wer mit einem völlig veralteten weltbild herumläuft, wird das adjektiv hier und da gebrauchen.
die kopernikanische wende, gleich in welcher bedeutung, ist noch zukunftsmusik. über der lufthülle der erde beginnt nach der vorstellung der geisterseher das himmlische, der raum für die flugbahnen der engel.
unter der erde, die möglichst noch als scheibe gedacht wird, tut sich der rachen der hölle auf.
astronauten könnten sich erhöht oder angehimmelt fühlen, bergleute aber unter preis gehandelt.
der duden, in sprachfragen stets kompetent, folgt den gespenstischen eingebungen derjenigen, die das wort gebrauchen, und versteigt sich zu raketenfreien himmeln, wenn er schreibt:
"sich den irdischen Maßstäben entziehend, der Erde entrückt, dem geistigen, unkörperlichen Bereich angehörend: ein -es Wesen; das Mädchen war von -er Schönheit."
duden und deutschlehrern darf die vokabel nicht verdächtig oder verräterisch vorkommen. dass aber auch literaten, die ja niemand zwingt, ab und an die himmelsleiter hinaufklettern, zeigt, wie stark sie eingebunden sind in die gesellschaft, in der sie leben.
überirdisch.
überflüssig.
wieviel überirdisches mensch so mit sich herumträgt, wird in manchen blogs sichtbar. aber auch in nachrichten heute über das volksfest libori in paderborn.
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16:05 25.07.2015
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Geschrieben von
h.yuren
buchveröffentlichung 2017, KRAH - das rabentagebuch, 350 S., 8 fotos
ISDN 978-3-945265-45-1; Tb. 15,-

Kommentare 29
Das Begriffspaar überirdisch - unterirdisch stammt aus der Zeit , als man noch dachte, die Erde sei eine Scheibe;-)
ja, liebe stine, schreib ich ja auch. vor kepler, kopernikus und co.
aber wer heute so redet, wird nicht eines besseren belehrt. nein, unter dem deckmantel der religiösen gefühle, die zu respektieren sind, darf das zeugs durchgehen...
das hat folgen bis in die außenpolitik...
Sprache kann als Vehikel des Erkennens und des Verdummens dienen und ist natürlich politisch einsetzbar.
Da Sprache eben auch die innere Seite - des Gedankens und des Unter- und Unbewussten beinhaltet, entzieht sie sich oft auch der Kontrolle und wir schleppen sie als Erbe mit.
Begriffe wie himmlisch, irdisch, höllisch sind auch emotional besetzt und daher wirksam, dagegen spricht man nicht mehr viel von irdenen Schalen, weil solche Keramik nicht mehr häufig im Gebrauch ist.
Ich verbinde das Wort überirdisch mit sehr schönen Eindrücken, z. B. Musik von Bach oder vielstimmigen Chören. Höllisch eben mehr mit scharfem Essen.
Überirdisch passt auch hierzu:
http://www.humana-conditio.de/?p=1231
(Übrigens ein sehr interessantes Blog)
LG
Stine
>Da Sprache eben auch die innere Seite - des Gedankens und des Unter- und Unbewussten beinhaltet, entzieht sie sich oft auch der Kontrolle und wir schleppen sie als Erbe mit.<
verstehe ich dich richtig, liebe stine, dass du meinst, es gebe in der sprache oder im sprachverhalten etwas ähnliches wie das mitläufertum? das mitquatschen, ohne jedes wort auf die berühmte goldwaage zu legen? beim hohen sprechtempo mancher sprachteilnehmer ist das wahrscheinlich so. wer prüft schon jeden geldschein auf echtheit.
>Ich verbinde das Wort überirdisch mit sehr schönen Eindrücken,<
das ist ja dann auch dudengerecht, wie du siehst. es ist noch ein rest der ursprünglichen bedeutung gerettet. aber in einer speziellen nische aufgehoben.
