täglich schalte ich irgendwann das radio ein. seit etzlichen jahrzehnten. früher ist es mir nicht aufgefallen, jetzt umso mehr. zwischen den textphasen gibt es musikstückchen zu hören. seit wann das brauch ist, weiß ich nicht.
wahrscheinlich will der sender rücksichtsvoll dem publikum eine konzentrationspause gönnen. und einen neutralen übergang zum nächsten interview oder ähnlichem getexe. nach der schulpsychologie sollte den schülerchen möglichst nicht mehr als 20 minuten konzentration zugemutet werden.
das zufällige radiopublikum in den vielfältigsten alltags-situationen verkraftet weniger. also bitte nicht über 10 minuten wortbeiträge am stück. danach entspannung bei geeigneter musik. das mag ja eine begründung sein, für die etwas spricht.
angeblich ist wdr5 auf wortsendungen programmiert, gilt als informativ und seriös. mein inzwischen langjähriger eindruck ist ein anderer, weil zwischen den wortpassagen regelmäßig eine bestimmte sorte musik eingespielt wird, deren gemeinsamer nenner ist: anglophones, hits / songs.
wer sich diese abwechslung ausgedacht hat, konnte ich bis jetzt nirgendwo lesen/hören. ich weiß auch nicht, wann es ernst wurde und verstärkt die sorte leichte muse drin war im programm. entweder ist der wdr direkt mit einem "sender" in den usa verbunden, oder der dj des senders ist ein native american. vielleicht gibts ja sogar geheime abkommen quer über den atlantik. sowas soll es ja geben. das ergebnis ist eine monokultur, die manchmal karikatürliche züge hat.
Kommentare 6
...weil zwischen den wortpassagen regelmäßig eine bestimmte sorte musik eingespielt wird, deren gemeinsamer nenner ist: anglophones, hits / songs.
Was soll die Alternative sein? Gar keine Musik oder Germanophiles?
lieber achtermann, was für eine frage! die alternative zur monokultur ist die polyphonie. musik aus allen weltregionen und zeitaltern.
ich habe verständnis für die französische antwort auf die einseitige beschallung: x prozent nazionaler produktion. aber besser finde ich die klänge und gesänge von überall her. diese anglophone monotonie weckt außerdem den dringenden verdacht, dass wirtschaftliche und politische interessen im spiel sind.
nein, gar keine musik ist keine alternative.
Alle Rundfunk-Sender des öffentlichen Rechts meinen, auf die Quote setzen zu müssen. Da trifft das anglo-amerikanische Kulturgut populäre Musik besser den breiten Geschmack. Gibt es im ör Rundfunk zu den üblichen Wachzeiten überhaupt noch Sendungen, die reflektierend auf die Musik, die sie ausstrahlen, eingehen? Hat der gemeine Hörer oder die gemeine Hörerin überhaupt noch die Möglichkeit, den eigenen Musikgeschmack mittels dieses Mediums zu bilden?
Wenn über die anglo-amerikanische Popmusik hinaus internationale Musik zu Gehör gebracht wird, müsste sie, um Verständnis zu wecken, mehr oder weniger verbal begleitet werden, damit das Wissen um den kulturellen Hintergrund diese Musik verstehbarer macht.
Da trifft das anglo-amerikanische Kulturgut populäre Musik besser den breiten Geschmack.
den breitgetretenen geschmack haben die radioamtlichen in jahrzehnten dem publikum eingetrichtert. nach dem krieg hieß das pop-programm in hilversum mal arbeitsvitamine - für leute, die bei ihrer arbeit nicht geistig anwesend sein mussten.
auf baustellen gibt es heute noch die beschallung aus gewissen koffern, die da herumstehen und für aufmunterung sorgen.
Wenn über die anglo-amerikanische Popmusik hinaus internationale Musik zu Gehör gebracht wird, müsste sie, um Verständnis zu wecken, mehr oder weniger verbal begleitet werden, damit das Wissen um den kulturellen Hintergrund diese Musik verstehbarer macht.
dagegen wäre nichts einzuwenden. die ör info-verpflichtung würde das abdecken.
aber bei diesem unseren reisevölkchen dürfte die musik der ganzen welt nicht so unverstanden bleiben. es gibt die ewigen italienfahrer ebenso wie die afrika-touris und die rundumreisenden. fernost nicht zu vergessen und indien. allein an dieser tatsache des weltreisens könnte die weltmusik nahtlos ansetzen. vor- und nachbereitung der privaten fernfahrerei.
übrigens meine ich, dass die musik durch die ohren eingang findet und finden muss. die theorie dazu ist keine conditio sine qua non.
Lieber Helder,
es ist nicht nur die englische Musik. Ich stolperte bei propagandaschau über den Artikel zum 11. 10. über die Veränderungen in der Sprache, die auch mit Veränderungen der Bedeutung und einer dahinterliegenden Haltung einhergeht.
...Wenn Jürgen Mayer im WDR2 am Sonntag Morgen vom “Indian Summer” faselt, statt vom “goldenen Herbst”, dann tanzen Dummheit und politische Hirnwäsche Polka. Angesichts des Genozids an den Ureinwohnern des amerikanischen Kontinents, ist es eine ausgesprochen perverse Vereinnahmung indianischer Kultur, wenn man den Spätsommer ausgerotteter Völker und Kulturen mit einem Spaziergang genießen kann. Es ist, als würde man in Deutschland vom jiddischen Winter schwafeln. Geschmacklos, degoutant, die eigene Kultur und Geschichte verachtend...
Ich denke, der betreffende Artikel wird dir gefallen.
Gruß Stine
Ich denke, der betreffende Artikel wird dir gefallen.
ja, das hat er, liebe stine. ich lese die propagandaschau regelmäßig. wenn es nicht so viele kommentare dazu gewesen wären, hätte ich auch noch einen geschrieben.
mir ist nämlich seit jahren aufgefallen, dass unsere journaille so gebildet ist, dass sie lehnwörter aus dem französischen wie jury oder journalist aussprechen, als wären es ursprünglich englische wörter. das heißt, sie sprechen das anlautende j- aus wie engländer die namen john und jack.
das ist mit der einfluss der verenglischung unter anderem durch die tägliche beschallung mit anglophoner vokalmusik der poppigen sorte. wdr2 und wdr5 sind führend in der hinsicht.
herzliche grüße
helder