Nirgendwie links

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der freitag und also doch wohl auch die mit dem printmedium verbundene netz-insel, die netzüblich community genannt wird, sei gesellschaftlich oder politisch "irgendwie links", wird JA des öfteren zitiert.
wenn links schon als zerstritten und zerspalten gilt und ein breites spektrum zeigt, wird der spielraum durch die dreingabe des adverbs "irgendwie" beinahe ins nebulös-grenzenlose erweitert.
was gemeint sein dürfte, wird durch keine definition deutlicher; man muss den freitag lesen, um zu ahnen, was gemeint sein könnte.
nach einer formel, die ich mal vor jahren aufgeschnappt habe, ist links die kombination aus 'human' und 'rational'. zur verdeutlichung möchte ich noch das adjektiv 'kritisch' ergänzen.

nicht alles, was im freitag und auf seiner netzinsel zu sehen und zu lesen ist, genügt der definition. das geht dann eher aufs konto des nebels "irgendwie ... ".

ein paradebeispiel für 'links' im (eben definierten)politischen sinn ist friedlands blog über rassismus www.freitag.de/community/blogs/friedland/als-schwarzer-in-deutschland-leben

das gegen-exempel in serie liefert streifzug mit gleich drei links auf 'you tube'. www.freitag.de/community/blogs/streifzug/autowelt www.freitag.de/community/blogs/streifzug/unsichtbare-hunde-community
www.freitag.de/community/blogs/streifzug/das-glück-jeder-zelle

nach dieser lesart bedeutet "irgendwie links" lediglich "nothing but links". denn es wird fast wortlos ein link angeboten. schlimmmer: ein link nach dem anderen. und alle drei sollen jeweils als blog durchgehen. an gute beiträge von streifzug gewöhnt, lasse ich mich auf die linkerei ein und - werde gelinkt. was soll dies nullsummenspiel, frag ich mich. minimal art oder was? gehorsamster diener der spaßgesellschaft ohne witz oder was?

das netz ist ähnlich unkontrolliert wie der sogenannte freie markt. die devise lautet: anything goes. die spaßguerilla mag so einiges, vor allem in den kommentar-reihen. von einem irgendwie linken blog muss ich aber mehr erwarten dürfen als leerlauf. meisterfalk diagnostiziert blogorrhö. zu recht.
wenn wir engagierte diskussionen über das experiment des freitag führen, ist das prima. wenn wir aber gleichzeitig die leinen schleifen lassen auf der netzinsel des freitag, ist das kontraproduktiv.

gruppendynamisches ps: wer sich so weit aus dem fenster der wolke lehnt wie streifzug z.b., läuft gefahr, das gleichgewicht zu verlieren und der schwerkraft zum opfer zu fallen. die ausrede, es handele sich um einen stunt im freien fall, gilt nicht.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

h.yuren

buchveröffentlichung 2017, KRAH - das rabentagebuch, 350 S., 8 fotos ISDN 978-3-945265-45-1; Tb. 15,-

h.yuren

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