Warum nur so wenige? (2)

Einsichtige Menschen. s. o.

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wahrscheinlich war auch ganser als kind und später als student daran gewöhnt, offen seine meinung auszusprechen. in jedem fall gehörte eine portion mut dazu, nicht den mund zu halten, sondern seine ansicht gegen die mehrheit der schweigsamen laut zu vertreten.

beides aber, zum einen das interesse an der erkenntnis, an der einsicht, zum andern die selbstverständlichkeit, das erkannte auszusprechen und sich eben nicht von der mehrheit der schweiger wegdrücken zu lassen, setzt eine erziehung und bildung in familie und schule voraus, die solche haltung stützt und fördert.

damit wird die frage, warum es nur so wenige menschen gab und gibt, die nach wisen und gewissen ihre sicht der dinge publik machen und gegen widerstand mutig vertreten, in den bereich erziehung und bildung verschoben.

albert schweitzer ging im kolonialen zeitalter ins rücksichtslos ausgebeutete afrika, um den menschen dort, die zusätzlich unter dem rassenwahn litten, seine medizinische hilfe anzubieten. er war stark genug, das durchzuhalten gegen großen widerstand.

daniele ganser entdeckte die verlogenheit der herrschenden heute und tritt mit seinen büchern und vorträgen dagegen an. wie das kind in andersens märchen spricht ganser das offensichtliche aus. obwohl er viele unterstützer findet, ist seine position noch in der minderheit. offenbar fällt es vielen menschen leichter, dem offensichtlichen beizupflichten als selbst aktiv zu werden und öffentlich dafür einzutreten, was tatsächlich der fall ist.

es ist eben einfacher, einleuchtenden thesen zuzustimmen, als eigenständig zur einsicht zu gelangen und diese dann auch erfolgreich zu veröffentlichen. die größten hemmnisse sind zu überwinden, wo es gilt, seine einsichten gegen die mehrheitsmeinung durchzufechten.

die pädagogische balance zwischen ermutigung und laissez faire ist kein weg, der in die zukunft führt. und nun ahnen wir, warum es nur ausnahmsweise einem multatuli oder albert schweitzer gelang, ihr ziel zu erreichen. zu den wenigen in der gegenwart gehört der schweizer dr. daniele ganser aus basel.

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Geschrieben von

h.yuren

buchveröffentlichung 2017, KRAH - das rabentagebuch, 350 S., 8 fotos ISDN 978-3-945265-45-1; Tb. 15,-

h.yuren

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