Warum ist es am Rhein so schön?

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Feierabendverkehr im Dorf der Millionäre. Ich stehe am Ufer und warte auf meinen Termin. Eine blassrote Sonne berührt schon fast die Hügel am anderen Ufer. Aus der Dunstglocke der nahen Großstadt fliehen Kondensstreifen in alle Richtungen.

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Leute wie mich lädt man natürlich nicht zu Millionärs nach Hause ein. Wir sind im 30er-Pack im Schulungsheim der C-Partei untergebracht und werden nun einzeln vor die Kommission gebeten. Zurück im Heim stehe ich auf dem Gang, an der gardinenverhangenen Glastür gegenüber klebt bedrohlich ein Blatt Papier: "Rümpel-Pümpel-Stiftung Einzelgespräche". Es folgt eine lange Namensliste, mein Name ist auch dabei. Und immer noch bleibt eine Viertelstunde Zeit.

Ein paar Räume weiter exerziert eine Jugendgruppe ein Planspiel der Bundeswehr. Die Halbwüchsigen sind mit Eifer bei der Sache. Es geht um Politik oder zumindest um das, was unsere Feldgrauen für Politik halten. Jetzt haben sie auch noch Pause und strömen ans Kaffeebuffet. Ein aufgeregtes Mädel redet auf einen grau Uniformierten ein, doch der zeigt sich abweisend: "Das müssen sie ganz allein entscheiden, nur an Hand ihrer jetzt verfügbaren Informationen!" Der Offizier lächelt über den Tassenrand. Das Mädel ist anscheinend die "Bundeskanzlerin", denn ein Beraterpool umschwärmt sie. Ich trinke auch einen Kaffee, der unscheinbar schmeckt, aber wohl doch zu stark war. "Die Oppositionsführer treffen sich nach der Pause in Raum 213!", ruft der Offizier und "Die Krisen-Reaktionskräfte denken bitte daran, dass sie noch etwas vom Finanzminister wollen!"
Zu Hause kaue ich bei Nervosität manchmal auf einer rohen Makkaroni herum, was sich hier leider verbietet. Nun beraten die Aufstandsbekämpfer auch noch direkt vor mir, wie sie der Bundeskanzlerin den Einsatz der Bundeswehr im Inneren schmackhaft machen können.
"Geht weg von mir, ich bin ein Aufständischer!"
"Mach den Schröder, du Maschmeyer!"
"Mach mir den Möllemann, du linke Mitte!"
"Geht nicht, ich habe gleich einen Termin hier."
Die Jugendlichen lesen den Zettel an der Tür und entschuldigen sich umständlich. In diesem Moment öffnet sich die Glastür und eine alte Dame mit mächtiger grauer Mähne bittet mich vor die Kommission. Ab hier gebietet die Höflichkeit des Sängers Schweigen.

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Geschrieben von

hadie

Was die Arbeitnehmer jetzt brauchen, ist ein Rettungsschirm für die Portemonnaies. (Frank Bsirske)

hadie

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