die edlen griechen im alten hellas dachten nicht an ökobilanzen, viel weniger an die abschaffung des krieges. er war für sie eine kunst. (wörter wie \"Kriegskunst, -ruhm, -abenteuer, -held\", die gut ins alte hellas passen, stehen noch als gewöhnliche lemmata im duden. das heißt nicht, die zeit sei stehen geblieben. das zeitalter ist noch dasselbe: die staatliche ära.)
die mit reicher beute beladenen schiffe, die heimkehrten an die karge küste, waren blendende beweise für den \"Vater aller Dinge\": sklaven und andere nützliche \"dinge\", interessante ideen, spannende geschichten und pfiffige erfindungen.
dem \"fang\" der erfolgreichen seefahrer hatten die daheim gebliebenen fischer nichts gleichwertiges entgegenzusetzen.
die altgriechische kriegskultur bestimmte den alltag aller, auch derjenigen, die nicht an bord eines seetüchtigen seglers gingen.
selbst wer aktiv an den olympischen spielen teilnahm, die angeblich so heilig waren, dass während der spielzeit alle kriegshandlungen unterbrochen wurden; selbst der olympionike noch leistete kriegsdienst dem obergott zeus zu ehren.
die leibesübungen in olympia waren nämlich ritualisierte heldentaten, denen regelmäßig ein paar teilnehmer zum opfer fielen, mehr oder weniger schwer verletzt oder tot.
montaigne nannte solche \"Spiele\" (zu seiner zeit und in seinem milieu vor allem zweikämpfe im fechten) \"hirnlos und hart\".
es ist nicht schwer, sich vorzustellen, welchen spielen der erste essayist heute ein entsprechendes prädikat verpassen würde.
marlene streeruwitz übernahm den job und drückte dem klassischen theater den stempel auf: \"Kriegsvorbereitungsstätte\".
provokant daran ist allein die tatsache, dass es in der kriegskultur kaum anstalten gibt, die nicht auf den krieg vorbereiten.
die spiele in olympia waren nicht von ungefähr so hirnlos und hart. im ritual bewahrten sie veraltete kriegshandlungen, die durch die feier der mythischen heldentaten und das training zur vorbereitung auf den zeitgemäßen krieg nützlich waren.
es ist heute offenkundig, welchen völkerverbindenden zwecken die olympischen übungen dienten: speer- und diskuswerfen, ringen, faustkampf, rennen etc.
in der phalanx der hopliten spielten diese disziplinen wohl keine rolle mehr, aber auf körperkraft, geschicklichkeit und nicht zuletzt auf kämpferische haltung kam es immer noch an.
so war es denn auch kein zufall, dass die imperialistischen europäer im industriezeitalter sich auf die schönheit der spiele in olympia besannen, sie aus der versenkung hervorzerrten und glanzvoll wiederaufführten, nicht ohne die eine oder andere angemessene neuerung wie etwa das schießen mit feuerwaffen einzuführen.
medien und menschen sollten sich nicht über die dopingserien in olympia und allgemein im sport ereifern. nicht doping ist der skandal. das fällt vielmehr in die rubrik tricks und listige techniken, die immer zum krieg und seiner kultur gehören. die spiele selbst sind der skandal, der wettkampf. nicht die vorsätzliche körperverletzung etwa beim boxen, der sport als paramilitärische übung.
die olympia-auswahl des duden ist da ganz anders auf- und eingestellt:
\"der olympische Gedanke (Gedanke der absoluten Fairness u. des Bewusstseins, dass die Teilnahme wichtig ist u. nicht der Sieg...\"
sag das mal einem general. oder oberbefehlshaber wie obama.
rio olympisch.
wettkampf muss sein.
vor jahren schrieb ich diesen text zu olympia. er kann so alt werden wie die olympischen "spiele", er wird nicht umzuschreiben sein.
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17:28 03.08.2016
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Geschrieben von
h.yuren
buchveröffentlichung 2017, KRAH - das rabentagebuch, 350 S., 8 fotos
ISDN 978-3-945265-45-1; Tb. 15,-

Kommentare 13
"sag das mal einem general. oder oberbefehlshaber wie obama"
Wie bereits an anderer Stelle hier geschrieben, so war ich Ende der 1960er durchaus einer der Follower, was den Leistungssport angeht.
