Kleine Mistgabeln

Sklavenarbeit In Halle/S. werden immer mehr Verfehlungen der bisherigen Jobcenterchefin Sylvia Tempel bekannt.

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Die Themenausstellungen des Beruflichen Bildungswerks Halle-Saalkreis (BBW) in der Neuen Residenz am Domplatz waren bisher immer ein Publikumsmagnet. Trotz extrem schlechtem Geschmack der Ausstellungsplaner kamen bis zu 100 000 Besucher in Wassergarten, Barockgarten, Lustgarten, Italienischen Garten usw. Bis zu einer Million € pro Schau ließ sich das örtliche Jobcenter dies kosten. Der von Kardinal Albrecht errichtete historische Innenhof musste danach immer wieder komplett geräumt werden, besenrein. Im Sommer 2012 sahen 81 000 Besucher die damalige Schau "Italienischer Garten".
Die Weinstöcke, Olivenbäume, Säulen und Balustraden scheinen auch der der langjährigen Geschäftsführerin des Jobcenters Halle Sylvia Tempel gefallen zu haben, denn nicht wenige der Gegenstände landeten kurz nach der Schau auf ihrem privaten Grundstück in Langenbogen. Die zu Transport und Aufbau zwangsverpflichteten Ein-Euro-Jobber maulten zwar über die schlechte Behandlung dort und zeigten auch Fotos der "privatisierten" Ausstellungsstücke herum - ich sah die Bilder im Sommer 2013. Doch gegen die allmächtige Tempel-Chefin wagte niemand ein lautes Wort zu sagen.
Das änderte sich erst im Herbst 2014, als die Tempel wegen anderer Verfehlungen intern versetzt wurde. Zwei der ehemaligen Zwangsarbeiter meldeten sich bei der Lokalzeitung MZ und plauderten aus dem Nähkästchen. Die Ein-Euro-Jobber wurden im Oktober und November 2012 von einem Mitarbeiter des Bildungswerks BBW zum Grundstück der Tempel gefahren und mussten dort ein Beet vor dem Haus mit jenem italienischem Sandsteinkies herrichten, der zuvor in der Neuen Residenz gelegen hatte. Pflasterarbeiten wurden ausgeführt, eine Trennwand im Hof errichtet. Ein Rankgitter wurde montiert, ein Weinstock gepflanzt. Ein großer Baumkübel wurde eingegraben, eine Balustrade errichtet. Weinstock, Olivenbaum, Balustrade, Säulen, Liege und Tisch stammten aus der Neuen Residenz.
http://666kb.com/i/cs7of8rbg6szvq1gi.jpgDie unfreiwilligen Landschaftsgestalter befremdete besonders, das sich niemand von den "Bauherren" bei ihnen sehen lies, nur die Gardinen im Haus bewegten sich manchmal. Es gab keine Kaltgetränke, kein Trinkgeld, nur Wochen später kamen mehrere Reklamationen Tempels, so dass die Zwangsarbeiter wiederholt nach Langenbogen gekarrt wurden und von einem Sklaventreiber des BBW zu besseren Arbeitsleistungen angehalten wurden.

Nun wird in lokalen Foren und sozialen Netzwerken eifrig diskutiert und zensiert. Vokabeln wie "Amtsmissbrauch", "Schande", "Vertrauensbruch", "Politikversagen", "moderne Sklaverei" und "Günstlingswirtschaft" werden geschrieben und oftmals gleich wieder gelöscht, denn der lange Arm der rechten Sozialdemokraten reicht bis in viele Admin-Kämmerchen. Die beiden kostenlosen Werbezeitungen berichten überhaupt nicht, denn das Jobcenter schaltet wöchentlich Anzeigen bei ihnen.
Nur DuMonts MZ ist mutig und druckt Stimmen aus dem eigenen Leserforum ab: "Wenn es um Vorgänge in der DDR ginge, würde man ganz laut wegen Zwangsarbeit und Ausbeutung von Abhängigen nach Entschädigung schreien."
Und beim bundesweiten Aktionstag AufRecht bestehen am 2. Oktober soll auch Halles Sozial-Mafia die symbolische Mistgabel gezeigt werden.

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Geschrieben von

hadie

Was die Arbeitnehmer jetzt brauchen, ist ein Rettungsschirm für die Portemonnaies. (Frank Bsirske)

hadie

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