>Höllisch eben mehr mit scharfem Essen.<
das engl. hot legt die verbindung nahe. angeblich soll es im fegefeuer schon warm gewesen sein, in der eigentlichen hölle dann richtig heiß...
ich versuche gar nicht erst, solche vokabeln zu benutzen. mir fallen gleich die scheiterhaufen, die hexenverbrennungen ein und ähnliches unappetitliches.
find es dagegen erfreulich, wenn die scharf gewürzte pizza vulkanisch oder vesuvisch genannt wird.
als ich meinen kommentar abgeschickt hatte, liebe stine, dauerte es eine halbe ewigkeit, bis die drehungen, die arbeit der technik andeuten, verschwanden und der kerl mit dem werkzeugkasten über den monitor scheinlief. irgendwas mit dem server.
und das von dir verlinkte interessante blog meldete auch einen fehler, der aufgetreten sei.
ich versuchs gleich nochmal.
lg helder
Die Assoziation mit dem Scheiterhaufen verdirbt mir tatsächlich den Appetit, aber du hast völlig recht.
Mitläufer im Sprachverhalten sind wahrscheinlich nicht die Ausnahme sondern die Regel - es kommt aber auch auf die jeweiligen Sprach- und Denksituationen an. Jedes Wort auf die Goldwaage zu legen ist kaum möglich, denn häufig hinterfragt man erst die Routinen, wenn ein Problem oder etwas Neues auftaucht.
>Die Assoziation mit dem Scheiterhaufen verdirbt mir tatsächlich den Appetit,<
manchmal muss mensch auch gemein sein, liebe stine, um etwas gutes zu erreichen. hm, ganz ohne ideologie gehts nicht...
den rest deines kommentars unterschreibe ich. und äffe dich auch noch nach: du hast völlig recht.
lg helder
Alles eine Standpunktfrage. Das Überirdische des australischen Miners wäre das Unterirdische des deutschen Bergmanns? Wenn ich behaupte, mein linker Arm ist links von mir, dann scheint das zu stimmen. Meine Tochter, die hinter(?) mir steht, kann das bestätigen. Nur mein Sohn, der vor(?) mir steht, behauptet auch zurecht, dass sich mein linker Arm rechts von mir befindet. Also, Positionsbestimmung ist very schwierig. Der "Freitag" erscheint ja auch nicht regelmäßig am St. Nimmerleinstag.
lieber helder, man sollte schon auf seine sprache achten, aber..."überirdisch" höre ich in meinem alltag praktisch nie. persönlich wähle ich dieses Wort (ja!) für eine einzige erfahrung. es gibt abende, an denen das sonnenlicht von einer klarheit ist und in die Bäume und Wolken strahlt, dies alles in einer weise dann vergoldet, dass die szene unwirklich wirkt, wie in einer märchenlandschaft. bezaubernd ist gewiss auch ein sommertag in flirrender hitze, das alles hat seinen reiz, aber das ist nicht zu vergleichen mit der klarheit dieser szene, die meist nur kurz anhält. An dieser stelle kommt mir "überirdisch" in den Sinn; gefühlsmäßig ein hereinbrechen...jetzt schweige ich aber.
unterirdisch wird gewiss ein modewort werden: es gibt unterirdisches benehmen, unterirdische politik, unterirdische bestimmungen usw. auf der suche nach neuem bietet sich dieses wort schon an.
herzlichen gruß, elke
>Alles eine Standpunktfrage. Das Überirdische des australischen Miners wäre das Unterirdische des deutschen Bergmanns?<
na, lieber luggi,
so ganz steig ich da nicht durch. wo kuckt denn der miner hin, wenn er überirdisches meint? nach oben oder nach unten? nach links oder rechts kommt diesmal ausnahmsweise nicht in frage...
