Leipziger Batzen gibt auf

Komplementärwährung Der Batzen Tauschring Leipzig kündigt an, im Laufe des Jahres 2018 seine Tätigkeit zu beenden und in Liquidation zu gehen.

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Es fand sich niemand mehr bereit, für den Vorstand des Trägervereins zu kandidieren. Ein großer Teil der Mitglieder zahlte keine Beiträge mehr. Rettungsversuche von Seiten des Tauschrings Lindentaler scheiterten.

Der Batzen-Tauschring wurde 1995 unter dem Dach des Leipziger Umweltbundes »Ökolöwe« gegründet. Als reines Schuldgeld wurde der Batzen mittels Kreditvergabe an die Mitgliederkonten geschöpft. Guthaben über 250 Batzen wurden durch eine Zwangsabgabe zugunsten des Tauschrings abgeschöpft. Dies führte dazu, dass Geschäfte zwar gerne in Kleinanzeigen-Spalten, auf Wandzeitungen und auf der Website des Batzen angebahnt wurden, dann aber oftmals in Euro oder Lindentaler abgewickelt wurden.

Der später gegründete Lindentaler lernte aus diesen Fehlern. Die zweite Leipziger Regionalwährung wird für Neumitglieder durch die Vergabe eines Begrüßungsgeldes geschöpft. Danach kann jedes Mitglied monatlich bedingungslos 50 Lindentaler abrufen, die "aus der Luft" geschöpft und seinem Konto gutgeschrieben werden. Diese schuldfreie Währung mit Elementen eines Grundeinkommens fördert ein solidarisches Miteinander, ohne dass Lindentaler-Millionäre entstehen.

Der Lindentaler versteht sich als Zeitwährung, in der eine Stunde Lebenszeit nicht weniger als 20 Lindentaler wert sein sollte. Kosten in Euro dürfen auch in Euro in Rechnung gestellt werden, wobei Arbeitszeit schon in Lindentaler verrechnet werden sollte. Der Lindentaler definiert sich heute als repressionsfreies Werkzeug für wirtschaftliche Selbstermächtigung und Selbstverantwortung. Die Herausforderung bleibt dabei, dem Dunstkreis der Flohmärkte und Gerümpelkartons zu entwachsen und genügend wertige Waren und Dienstleistungen im komplementären Markt zu haben.

Nach dem Aus für den Batzen stellen sich die Lindentaler-Organisatoren auf einen Mitgliederzuwachs ein und wollen Mitte des Jahres mit neuen sicheren Servern und neuer Social-Currencies-Software (wahrscheinlich Cyclos 4) durchstarten. Dabei betonen sie die wertvollen Erfahrungen des Batzen-Projekts, die ihnen immer wieder zugute kommen.

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Geschrieben von

hadie

Was die Arbeitnehmer jetzt brauchen, ist ein Rettungsschirm für die Portemonnaies. (Frank Bsirske)

hadie

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