bezeichnend für die versaute gesellschaft der "Umweltsünder" en gros ist die waschmittelwerbung und die idee der absoluten reinheit, annähernd verwirklicht in den klinisch sterilen räumen der chipherstellung, op's etc.
dagegen besteht die natürliche umwelt fast nur aus schmutz, angefangen vom kot und humus, von pfützen und faulendem laub am boden bis zum algenbewuchs der bäume und dem staub und pollenflug in der luft.
wer, nach getaner arbeit im außenbereich, heimkehrend meint, seine verschmutzten sachen und verstärkte allergie seien ein beispiel für die allgegenwärtige umweltverschmutzung, der irrt.
denn im duden steht etwas anderes:
"Belastung, Schädigung der natürlichen Umwelt durch Schmutz, schädliche Stoffe o.Ä."
wie aber kann denn wohl "Schmutz" die fast nur aus schmutz bestehende natürliche umwelt belasten oder gar schädigen?
des rätsels lösung ist denkbar einfach:
"Umweltverschmutzung" ist ein unwort, das statt der ehrlichen lemmata umweltverpestung, -verseuchung, -vergiftung, -zerstörung gebraucht wird, um das publikum über das wahre ausmaß der schädlichen veränderungen der natürlichen umwelt und die folgen zu täuschen.
kein hinweis im duden auf die eufemistische sprachregelung; immerhin werden "schädliche Stoffe o.Ä." erwähnt, ohne freilich die pestizide, stickoxide, rußpartikel etc. beim namen zu nennen. was die genveränderten pflanzen und die radioaktiven stoffe in der biosphäre sind? richtig, ein bisschen schmutz. ein gutes stück seife genügt, sich davon reinzuwaschen. kann es sein, dass die alles als ökologischen vorstellungen aus dem christlichen "Gedankengut" abgeleitet sind? wer von "Sünden" "befleckt" ist, hat die möglichkeit, sich durch reue und beichte wieder reinzuwaschen.
Geschrieben von
h.yuren

Kommentare 19
Die Wikipedia sagt: Als Schmutz (jiddisch shmŭtz, shmootz) bezeichnet man eine Verunreinigung.
de.wikipedia.org/wiki/Schmutz
Einen Kühlschrank im Unterholz kann man also durchaus als Schmutz bezeichnen. Bauschutt auf einem schlammigen Platz ebenfalls. Wenn der Schlamm dann auf meiner Hose ist (nachdem ich den Bauschutt illegal abgeladen habe), wird er auch zum Schmutz. Muss man Schmutz nicht im Kontext sehen?
naamt merdeister, hatte ich es mir doch gedacht, dass du es sein würdest, als ich die 1 überm text sah.
den kühlschrank im gestrüpp möchte ich ebenso wenig als schmutz durchgehen lassen wie den bauschutt. aber mir gehts nicht um eine definition von schmutz, sondern um die sprachregelung umweltverschmutzung. die verharmlosung.
wie bist denn du auf den kühlschrank im unterholz gekommen?
Mir gefällt Ökozid in dem Zusammenhang gut. Es verharmlost nicht und richtet den Blick auf die Konsequenz(en).
ein bisschen gewöhnungsbedürftig vielleicht, aber es reimt sich irgendwie auf all die zide, die besser nicht in die umwelt gecippt werden.
Empfehlenswerte Lektüre:
Jared Diamond, Kollaps – Warum Gesellschaften überleben oder untergehen
danke für den buchtipp, streifzug. der schmöker liegt da drüben auf dem oder im regal.
Bei meinen Kriegsvorbereitungen laufe ich jeden Tag durch viele Wälder und Wiesen und da gibt es immer mal wieder Stellen, die Mitmenschen nutzen um ihre Altlasten loszuwerden und ein Kühlschrank war auch schon mal dabei. Allerdings auch Dinge, die man leichter los wird, bei denen ich mich frage, wieso man gerade die jetzt an so einer Stelle loswerden muss und nicht einfach in die Tonne drückt.
Ökozid gefällt mir auch...als Wort,nicht als Tätigkeit...ich muss ins Bett...
merdeister, dass einem beim beinemachen in freier natur schon mal ein kühlkasten unter die füße läuft, wusste ich aus eigener erfahrung; meine frage zielte auf den zusammenhang mit schmutz. dass ein kühler schmutzig sein kann, versteh ich, dass er aber selber schmutz sein kann, nicht.
dass ein akw oder eine uaa in der landschaft stehen, ist ein fakt hier in der gegend, dass die aber die landschaft verschmutzen, sehe ich nicht; vergiften tun sie sie, ohne dass die schafe es merken.
goeie morgen, merdeister
dass einem beim beinemachen in freier natur schon mal ein kühlkasten unter die füße läuft, wusste ich aus eigener erfahrung; meine frage zielte auf den zusammenhang mit schmutz. dass ein kühler schmutzig sein kann, versteh ich, dass er aber selber schmutz sein kann, nicht. (oder solltest du den euphemismus nur mal exemplarisch erprobt haben?)
dass ein akw oder eine uaa in der landschaft stehen, ist ein fakt hier in der gegend, dass die aber die landschaft verschmutzen, sehe ich nicht; vergiften tun sie sie, ohne dass die schafe es merken.