>"überirdisch" höre ich in meinem alltag praktisch nie.<
ich auch nicht, liebe elke. aber geben tuts das wort doch, es steht nämlich im dicken duden, wenn auch ohne wortfrequenz...
es klingt aber auch gar nicht so überirdisch, eher wie normal...
ich weiß nicht, aber ich meine, selbst das wort noch nie gebraucht zu haben.
du wohl? du kannst sogar eine bestimmte situation mit ihm verbinden. das kann ich wiederum nicht.
aber "gefühlsmäßig ein hereinbrechen ..." des überirdischen?
und warum willst du es nicht aussprechen?
dagegen klingt das antonym irgendwie schon alltagstauglich?
herzlich, helder
"über der lufthülle der erde beginnt nach der vorstellung der geisterseher das himmlische, der raum für die flugbahnen der engel."
Eine nicht ganz unbekannte Songzeile scheint mir ganz gut hierhin zu passen:
Imagine there´s no heaven above us only sky
>
>Eine nicht ganz unbekannte Songzeile scheint mir ganz gut hierhin zu passen:
Imagine there´s no heaven above us only sky<
danke, rüdiger, für die überleitung zu john lennons zeile. der song mit der eingängigen melodie hat es in sich. mit dem text hat er bestimmt gewisse kreise diesseits und jenseits des teichs brüskiert.
die aufklärung ist eben eine aufgabe für alle zeit. darum ist die bezeichnung "zeitalter der aufklärung" bezeichnend für seine erfinder und konservierer bis heute.
nach nochmaliger überlegung, lieber helder, muss ich doch zustimmen: "überirdisch" ist ein dämliches wort, weil es voraussetzt, dass über dieser welt etwas anderes waltet, das uns von außen sozusagen lenkt. das korrespondiert nicht mit meiner überzeugung einer geistigen welt, die mit der irdischen verwoben ist. verwobensein ist etwas anderes als überirdisch walten . insofern bist du ein genauer beobachter. - diese erfahrung der sonne, die alles vergoldet, macht erinnerungen wach an ein dasein, das ich mir als kind vorstellte, wenn ich frau holle las und ankam, nachdem ich mit der pechmarie und der goldmarie in den brunnen gefallen war. das licht, das ich in meiner fantasie sah, war genauso, wie ich es später als erwachsene wahrnahm, dann mit einem schock des wiedererkennens.
das antonym klingt für mich alltagstauglich, weil ich es schon mehrmals ausgesprochen hörte. ohne religiösen hintergrund, einfach abwertend gemeint im sinne von " es ist so schlecht, da fallen alle beurteilungskriterien weg." unterirdisch eben . :-)
herzlich, elke
Hm, überirdisch im Gegensatz zu unterirdisch, was ja zum Beispiel der Keller oder ein unterhalb der Erde liegender Zugang sein könnte.
Ich find "überirdisch" ein schönes Wort... aber das ist sicher Geschmacks- und Gewohnheitssache. Mich erinnert es an funkelnde Sterne und so.
Lieber Helder, die Kommentarfunktion ist desaströs. Der Servermaschinist muss mal etwas Contentöl reinlaufen lassen, oder den Scriptschlüssel ansetzen. Oder es war die Hitze der letzten Tage.
>"überirdisch" ist ein dämliches wort,<
frag mich grade, liebe elke, ob ich mich heraushalten soll, um nur zu beobachten, wie der "streit" ausgeht, denn lee ist gegenteiliger ansicht, wie du siehst.
deine begründung geht in eine ganz andere richtung als die von lee.
mir fällt dazu erstmal ein, dass solche unterschiede, die mit dem persönlichen geschmack, mit individuellen erinnerungen oder familiären, auch regionalen einträgen und konnotationen zu tun haben, im üblichen redeschwall von gewissen zeitgenossen untergehen. im dialog kann man durch fragen sich vergewissern, in reden vor publikum fällt die möglichkeit weg.
danke für deine genaue erklärung, wie du zu deinem sinn der sache gekommen bist. ich genieße das ruhige fahrwasser, in dem wir uns hier bewegen. hier ist solche besinnung möglich. in anderen wassern, die wie sturzbäche oder überflutungen daherkommen, geht die möglichkeit unter.
