Über die Fransen der Freiheit (3)

Religionsfreiheit. die religion trennt menschen nur zu oft wie kastenmitglieder. wie diese dauert sie meist lebenslang. aber religionszwang ist kein thema.

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religionsfreiheit, das klingt erfrischend nach freiheit vom muff finsterer jahrhunderte.
aber halt!

nicht freiheit von religion, sondern freiheit für religion ist gemeint.
das große wörterbuch der deutschen sprache macht es extra spannend; es hält die erklärung zurück und verweist auf das lemma "Glaubensfreiheit", und die erklärt es so:
"Recht, seinen religiösen Glauben frei zu wählen, sich zu einer Konfession zu bekennen."
das klingt besser, als es tatsächlich ist. in der lebenswirklichkeit wird man nämlich zumeist in eine religionszugehörigkeit hineingeboren. je nach den verhältnissen kann die/der religionsmündige (in der brd ab 14) erst wählen zwischen religion und religionsfreiheit.
die wahlfreiheit nimmt mit den jahren und der materiellen und gesellschaftlichen unabhängigkeit in der regel zu.


in der erklärung der menschenrechte ist nun aber darüber hinaus ausdrücklich von dem recht die rede, seine religiöse überzeugung "in der Öffentlichkeit" auszuüben und zu demonstrieren.
mit dem so verstandenen menschenrecht wird konflikten zwischen weltanschauungsgruppen tür und tor geöffnet. siehe die situation in tunesien und ägypten. mit freiheit hat das nichts zu tun, wohl aber mit konfrontation. und mit zwang.

noch immer gilt die religion als ein heiliger bezirk. die tradition möchte es uns von klein auf einflüstern. darum steht im gesetz, dass die religiösen gefühle nicht verletzt werden sollen. wie verletzend die religiösen gefühle und anstalten sein können, fragt das gesetz nicht. das heißt, nicht religion wird in frage gestellt, sondern allein ihre kritiker oder andersgläubige.

dabei ist religion bei licht besehen in der regel doch nicht mehr als ein schlechter philosophie-ersatz, eine weltanschaung aus der mottenkiste, die mehr oder minder rigoros über den alltag und die gedanken der gläubigen bestimmt. so ein leben unter der käseglocke ist nach dem geschmack mancher bedürfnislosen ok; den aufklärerischen geist erstickt sie oder bestärkt ihn.

neben der sprache wird die religion als ausdruck der kultur verstanden. zeugnis rückwärtsromantischer kulturauffassung.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

h.yuren

buchveröffentlichung 2017, KRAH - das rabentagebuch, 350 S., 8 fotos ISDN 978-3-945265-45-1; Tb. 15,-

h.yuren

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