Die Themenausstellungen des Beruflichen Bildungswerks Halle-Saalkreis (BBW) in der Neuen Residenz am Domplatz waren bisher immer ein Publikumsmagnet. Trotz extrem schlechtem Geschmack der Ausstellungsplaner kamen bis zu 100 000 Besucher in Wassergarten, Barockgarten, Lustgarten, Italienischen Garten usw. Bis zu einer Million € pro Schau ließ sich das örtliche Jobcenter dies kosten. Der von Kardinal Albrecht errichtete historische Innenhof musste danach immer wieder komplett geräumt werden, besenrein. Im Sommer 2012 sahen 81 000 Besucher die damalige Schau "Italienischer Garten".
Die Weinstöcke, Olivenbäume, Säulen und Balustraden scheinen auch der der langjährigen Geschäftsführerin des Jobcenters Halle Sylvia Tempel gefallen zu haben, denn nicht wenige der Gegenstände landeten kurz nach der Schau auf ihrem privaten Grundstück in Langenbogen. Die zu Transport und Aufbau zwangsverpflichteten Ein-Euro-Jobber maulten zwar über die schlechte Behandlung dort und zeigten auch Fotos der "privatisierten" Ausstellungsstücke herum - ich sah die Bilder im Sommer 2013. Doch gegen die allmächtige Tempel-Chefin wagte niemand ein lautes Wort zu sagen.
Das änderte sich erst im Herbst 2014, als die Tempel wegen anderer Verfehlungen intern versetzt wurde. Zwei der ehemaligen Zwangsarbeiter meldeten sich bei der Lokalzeitung MZ und plauderten aus dem Nähkästchen. Die Ein-Euro-Jobber wurden im Oktober und November 2012 von einem Mitarbeiter des Bildungswerks BBW zum Grundstück der Tempel gefahren und mussten dort ein Beet vor dem Haus mit jenem italienischem Sandsteinkies herrichten, der zuvor in der Neuen Residenz gelegen hatte. Pflasterarbeiten wurden ausgeführt, eine Trennwand im Hof errichtet. Ein Rankgitter wurde montiert, ein Weinstock gepflanzt. Ein großer Baumkübel wurde eingegraben, eine Balustrade errichtet. Weinstock, Olivenbaum, Balustrade, Säulen, Liege und Tisch stammten aus der Neuen Residenz.
http://666kb.com/i/cs7of8rbg6szvq1gi.jpgDie unfreiwilligen Landschaftsgestalter befremdete besonders, das sich niemand von den "Bauherren" bei ihnen sehen lies, nur die Gardinen im Haus bewegten sich manchmal. Es gab keine Kaltgetränke, kein Trinkgeld, nur Wochen später kamen mehrere Reklamationen Tempels, so dass die Zwangsarbeiter wiederholt nach Langenbogen gekarrt wurden und von einem Sklaventreiber des BBW zu besseren Arbeitsleistungen angehalten wurden.
Nun wird in lokalen Foren und sozialen Netzwerken eifrig diskutiert und zensiert. Vokabeln wie "Amtsmissbrauch", "Schande", "Vertrauensbruch", "Politikversagen", "moderne Sklaverei" und "Günstlingswirtschaft" werden geschrieben und oftmals gleich wieder gelöscht, denn der lange Arm der rechten Sozialdemokraten reicht bis in viele Admin-Kämmerchen. Die beiden kostenlosen Werbezeitungen berichten überhaupt nicht, denn das Jobcenter schaltet wöchentlich Anzeigen bei ihnen.
Nur DuMonts MZ ist mutig und druckt Stimmen aus dem eigenen Leserforum ab: "Wenn es um Vorgänge in der DDR ginge, würde man ganz laut wegen Zwangsarbeit und Ausbeutung von Abhängigen nach Entschädigung schreien."
Und beim bundesweiten Aktionstag AufRecht bestehen am 2. Oktober soll auch Halles Sozial-Mafia die symbolische Mistgabel gezeigt werden.
Kommentare 16
Hier im schoenen, friedlichen und geradezu fuer vorbildlich gehaltenen Daenemark geht es auch so zu.
Und bringen Steuerhinterziehung und Arbeitsplatzvernichtung die dänische Wirtschaft voran?
Naeher an den Abgrund.
... ich finde es doch richtig "schön" - dieses Ensemble.
Vielleicht ist die Tempel die Reinkarnation eines Tempels?
Man sollte ihr noch ein paar Dutzend solcher Arrangements vor die Fassade knallen und sorry - wer das mit sich machen lässt, der hat die letzte Würde wohl aus seinem Körper ausgeschwitzt.
Wenn zwei ein Euro Jobber von einem Sklaventreiber angewiesen werden, sollten sie ihm die Schaufel übers Maul knallen, sobald er frech wird - und im Garten der Privathaushalte wird nur gegen mindestens 15 Euro netto malocht, wenn schon malocht werden muss.