das antonym unterirdisch erklärst du knapper, aber ebenfalls einleuchtend.
herzliche grüße, auch vom krah, dem in der mauser ein neues leitwerk wächst, vulgo: schwanzfedern.
helder
> Mich erinnert es an funkelnde Sterne<
der bestirnte himmel über mir (kant), liebe lee, ist sicher überirdisch, wenn auch im sinne von eindrucksvoll bis überwältigend schön. und auch hoch über der erde, wenn man es bloß subjektiv betrachtet und nicht an die kugel-erde denkt.
kant stellte dem positiven eindruck aus der außenwelt das bild aus der inneren welt gegenüber: das sittliche gesetz, in seiner sprache. wir würden von gewissen reden. gegenwelten, denn dem gewissen dürfte es in der üblichen vorstellung doch an glanz fehlen.
das gegenstück 'unterirdisch' siehst du auch ganz ohne glanz, rein alltagspraktisch als keller oder ähnlich. da geht es nicht gleich zur hölle...
herzliche grüße
helder
> die Kommentarfunktion ist desaströs.<
immer noch, lieber luggi? bei mir ist die technik wieder in ordnung. nach knapp anderthalb tagen war der fehler behoben. dann musst du das schlicht melden. hab ich auch mit erfolg getan.
wo du die hitze erwähnst, fällt mir ein, dass server wirklich zu heiß werden können. die brauchen dann ne kalte dusche oder eiswürfel...
gute besserung!
grüße, helder
"der bestirnte himmel über mir (kant), liebe lee, ist sicher überirdisch, wenn auch im sinne von eindrucksvoll bis überwältigend schön"
Keine Widerrede von mir :-)
"...rein alltagspraktisch als keller oder ähnlich. da geht es nicht gleich zur hölle..."
... liegt vielleicht daran, dass mein Gewissen keine "Mördergrube" ist, und darum keine höllischen Bilder entstehen?
Gewissen, das ist ein schönes Wort und könnte auch mal genauer (als Begriff und das, was es darstellt) untersucht werden. Gibt es nicht auch sowas wie ein kollektives Gewissen?
P.S. Off topic: Ich finde gerade unseren Dialog über den Ghandi-Artikel nicht mehr, darum kurz hier meine Antwort: Nein, gerade die Geschichte über seine Kutschfahrt in Südafrika kannte ich nicht, kennen ggf. einige Leute nicht. Gerade deshalb, aber auch insgesamt bleibe ich dabei, dass der Artikel als Veröffentlichung den Freitag schmücken könnte und die Leserschaft bereichern würde.
Was die Länge an Zeilen angeht: Ich erinnere mich an exzellente Beiträge von Dame von Welt, die Überlänge hatten oder auch von Daniel Uxa. Das ist dem Leser und der Leserin zuzutrauen!
guten morgen, helder, ich kann lees darlegung sehr gut verstehen, an den sternenhimmel hab ich in diesem zusammenhang auch öfters gdacht, sowohl an meine eigenen erfahrungen damit wie auch an van goghs unglaublich schöne "sternennacht". - dass man dabei an überirdisch denkt, ist sicher möglich. mein wort ist mit anderen konnotationen versehen als lees, aber erst, seitdem ich, angeregt durch dieses blog, darüber nachdenke.- reden vor publikum versus dialog - eine schöne gegenüberstellung.
benimmt sich der mausernde krah auch anders? hoffentlich nicht unterirdisch :-)
herzliche grüße, elke
>... liegt vielleicht daran, dass mein Gewissen keine "Mördergrube" ist, und darum keine höllischen Bilder entstehen?<
hm, eigentlich müsste ich jetzt erstmal googeln, um zu wissen, ob es an der stelle gewissen heißt oder herz. aus seinem herzen keine mördergrube machen und so.
aber ich stimme zu, liebe lee. dein herz ist rein... und darum ...
