Strom aus dem Wurzelraum

Erneuerbare Energien Eine Abendgesellschaft in Feierlaune mitten in den Niederlanden. Eine neue Straße wird eingeweiht und nicht nur das.

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Die niederländische Erfinderin kündigt eine Weltneuheit an. Auf einer Fläche von 100 m2 wachsen Pflanzen, die mit ihren Wurzeln Strom erzeugen. Sie liefern die Energie für hunderte Leuchtdioden am Rand der neuen Verbindungsstraße von Hembrug nach Ede.

Hembrug ist ein wachsender Industriestandort, eine Herausforderung auch für die nachhaltige Energiebereitstellung, findet der Chef der Straßenbaubehörde. Und er sieht in der Firma Plant-e eine Möglichkeit, diese nachhaltige Energie zu fördern. Pflanzliche Energie, meint er, hat zweifellos eine große Zukunft vor sich. Der Bürgermeister der Nachbarstadt Ede freut sich über die neue Verbindung zwischen den Gemeinden Wageningen und Ede. Diese führt vom Bahnhof in Ede auf den Campus der Universität in Wageningen. Und das Stadtoberhaupt findet es fantastisch, dass wir gerade hier nachhaltige Stromerzeugung durch lebende Pflanzen zeigen können.

Ah, das Licht geht an. Dieses Beispiel für innovative Stromproduktion hilft mit, den Übergang zu einer nachhaltigen Energiematrix zu finden, meint die Direktorin eines Umweltinstituts. Der Chef der Straßenbaubehörde bekennt sich zu der getätigten Investition in das Plant-E-System, weil so eine neue Form der nachhaltigen Stromerzeugung praxisnah getestet werden kann. Die Erfinderin Marjolein Helder freut sich immer noch, dass alles endlich funktioniert. Dieser Abend an der neuen Verbindungsstraße soll jetzt aber wirklich das Startsignal dafür werden, diese neue Technologie in so viele Haushalte wie möglich zu bringen.

Ja schön, aber worum handelt es sich eigentlich bei diesem Plant-e-System? Es sind mikrobielle Brennstoffzellen im Wurzelraum höherer Pflanzen. Also eine Brennstoffzelle, die nicht mit Wasserstoff arbeitet, sondern mit den Stoffwechselprodukten, die Mikroorganismen abgeben, welche mit Grünpflanzen zusammenleben. Diese bepflanzten Module können auf jeder ebenen Fläche aufgestellt werden. Zu einer Modulzelle gehören noch zwei Elektroden und eine Membran. Die Pflanze hat dabei nichts weiter zu tun als zu wachsen, sie wird auch nicht geerntet, bekommt höchstens einmal einen Pflegeschnitt.

Chancen für das System werden besonders in ländlichen Gebieten von Entwicklungsländern gesehen. Aber auch Infrastruktur und Architektur der Industrieländer bieten genügend Einsatzmöglichkeiten für Brennstoffzellen im Wurzelraum, z. B. bei der Dachbegrünung, in Kleingärten, Straßen-begleitend und in Kreisverkehren. Verbraucher können LED-Leuchten sein, WiFi-Hotspots und andere Niederspannungs-Anwendungen.

Das System ist noch nicht so recht effizient, denn das Prinzip der Brennstoffzelle ist seit 1838 nicht mehr optimiert worden, so dass hier noch ansehnliche Leistungssteigerungen zu erwarten sind. Dafür wird Kapital benötigt, das die Firma Plant-e gerade mit einer Crowdfunding-Kampagne bei Kickstarter einsammeln will. Ich bin auch schon Backer, einfach auf www.kickstarter.com nach "green electricity" suchen.

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Geschrieben von

hadie

Was die Arbeitnehmer jetzt brauchen, ist ein Rettungsschirm für die Portemonnaies. (Frank Bsirske)

hadie

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