Wörterbücher zur Beschneidung (B)

Klitorektomie. die praxis der beschneidungen der genitalien ist auf allen kontinenten verbreitet. von extrem bis harmlos, gab und gibt es alles. mensch muss das ganze sehen.

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wenn im wörterbuch der ddr nicht einmal das lemma "Klitoris" vorkam, braucht man nach "Klitorektomie" nicht zu suchen.
dudens kennen wenigstens das lemma "Klitoris", von der "Klitorektomie" scheinen aber auch sie noch nichts gehört zu haben.


doch das kann nicht stimmen, denn unter "beschneiden" geben sie zu erkennen, dass sie wissen, was in vielen weltregionen noch immer praktiziert wird:
" ... (aus rituellen Gründen) jmdm. die Klitoris ... entfernen ... "


das klingt so klinisch steril, wie es das in wirklichkeit meist nicht ist. das klingt aber auch so teilnahmslos, als würde über einen kleinen eingriff beim hautarzt geredet.
die große errungenschaft der wissenschaftlich nüchternen vorgehensweise und sprache birgt die gefahr, dass alles gleich emotionslos behandelt und besprochen wird.

es gibt aber dinge wie z.b. die uralte tradition der körperlichen ritzung bis zur verstümmelung, die aus mehreren gründen den ausdruck des abscheus verlangen. wo wahn und gewalt ihr unwesen treiben wie beim brauch der beschneidungen ist zurückhaltung ein zeichen von unentschiedenheit, von gleichgültigkeit, von gewissenlosigkeit, von unmenschlichkeit.


womöglich ist mit der forderung nach mehr mitgefühl oft zu viel verlangt; die wissenschaftliche denk- und arbeitsweise zu erlernen ist wahrscheinlich für viele menschen schon anstrengend genug; leidenschaftliche stellungnahme scheint der mentalität der wissenschaft zu widersprechen. dann müssen halt andere arbeitsteilig die aufgabe der wertung übernehmen. die entschiedenheit und klarheit des urteils.


dies ist wieder ein beleg mehr für die tatsache, dass wissenschaft zwar das feste fundament des denkens und handelns sein muss, aber doch nur das fundament; darüber muss die ethische abwägung und entscheidung stehen, wenn wissenschaft nicht zur inhumanen tat beihilfe leisten soll.

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Geschrieben von

h.yuren

buchveröffentlichung 2017, KRAH - das rabentagebuch, 350 S., 8 fotos ISDN 978-3-945265-45-1; Tb. 15,-

h.yuren

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