>Gewissen, das ist ein schönes Wort und könnte auch mal genauer (als Begriff und das, was es darstellt) untersucht werden.<
sag das keinem unhold! gewissen kann gut oder schlecht sein, jedenfalls in der rede darüber. auch ruhig sei möglich, aber das gegenteil will mir nicht einfallen.
was die gewissenserforschung betrifft, gibt es die ja lange schon als ein in-sich-gehen, religiös motiviert. dann war es eine tolle erfindung der regierenden, gegen die welle der verweigerer aus gewissensgründen die gewissensüberprüfungen bei der bundeswehr zu installieren. aus den inquisitorischen sitzungen gingen die eloquenteren kandidaten als befreit von der pflicht, mit der waffe zu dienen, hervor, während die weniger fixen mit rhetorischen tricks übertölpelt wurden und in die kasernen einzogen.
soviel zur realität der vergewisserung über das gewissen. etwas anderes fordere ich seit gefühlt jahrhunderten, nämlich die einrichtung einer forschungsdisziplin an den unis, deren gegenstand das gewissen wäre. bisher ist es üblich, auf streng wissenschaftliche untersuchungen zu verzichten und praktisch theologen und andere "experten" in ethikkommissionen zu berufen. theologen wissen ja bekanntlich bescheid über himmel und hölle, also auch über gut und böse...
>Gibt es nicht auch sowas wie ein kollektives Gewissen?<
das erinnert mich ans kollektive unbewusste (jung e.a.). wenn es ein kollektives gedächtnis gibt, wäre es nicht weit bis zum kollektiven gewissen.
ja, ich halte das nicht nur für möglich, sondern für gewiss. nur ist das ja etwas ganz anderes als das landläufig ganz persönlich vorgestellte gewissen.
im milgram-experiment ist bewiesen worden, dass es allgemein für die funktionsweise des gewissens etwas gibt, was ich mit 'distanzrelation' bezeichne. klingt kompliziert, ist aber ganz einfach. denn es hat sich bei unterschiedlichsten anordnungen des experiments gezeigt, dass die vp kein gewissen hatten, wenn die opfer so weit außerhalb der reichweite der vp waren, dass nichts zu sehen und nichts zu hören war von reaktionen der opfer auf die misshandlung. praktisch: fernwaffen wie drohnen sind von der täterseite her äußerst unproblematisch. das läuft ab wie ein computerspiel, das heißt ohne feedback.
je näher die täter an den opfern sind, je deutlichere reaktionen auf die elektroschocks sicht- und hörbar sind, desto mehr vp brechen ihre beteiligung am versuch ab.
aber es gibt einen rest besonders hartgesottener, die auch bei unmittelbarer nähe zum opfer noch weitermachen mit schocks etc.
dieses beispiel spricht für kollektive anteile des gewissens. das läuft unbewusst ab. lässt sich aber wie gesagt experimentell als gesetzmäßigkeit beweisen.
weil unbewusst, könnte es zum kollektiven unbewussten zählen. jung und andere meinten damit aber was anderes.
noch um eine etage tiefer im unbewussten gewissen finde ich das (von mir) sogenannte urgewissen. das ist meine erklärung für spontane rettungs(re)aktionen. nicht alle fälle dringen an die öffentlichkeit. es gibt aber regelmäßig rettungs(re)aktionen. ein mensch droht im wasser zu ertrinken. jemand sieht es und versucht sofort zu helfen. (nebenbei: unterlassene hilfeleistung ist strafbar). die einen benutzen ihr handy, um hilfe zu holen, andere überlegen nicht erst, sondern springen ins wasser. das ist so spontan, dass manche "retter" selbst in lebensgefahr geraten. das andere gängige beispiel für spontane hilfeleistung ist das gegen sich selbst rücksichtslose helfen bei einem brand. ins brennende haus schutzlos zu stürzen, um bewohner, die der rettende gar nicht kennt, aus der gefahr zu holen.
