aber die dilettantischen beobachter nur die altmodische bibel eintauschen gegen die natur als lehrmeisterin verrät doch verdammt wenig intelligenz.