Die reine Natur hat keinen Kühlschrank in sich. Ein Kühlschrank verunreinigt die Natur und laut Wikipedia handelt es sich bei Schmutz um eine Verunreinigung. Das war mein Gedankengang. Umweltverschmutzung ist für mich auch kein Euphemismus (egal was der Duden oder Wikipedia sagen). Mit diesem Begriff bin ich aufgewachsen und er ist mit vielen Assoziationen verbunden, zum Teil noch aus Kinderbüchern, die ich über das Thema bekommen habe.
Für mich ist das ein fest Stehender (feststehender?) Begriff. Doch vermutlich werde ich im laufe des Tages eines Besseren belehrt :)
Hallo Helder,
also rein theologisch stimmt der Vergleich schon mal nicht. Denn der Mensch kann sich nicht selbst reinwaschen, auch nicht durch noch soviel Reue und Beichte. Wenn man denn überhaupt noch von solch einem Sündenverständnis ausgehen will. Die Theologie ist da schon viel weiter inzwischen.
Mich erinnert die Diskussion, was denn nun ein Schmutz ist oder (noch) nicht, an die diffizile Übersetzung des griechischen Worts pharmakon. Das kann nämlich genauso Heilmittel wie auch Gift heißen. Es kommt eben immer auf die Dosis des entsprechenden pharmakons an. Und selbst auf die gleiche Dosis können die einzelnen Menschen jeweils noch unterschiedlich reagieren.
Ich denke, dass Umweltzerstörung es auch nicht treffen würde, da die ja nicht allein auf Belastung durch Schadstoffe zurückgeht, sondern auch auf Eingriffe des Menschen im Machtrausch der Nutzbarmachung. Dass eine dieserart veränderte Natur umgekehrt dem Unwissen (oder der dummen Überheblichkeit) des Menschen die Instrumente zeigt, erleben wir zunehmend bei allen sogenannten Naturkatastrophen, die ja genaugenommen nur Wetterextreme sind. Zur Katastrophe werden sie durch ein Ungleichgewicht, ausgelöst durch die Eingriffe des Menschen.
kk
hallo titta,
in der theologie bin ich sicher unterversorgt, nicht auf irgendeinem stand. "mein herz ist rein ..." kenne ich wohl, auch die reinigungsrituale etc.
mich stört die vorstellung, die natur könne rein sein, was ja die voraussetzung dafür wäre, sie zu verschmutzen.
wichtiger ist mir aber die sprachregelung, nach der alle ökologisch bedenklichen oder schädlichen eingriffe in die natur so harmlos davonkommen, obschon es oft um gründliche vergiftungen geht. natürlich kommt es immer auf die dosis an. das hat doch der alte paracelsus entdeckt, sagt man: alles oder nichts ist gift, es kommt auf die dosierung an.
danke für deine dosis.
einverstanden, kay. was ist daraus zu folgern?
jede planung müsste durch ökologische gutachter geprüft werden (nicht bloß einen, sondern je nach tragweite des vorhabens durch gestaffelte kontrollen); das wollen die mächtigen macher aber natürlich nicht. darum geht die verwüstung der erde weiter, bis "die natur zurückschlägt" oder, wie du sagst, das natürliche gleichgewicht umkippt zum "Ungleichgewicht" und z.b. viele leute ungewollt baden gehen.
das zu kapieren setzt etwas mehr voraus als die fähigkeit, ein kreuzchen zu machen. (und schon sind wir im wahlkampf ...)
@h.yuren
Mit Kreuzchen auf dem Wahltippschein ist das ganz sicher nicht zu lösen. Denn diese Entwicklung zu stoppen, bedeutet, das ganze System in die Sondermülltonne zu kippen. Es hieße, sich von der Fortschrittsreligion zu verabschieden, vom Glauben, dass Wissenschaft allwissend ist und Wachstum heilig. Habgier und Vernunft schließen einander aus. Darum denke ich nicht, dass es genügt, diesem Amok-Lauf Kontroll-Steine und Gutachter-Knüppel in den Weg zu legen. Eine andere Möglichkeit, über den Selbstbetrug der täglichen kleinen Gewissensberuhigung hinaus, sehe ich allerdings auch nicht.
kk
liebe kk, natürlich ist es eine systemfrage, die mit ein paar beruhigungströpfchen nicht zu erledigen ist. alles nur stückwerk, gehampel, getue, gerede. aber es gibt leutchen, die sich einbilden, sie hätten die steine der weisen gefunden. vielleicht werfe ich mal einige ins tiefe wasser:
herrschaftsreduktion vom imperium runter in die region (regionalisierung); ökologisierung (tja, das ist eine wissenschaft, eine naturwissenschaft, ohne die es zukunft nicht geben kann); ethische aufsicht, regional und global; vernetzung.
kannst du etwas damit anfangen? (ausführlicher auf www.weltwissen.com )
Lieber H. Yuren:
Ja, fast alles ist besser, als nichts zu tun. Es müsste nur dazu kommen, dass die mächtigen Macher ein Interesse daran haben. Da sehe ich keine Instrumente. Aber ich hab auch grad meinen Pessimistischen ...
Herzlich
kk
hallo liebe kk, ich hoffe, du bist aus den niederungen des pessimistischen weißichwas heraus und bist damit einverstanden, dass wir die wissenschaft als grundausstattung brauchen. bitte, nicht alle wissenschaft in die tonne kloppen.
Da sind wir d'accord. Der Pessimismus allerdings, der bleibt. Ist ja auch ein Antrieb. Im wütenden Fall.
Herzlich
kk