es gibt eine organisation, die soweit wie möglich versucht, diese spontanen retter zu registrieren, um sie dann auch zu ehren.
aber die spontanretter selbst finden ihre tat selbstverständlich und lehnen zum teil solche ehrungen ab.
meine versuchsweise erklärung des phänomens:
der impuls zur rettung ist nicht bei jedem menschen vorhanden, jedenfalls nicht so klar, dass es zur tat reicht. die verhältnisse sind heute so, dass das eigeninteresse überwiegt. darum suche ich die ursprünge des urgewissens in einer sehr frühen phase der menschheitsgeschichte. das urgewissen ist zugleich mit der sprache entstanden. verständigung und spontane hilfe waren die basis für das überleben der kleinen gruppen. wenn gefahr drohte, war es überlebenswichtig, dass die mitglieder der gruppe schnell handelten. nur die gruppen hatten eine chance zu überleben, die spontan solidarisch für die anderen mitglieder eintraten. das überleben der gruppe war abhängig von der bereitschaft und fähigkeit ihrer mitglieder, das eigene leben nicht wichtiger zu nehmen als das der anderen. so ist der mensch zum menschen geworden. so sein gewissen entstanden.
zum off topic thema: ich schau mir das noch mal an und entscheide dann (vielleicht in deinem sinn). grundsätzlich ok.
herzliche grüße, helder
>reden vor publikum versus dialog - eine schöne gegenüberstellung.<
rasen durch eine landschaft oder spazieren oder noch stärker: mir fällt eine englische gedichtzeile ein: what is life, if there's no time to stand and stare...
krah bedankte sich mit vernehmbaren rufen für deine frage...
er sieht wegen der mauser etwas gerupft aus. an mehreren stellen lugen die hellgrauen unterfedern durchs schwarze deckgefieder. und öfter hängt eine längere feder an ihm herum. sonst aber keine besonderen vorkommnisse.
ich überlege, ob ich noch guten morgen erwidern kann. mit blick auf die verdrehten uhren, ja. guten morgen, liebe elke.
und herzliche grüße, helder
lee und ich haben uns in pregetters "lügner"- blog wieder versöhnt - oh - vertöchtert? jedenfalls mit unter-und überirdischen worten, wohl dank deines blogs.
noch etwas zur verlangsamung (was ich mir sehr erkämpfen muss): "we live in an over-travelled, but under-observed age" - ich glaube, es war ruskin.
das stand and stare musste dir ja, durch die lebensgemeinschaft mit krah, in den sinn kommen...schönen tag für euch beide, elke
>lee und ich haben uns in pregetters "lügner"- blog wieder versöhnt - oh - vertöchtert?<
wollte mal nachsehen, was ihr beiden da veranstaltet habt, fand aber den weg nicht zum lügnerblog.
liebe elke, das ist ja erstaunlich, dass ruskin sich schon vorkam wie in einem over-travelled age. was würde der gute denn wohl heute finden? die industrialisierung war noch so roh und grob wie im chaplin-film mit den riesenräderwerken. jetzt erleben wir nur, wie die natürlichen vögel durch künstliche drohnen ersetzt werden. es wird demnächst zu kollisionen kommen mit den gefiederten, aber auch mit den großen flugapparaten. ein zusammenstoß mit einem flugzeug heißt vogelschlag. da wird es dann meldungen über drohnenschlag geben...
und du arme musst dir die entschleunigung hart erkämpfen?
du kennst doch den tröstlichen spruch: müßiggang ist aller laster anfang oder so. hast du nicht ferien? genieße sie.
