Wissenschaft und Aufklärung in D

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wann immer westliche werte am hindukusch oder sonstwo im rest der welt verteidigt werden, berufen sich die kühnen kämpfer entweder auf die errungenschaften der europäischen aufklärung, sprich: menschenrechte, wissenschaft und demokratie, oder aber auf die christliche tradition des abendlands. dass das eine mit dem anderen wenig zu tun hat, ja, dass es sich um gegensätzliche positionen handelt, spielt keine rolle. hauptsache, man verteidigt tüchtig die westlichen werte.
erst im einzelfall wird ganz klar, was gemeint ist und was auf dem spiel steht.

als zum beispiel die hitlerische reichsregierung mit dem allerchristlichsten vatikan das konkordat abschloss, zu deutsch: das ein-herz-und-eine-seele-abkommen, war das kein unfall der geschichte, sondern das produkt der tradition im christlichen europa.
und als nach dem krieg tausende kinder der jungen brd in christlichen heimen misshandelt und missbraucht wurden, die sich erst jetzt mit ihren traumatischen erfahrungen an die öffentlichkeit wagen, war auch das kein unfall oder ausrutscher der kirchenleitungen und der staatlichen stellen, sondern eine weitere faule frucht am strauch christlich-abendländischer tradition.
die auch erst jetzt aufgedeckten fälle sexueller übergriffe von jesuiten in bildungseinrichtungen des ordens haben insbesondere mit der tradition der autoritären katholischen kirche zu tun wie auch mit ihrer jahrhundertealten inhumanen sexualmoral.

der westen fühlt sich spätestens seit nine-eleven vom islamischen orient bedroht und führt kriege gegen islamische länder im irak und in afghanistan. andere islamische staaten sind im visier des christlichen westens.

durch die einwanderung von millionen islamischer menschen in den vergangenen jahrzehnten schwelt darüber hinaus an der "heimatfront" der konflikt zwischen muslimen und traditionstreuen europäern, sichtbar in abstimmungen wie neulich in der schweiz, sichtbar aber auch im nicht endenwollenden streit um kopftücher, moscheen etc.

nun scheint es auf den ersten blick ein zeichen der vernunft zu sein, dass vorbereitungen angelaufen sind, die lehrerausbildung für den islamischen unterricht an den schulen hierzulande durch einrichtung islamischer institute an deutschen universitäten zu normalisieren, schließlich haben die christlichen kirchen ihre theologischen ausbildungen ja auch in akademischen seminaren. die zwangspraxis, die imame aus dem ausland zu holen, würde damit obsolet.

wie gesagt, auf den ersten blick scheint hier die obstruktion überwunden und ein friedlicher weg gefunden. auf den zweiten blick wird klar, dass es den vertretern der christlichen werte vertretbarer ist, einen weiteren märchenerzähler in die heiligen hallen der wissenschaft einzuladen und dafür in den sauren apfel der konkurrenz und der kosten zu beißen, als im sinne von wissenschaft und aufklärung, die in den universitäten zuhause sein sollten, sämtliche theologischen institute zu schließen und die der islamischen theologie erst gar nicht hereinzulassen. denn mit wissenschaft hatte theologie noch nie etwas gemein außer einer durchsichtigen mimikry.
die staatskassen sind ziemlich leergefegt. da böte es sich auch ganz praktisch-ökonomisch an, die reste des mittelalters aus den staatlich getragenen universitäten zu vertreiben. es würde den nutzen und das wohl der studierenden und der finanzminister mehren und den zielen der wissenschaft und aufklärung dienen.
aber das quia absurdum zieht eine unauslöschliche spur durch die europäische geschichte bis in unsere gegenwart. warum die einfache lösung wählen, wenn es auch die komplizierte alternative gibt?

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

h.yuren

buchveröffentlichung 2017, KRAH - das rabentagebuch, 350 S., 8 fotos ISDN 978-3-945265-45-1; Tb. 15,-

h.yuren

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