Systemfehler

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wie die wahlen (kommunal, föderal, national) auch ausgehen, nicht das wissen entscheidet und regiert in diesem system, sondern der wille. schon eine weile nicht mehr der wille eines einzelnen monarchen, herrschers, diktators, sondern der wille als resultante von partikularinteressen.
dieses system erlaubt es den "systemrelevanten" interessenvertretern, an der demokratischen willensbildung vorbei einfluss zu nehmen auf das gesetzgebungsverfahren. vor allem durch parteispenden und lobbyarbeit. das ist keine außerparlamentarische opposition, sondern ein undemokratisches mitregieren. die bekannte ausrede lautet: die "systemrelevanten" konzerne und verbände verfügen über unentbehrliches spezialwissen; doch dies ist vom spezialinteresse gefiltertes wissen; mit anderen worten, spezialwissen als trojanischer gaul für den speziellen willen.
leider hat wie gesagt nicht das wissen das letzte wort in diesem system, sondern der wille zur macht, mithin ein instinktverhalten. daher die rede vom politischen instinkt, daher der parteienpopanz, daher das auffällige revierverhalten im menschenzoo, das dominanzgebaren der herrschaft auch, daher die animalische rangordnung mit ihrem alltäglichen imponiergehabe im wechsel mit ebenso alltäglichen drohgebärden im machtkampf, kurz: unser dschungel.
wozu der führt, ist überall zu besichtigen. finanz- und wirtschaftskrise ganz aktuell, spielzeug und kinderwagen vergiftet, vergülltes grundwasser, verschärfung der schere zwischen arm und reich, klimawandel etc.
mensch muss keine kassandrischen gaben haben, um voraussagen zu können, dass dieses system über kurz oder nicht mehr lang kippen wird, von katastrophen weich geklopft. dann wird das instinktverhalten wie gehabt einem starken willen die rettung anvertrauen und die lage verschlimmern, tja, wenn nicht jetzt noch, bevor alles zu spät ist, das wissen, zum beispiel und vor allem das ökologische wissen, ein ebenso starkes mitspracherecht und gewicht im system erhält wie die ausgezählten stimmen bei den diversen wahlen. expertenkommissionen und beiräte sind ja schon vorhanden. sie müssen "nur" noch entsprechend ausgebaut und unabhängig von den jeweils regierenden gemacht werden.
ein demokratisches land ohne das gegengewicht und die kontrolle der expertenkammer gleicht einem individuum ohne vernunft und gewissen.

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Geschrieben von

h.yuren

buchveröffentlichung 2017, KRAH - das rabentagebuch, 350 S., 8 fotos ISDN 978-3-945265-45-1; Tb. 15,-

h.yuren

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