herzlich, helder
das war der blog von otmar pregetter: dfc- übers vernadern usw.- nur ne kleinigkeit, lee und ich wollten spielen (neben dem ernstsein).-ich glaube, es war ruskin, der spruch stand in irgendeinem cambridge-zertifikatskurs und hat mich seitdem nicht mehr verlassen. bin ja dafür, auch in schulen längere ruhepausen einzuführen - habe auch schon versuche damit gemacht, die ziemlich erfolgreich waren; nichts spektakuläres, nur zehn minuten schweigen, zusammen. - hat goethe im alter mit freunden bei einem oder mehreren gläsern wein für zwei stunden hingekriegt.-
ich muss doch die welt retten, wie soll ich es da einfach mit der entschleunigung haben? :-)
nicht um 5:30 aufstehen zu müssen, ist für mich schon sehr viel ferienerlebnis. wie gesagt, ich bin auf dem weg und lerne noch.
freue mich an deiner formulierbegabung. ob krah das auch merkt?
herzlich, elke
>ich muss doch die welt retten, wie soll ich es da einfach mit der entschleunigung haben? :-)<
allein ist das ne mordsanstrengung, das ist eher was für eine ganze truppe. ich muss ja auch seit hundert jahren weltrettung pur schaffen. vielleicht sollten wir mal unsere divisionen zählen und die strategien austauschen. aus dem französisch-unterricht habe ich behalten l'union fait la force. (vom text weiß ich nichts mehr) wie schwierig die kunst der entschleunigung ist, weiß ich. eben meldete sich meine jüngere tochter vom frankreich- urlaub zurück. die ferien dauern nur noch 2 wochen. da muss noch was unternommen werden. zum beispiel mich in meiner datsche besuchen. die ältere tochter muss sich um ihre neue küche kümmern, eh der schulbetrieb wieder beginnt.
>um 5:30 aufstehen zu müssen<
is ja auch ein bisschen früh, besonders im winterhalbjahr. bist du so weit weg von der anstalt? vor 6:30 bin ich nie aus dem bett gekrochen.
>freue mich an deiner formulierbegabung. ob krah das auch merkt?<
hm, mir ist in der hinsicht noch nichts bekannt geworden. aber was animiert dich, mir sowas nachzusagen? nein, liebe elke, ich will jetzt nicht auch noch fishing for compliments üben. freue mich aber, dass du mir eine begabung beim buchstabieren attestierst. krah musste ich gerade entschleunigen. er plumpst jetzt im dämmerlicht manchmal vom fenstersims, auf dem er schläft, aber mich auch im blick hat, bis ich das licht hier am pc lösche. er bewirbt sich täglich um eine stelle als mein hund...
herzliche grüße und gute nacht, helder
strategien austauschen -im moment kommen alle lebensaufträge so auf mich zu; ich werde vielleicht einmal darauf zurückkommen. ohne kinder, aber mit freundeskreis als "ersatzfamilie" geht es mir wie dir mit deinen töchtern. aber töchter sind wahrscheinlich spezieller als freunde...
da ich mit öffentlichen verkehrsmitteln fahre und unsere anstalt mit der tätigkeit um 7:50 beginnt, muss ich das in den wintermonaten, in denen es mir schwerfällt, aushalten. andererseits hat das frühe busfahren etwas meditatives. im notfall kutschiert mich mein mann in aller frühe, auch wenn seine arbeit viel später beginnt.
was ich in den letzten jahren gelernt habe: mich neidlos über die qualitäten anderer zu freuen. das ist wunderbar. so wars gemeint mit deiner formulierfähigkeit.
gruß aus dieser entschleunigten ecke in der fc; natürlich auch an krah. elke
>andererseits hat das frühe busfahren etwas meditatives.<
das kenne ich und habs besonders genossen in der straßenbahn. hab nämlich mal 5 jahre im kohlenpott gewohnt und gearbeitet. aber so nah an der anstalt, dass ich keine bahn und keinen bus brauchte.
> mich neidlos über die qualitäten anderer zu freuen.<
wenn der konkurrenzdruck nachlässt, ist das ein gewinn, klar. zum beispiel in richtung entschleunigung.
krah hat wieder was gemerkt und ruft seine grüße: krah-krah-krah
herzliche grüße auch von mir, helder