Später noch (auch tragisch) bekannt werdende Namen wie der von Ralf Reichenbach oder eben (positiv) Thomas Zacharias kreuzten meinen Weg, die allfälligen Trainingseinheiten in der West-Berliner Harbig-Halle eingeschlossen.
Es dauerte schon einige Jahre, davon Abstand zu gewinnen ...
wenngleich die Erinnerung bleibt.
Spätestens seit 1984/88 war Olympia, war Hochleistungssport dann für mich nur noch Teil der kommerziellen Vermarktung, aktuell auch (wieder) Teil des alten, neuen kalten Krieges.
da mich die klimmzüge im olympia-himmel nie berührt haben, kann ich mich nicht wirklich in das fieber hineinversetzen. aber ich meine mich an deine erlebnisse aus dem oval zu erinnern. aber was du damit sagen willst, was olympia dir nach dem erwachen aus dem traum bedeutete, versteh ich nicht so ganz. sind dir kommerz und politik dann bewusst geworden als die hinterlisten hinter der show?
Ja,
die Frage (für mich, an mich) wäre jedoch, ob Kommerz und Politik bereits damals so dominierend waren wie spätestens ab den 1980ern.
Mein Erwachen aus dem Traum ging dann über in eine weitgehende Ausblendung von sog. Leistungssport nebst der darüber transportierten (Werbe)botschaften.
Jetzt, wo der vom Westen initiierte kalte Krieg wieder einzieht, da wird diese zweite Ebene und jenseits des Kommerz bzw. der Show auch im Sport sehr deutlich.
Gern gelesen. Danke!
Hallo Helder,
das eigentliche Verhängnis des olympischen Gedankens in der Neuzeit ist, dass er die Idee von der Nation als Leistungsort befeuert hat, - bei dem Staatenlosen, Geflüchtete keine Teilnahme zugedacht ist - , statt diese zumindest vorrübergehend in heiteren Spielen aufzulösen und zu entschärfen. Demnächst treten nicht nur Nationen sodern Religionen Mannschaften Fahnen schwenkend zum Leistungsvergleich an.
Tschüss
Jochen
lieber jochen,
du hast vollkommen recht. nicht einmal daran zu denken, sondern alle als 'nazionalmannschaften' antanzen zu lassen, ist schon eine solche verblendung und bekundung mangelnder fairness, dass boycott keine falsche initiative wäre.
tschüss
helder
Lieber Helder,
Dein Beitrag hat mich zu meinem folgenden Beitrag insporiert:
tschüss
Jochen
https://www.freitag.de/autoren/joachim-petrick/olympiade-2016-kirchentag-des-muskels
JOACHIM PETRICK 05.08.2016 | 02:19 2
Olympiade 2016, Kirchentag des Muskels
Pierre de Coubertin (1863- 1937), Begründer der neuen Olympischen Idee und Spiele steht hier als "Relgionsstifter"Der Kirche des Muskels", neben Émile-Jaques Dalcroze, Karl Berthold Bode
Der Kritik an der militärischen bzw kriegslogischen Seite am dual use des Sports widerspreche ich selbstverständlich nicht, nur sehe ich nicht so schwarz.
Ich gehe mal davon aus, daß es wie bei Jungtieren bei Jungmenschen ein motorisches Übe-/Probeverhalten gibt, unterstützt von Organlust und einem in Bewegung sich abbauenden Ausdrucksbedürfnis. Bei erwachsenen Tieren tritt das in den Hintergrund oder verschwindet ganz, da nach Erlangen der motorischen Fähigkeiten der Alltagsgebrauch zur Fitthaltung ausreicht. Menschen sind aber dynamischer und müssen nicht ebenso mit ihren Kräften haushalten, neben der notwendigen Aktivitätsphase und der Ruhephase gibt es die disponible Phase, die nach gusto in Muse und selbstbestimmte Aktivität aufgeteilt wird. Die kann zur Selbstbildung und -optimierung benutzt werden, zu Design und Sport, zu groben und sublimen Genüssen.
