Thema Schule und Bildung.

Von Grund auf. im wahlkampf ist die schulbildung wieder ein thema. das macht das schlechte gewissen. gegenüber vergleichbaren ländern wird in teutonien deutlich weniger investiert.

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ein angehender lehrer schrieb seine abschlussarbeit über motivation. pädagogisch ein wichtiges thema. wie gelingt es der lehrperson, den schüler für einen gegenstand zu interessieren.

schon bei dieser sehr allgemeinen frage kam der kandidat ins grübeln. wenn dem schüler ein angesetzter lehrstoff mit ein paar wirksamen zutaten schmackhaft gemacht wird, entsteht doch bloß ein künstliches interesse. dass daraus ein echtes wird, das den schüler auch von innen her bewegt, dass also aus dem funken feuer wird, ist und bleibt fraglich. für die bewertung der lehrerleistung zählt das strohfeuer der vorführstunden.

so direkt durfte und mochte der lehramtsanwärter seine gedanken natürlich nicht niederschreiben, wenn er das examen bestehen wollte. vielmehr strich er die systemkritischen spitzen in seinem text vorsorglich glatt. die pädagogik ist ja keine wissenschaft, sie ist eine kunst, sagt man.

und dann überfiel den prüfling eine noch grundsätzlichere frage. wenn es mir gelungen ist, einen schüler intrinsisch zu motivieren, sagen wir, für das fach biologie zu begeistern, habe ich dann meine pflicht als unterrichtsbeamter erfüllt? oder muss ich nicht mehr leisten? darf ich überhaupt biologie unterrichten, wenn ich nicht garantieren kann, dass der schüler außer wissen auch die ehrfurcht vor dem leben erworben hat?

allgemein gesagt, darf biologie auf dem lehrplan stehen, wenn es dem lehrpersonal nicht regelmäßig gelingt, die ethische kompetenz zu vermitteln? andernfalls bereite ich als biolehrer beihilfe zu künftigen tierversuchen oder quälerischer tierhaltung.

so ungeschickt war und prinzipiell dachte der angehende lehrer, dass er nicht nur das schulfach biologie in frage stellte, sondern alle anderen wissenschaftlichen fächer auch. weil, wie er schrieb, die ethische qualifikation oder zu deutsch: die gewissensbildung mit der wissensvermittlung in keinem fall garantiert und viel schwieriger zu erreichen sei als die rein fachliche ausbildung.

die note, mit der die abschlussarbeit bewertet wurde, war keine eins, aber auch keine 5. erstaunlicherweise.

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Geschrieben von

h.yuren

buchveröffentlichung 2017, KRAH - das rabentagebuch, 350 S., 8 fotos ISDN 978-3-945265-45-1; Tb. 15,-

h.yuren

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