Lieber penne ich dann als Hüttenloser unter einer Brücke, und sorry, mit etwas Kreativität kann sich jeder seinen Freiraum schaffen - auch wenn das Leben dann halt ohne Konsumdreck läuft - nur mit 400 Euro Taschengeld - ist es wohl auch nicht viel prickelnder - dafür seine Würde verschenken ?
Wenn man nicht mehr ganz jung und nicht mehr ganz gesund ist, könnte dieser Freiheitsbegriff zum Problem werden, besonders im Winter. Die Betroffenen sind übrigens gestandene Handwerker und haben Jahrzehnte lang in die Arbeitslosen-Versicherung eingezahlt ...
Immerhin ist sie ja inzwischen versetzt. Das ist doch auch schon was. Aber, ist schon irre, wie manchmal ein Amt und die Möglichkeit, sich Leute zunutze zu machen, genutzt wird. Und wie lange sowas gutgeht.
... na als gestandene Handwerker - hätten sie vielleicht eine Fallgrube aufs Grundstück zaubern können, in welcher die Tempel sammt "Tempel" Richtung Erdmittelpunkt verschwinden hätte können.
.... und mein Freiheitsbegriff ist leider für 99,99% der Menschen eine absolut unvorstellbare Lebensweise.
Lieber hängt man seine Würde an den Bügel der Gaderobe und schwimmt entweder als "glücklicher" Gewinner mit Maximalkaufkraft, oder eben als "unglücklicher" Verlierer mit totaler Würdelosigkeit und Grundversorgung im Fluß des Dreckslebens unserer Zeit.
Dazwischen liegt das ganze breite Spektrum, von dem wir uns einreden, es sei die ach so wünschenswerte Vielfalt.
Der klassische Aussteiger und Minimalist lebt nicht unter einer Brücke, er verdürckt sich, meidet die Artgenossen und gewinnt seinem Sein viel wundervolle Dinge ab.
Zumindest würde ich das so sehen.
Er wünschte sich die Mistgabeln in den Händen jener, die so gnadenlos ausgebeutet werden.
Er hat nur von einem Angst - davor, dass die Elenden, von ihren Ausbeutern zu ihm in den Wald geschickt werden, auf dass, sie ihn und nicht die Verbrecher abstechen - und er ist gewahr, dass diese Variante die höhere Wahrscheinlichkeit aufweist.
In weniger "demokratischen" Ländern, dort wo die Entwürdigten auch noch zur Würdelosigkeit den Hunger geschenkt bekommen, dürfen sie in der Tat, das etwas Andersartige nach Belieben mit Gewalt und Terror überziehen, als Trost für die sinn- und hoffnungslose Realität ihres Alltags.
Leute wie ich dürfen in Deutschland nur herummaulen, da man uns als Opfer noch nicht braucht - noch kriechen fast alle willig jedem Befehl zu Kreuze - arbeiten die Betroffenen nicht wunschgemäß mit Verve und Emsigkeit, gibts eben einen Capo dazu, ein basches Wort und die Schaufel wird, mit einem leisen Knurren vielleicht, doch letztlich wunschgemäß geschwungen.
In so einem Millieu - das sagte ich schon oft, sind die Gebrechlichen total hilflos - man könnte sagen, eine kleine Restsozialität in unserem Lande - meist steht die Solidargemeinschaft zumindest jenen bei - nur - sorry - nach meinen Eindrücken wird dies auch immer erbärmlicher, den besser.
(Mit Glück bekommt man einen Gegenüber der sich nocht etwas Mut und Menschlichkeit bewahrt hat - doch das ist nichts weiter als eine Lotterie der Menschlichkeit, im großen Spiel um Macht, Geld und hemmungsloser Ignoranz)
Was red ich, Ihr erlebt es doch alle täglich selbst!
So ist es.
Und diese protzig scheußliche Säulenanlage, nicht unähnlich dieser unvergesslich „charmanten“ Pappmacherequisiten Cinecitta’s , hat sich diese Ostkommandeuse der örtlichen Arbeitsfront in die eigenen Rabatten transportieren und aufstellen lassen?
Ist das nicht Strafe und Selbstentlarvung genug?
Allerdings kann ich meinem Vorkommentator (Oberham) nur beipflichten, wer da als Zwangsarbeiter seine Chance und diese Vorlage nicht zu nutzen weiß, und nicht mal auf den Trichter kommt, die eine oder andere kleine Fallgrube anzulegen, sollte wirklich seine Klappe halten.
Wer da ... nicht mal auf den Trichter kommt, die eine oder andere kleine Fallgrube anzulegen, sollte wirklich seine Klappe halten.