Nun muß man in Hinblick auf die menschliche Selbststeuerung immer bedenken, daß sie wesentlich mehr als bei Tieren nicht durch strikte Instinkte, sondern durch Verhaltenstendenzen zustande kommt, die durch das emotionale und rationale Denken gefiltert werden. Das macht die menschliche Freiheit aus, einer Tendenz diametrale Richtungen zu geben. Die Identifikation mit der Eigengruppe (und Kontraidentifikation mit Fremdgruppen), dieses Naturerbe, kann zu Hooligan-Gewaltexzessen führen, aber man kann sich nach Sieg oder Niederlage mit gegnerischen Fans in der Kneipe treffen und gemeinsam den unterhaltsamen Verbrauch einer hochemotionalisierten Erlebniszeit feiern, einen Ausschnitt jener oben benannten disponiblen Lebenszeit. Man kann im Wettkampfsport das Trennende oder das Verbindende betonen.
Mir persönlich ist der Sport ziemlich gleichgültig, daraus ergibt sich jedoch kein Verdikt gegen diese Form der Sinngebung. Allerdings die Kommerzialisierung des Sports, die Fantasiegehälter der Spitzensportler wie die high-tech Zurichtung von Leistungs- und Kampfmaschinen, ist eine immer deutlicher zutage tretende Perversion, wie auch die Stellvertreterkriege auf dem Sportfeld.
Ganz unsportliche Grüße, lieber Helder.
..."Mir persönlich ist der Sport ziemlich gleichgültig, daraus ergibt sich jedoch kein Verdikt gegen diese Form der Sinngebung"...
Sportveranstaltungen sind seit sehr sehr alter Zeit Blumenkriege in Friedenszeiten, man muss die Krieger erstens Fit halten wenn es gerade nix zu beballern oder zu verteidigen gibt und zweitens kann man als Nebeneffekt noch das Fussvolk mit etwaigen Turnieren bei Laune halten.
Das ist schon schwer, ganze ca. 42 Zeilen, WOW...
Wettkampfverdaechtig...
wegen obigen erwägungen ist auch gegen überschüssige lärm- und sanges-lust der jugend auf festival und contests:
besser nicht zu argumentieren.
das dopen von stimmen und technische verstärken von instrumenten ist ja auch nicht mehr einspruchs-fähig.
fit halten und bei Laune halten
Das ist die Heldersche Perspektive im Blog. Ich wollte die Möglichkeit einer positiveren Deutung des Sports ergänzen, auch wenn ich den Sport mit Verachtung strafe ( das wird die Sportsfreunde nicht jucken und soll es auch nicht, ist nur eine naturwidrige Fehlschaltung bei mir) und nie vorbeugend eine Muskeltrainer in die Hand nehmen werde (Reha kann jedem blühen).
:-D
Ja, da sehe ich auch Parallelen. Wobei der kriegerische Nutzen von Kampfgesängen, -gegrölen (inzwischen) eher bescheiden ist. Obwohl in Stadien sehr beliebt. Und die aggressionssteigernden Sangesmühungen trotz der jugendlichen Lust an Kraftdemonstrationen insgesamt von den unzähligen Kuschelliedern an die Wand gedrückt, glatt weggeschmelzt werden. Raste Krieger, das schönste Beispiel, die Musik ist doch eher versöhnend.
hm, das geht aber heutzutage gar nicht, lieber wolfgang, zum beginn der olympischen spiele "unsportliche Grüße";-)
das fingerhakeln der nazionen! die festivität zum jubel der jungen generation!
und ganz nebenbei listige stellvertreterkriegszüge mit allen erlaubten und unerlaubten mitteln und listen.
solche großereignisse werden angeblich dringend gebraucht. glaubhaft bei herstellern von sportklamotten, tv-sendern und medienmeute allgemein. sowas wie weltraumfahrten zum mars, vor allem zum mars.
ich kenne mich ein bisschen aus im sport. habe angefangen mit der leichtathletik, habe dann geboxt und im reiferen alter mal ein goldenes sportabzeichen erworben. aber das hatte nie was mit olympia zu tun. diesem rummel.
sport, sage ich inzwischen, ist ein überflüssiges wort. nicht aber im lied von fendrich "Es lebe der Sport"!
an die stelle des sports trete die bewegung, die gefällt. der kult des körpers ist für jugendliche ok.
sport ist biologismus, eine variante des rassismus.
ganz unolympische grüße, lieber wolfgang.