Was denkst Du, weshalb dort ständig jemand hinter der Gardine stand? Die Fotos sind die Fallgrube und sie haben bereits zwei Jahre gewirkt ...
... stimmt, und die Bilder sind tatsächlich die beste Fall- Grube - im wahrsten Sinn des Wortes, leider fallen solche Apparatschicks aus der Kleptokratenkaste viel zu sanft - man sollte die Tante mal zu mir in den Wald schicken, ich könnte eine Hilfskraft zum Holzsammeln gut gebrauchen ;-)...... - sie dürfte dafür auch in der warmen Stube ausruhen und wenn sie brav ist, gibt es was gutes zu Essen - vielleicht würde die Frau dann auch mal kapieren was sie angerichtet hat.
Lieber penne ich dann als Hüttenloser unter einer Brücke, und sorry, mit etwas Kreativität kann sich jeder seinen Freiraum schaffen - auch wenn das Leben dann halt ohne Konsumdreck läuft - nur mit 400 Euro Taschengeld - ist es wohl auch nicht viel prickelnder - dafür seine Würde verschenken ?
Alles Scheiße, alles Dreck, alles ohne Hütte, alles ohne Würde. Und weil mir das alles so scheißegal ist, texte ich in einer Tour über die ganze Scheiße. Mit etwas Kreativität sitze ich im Schatten einer Kiefer mit meinen Kindern beim Pilze-Origami, weil das so würdevoll ist. Ach Scheiße, hab ja keine Frau und Kinder, keinen Job und Freunde, beim Burgtheater wollen se mich auch nicht mitspielen lassen, weil ich so´nen Arsch in der Hose habe und Äpfel vom Baum plücke. Schnell noch ne Buchecker über die offene Flamme halten, während ich den Stecker ins Moos drücke, um die Würdelosen zu erreichen. Und weil ich der Held vom Erdbeerfeld bin, wird der Hunter die Retour übernehmen. Nur gut das niemand weiß, dass ich hier sitze im selben Scheiß.
Aus: Die Würde unter der Brücke - Oberham; 2014, Feld-Flur-und Waldverlag.
Wenn diese Bilder eine gewisse Wirkung entfaltet hätten, noch bevor diese Amtsstute wegen „anderer Verfehlungen“ öffentlich verbrannte, dann wären sie eine Fallgrube gewesen.
Nicht schwer zu erraten, warum diese Bilder allein für sich, nie eine Fallgrube geworden wären.
Netter Versuch - doch beim Burgtheater würd ich nicht um Aufnahme fragen, da ich eben für Niemanden den Hampelmann abgebe.
Im Übrigen hab ich in der Tat keine Freunde, aus all den längst genannten Gründen - trotzdem genieß ich mein Dasein.
Da Menschen mit ähnlichen Lebensmodellen sehr selten sind, dürften sie meist ziemlich ohne Artgenossenanschluss leben - doch Einsamkeit, sorry, Einsamkeit findet Ihr in Euren Mühlen - nicht ich, mir ist die Gesellschaft eines Grashüpfers allemal lieber, als jene eines verlogenen Artgenossen, er ständig Angst hat, sein Gegenüber könnte noch ein bisschen verschlagener sein, eure Grimmassen halten solange, bis euch jemand die Realtiät ins Gesicht reibt , da hilft auch die Ironie nicht.
Fortgepflanzt hatte ich mich auch - doch meine Kinder hab ich an den Moloch verloren - wie könnte auch einer gegen Millionen ankommen.
Nur - bitte, wenn ihr euch wieder auf Schlachtfeldern zerfetzt, bleibt ihnen dann immer noch das schnöde Greinen, oder werden sie dann bitter weinen?
.... und sorry, würden die Menschen miteinander und nicht gegeneinander agieren, gäbe es sicher auch die Möglichkeit sich über so etwas wie das Internet auszutauschen - wir sind nicht dümmer als Ihr, nur wir sind Tausende und ihr seid Milliarden.
Doch bitte, ironisieren Sie ...... - Zynik, Ironie und Ignoranz, das sind die wichtigsten Bestandteile in der Lebenssuppe des Mainstream - anderfalls würdet ihr doch völlig durchdrehen.
So, jetzt muss ich mich ums Feuer kümmern und - es gibt heute gegrille mit Pilskruste überbackene Rote Beete - auf einer Sesammousse - kochen Sie - oder lassen Sie kochen?
Pilzkruste (ich trink kein Pils..... und koch auch nicht damit....)
Inzwischen ermittelt auch die Staatsanwaltschaft in der halleschen Jobcenter-Affäre, ein strafrechtliches Ermittlungsverfahren wurde eingeleitet, die Bundesagentur hat ihre Ermittlungsergebnisse kommentarlos an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet. Die versklavten Ein-Euro-Jobber von Langenbogen sind auch Gegenstand einer anonymen Anzeige.