Wildfang auf Streuobstwiese

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Heute jährte sich zum 200. Male der Todestag Johann Gottfried Seumes. Zum Gedenken daran traf man sich in Teplice und ... in Rückmarsdorf. Eingeladen vom Heimatverein, gedachten etwa 30 Freunde und Verwandte der Seumes/Oehmes in der Grundschule dieses kleinen Leipziger Vororts des Großen Spaziergängers. Ein alter Latein-Lehrer hielt einen kenntnisreichen Vortrag und der Dorfchronist B. W. wußte von Berührungspunkten Seumes mit Rückmarsdorf zu berichten. Zum einen hatte der unzufriedene kleine Gottfried während eines Militärlagers im damaligen Rückmarsdorfer Ortsteil Schönau mit dem Grafen von Hohenthal seinen Schulwechsel nach Leipzig klargemacht. Zum anderen zog Seumes Schwester Johanna Regina Seume 1815 nach Rückmarsdorf. V. H. Schnorr v. Carolsfeld hatte gehört, dass es ihr schlecht ginge und eine Geldsammlung veranstaltet, bei der eine stattliche Summe zusammenkam. Von dem Geld wurde der Gasthof mit Bauerngut "An der Friedenseiche" gekauft, Johanna Regina Oehme (geb. Seume) und ihr Mann Christian Friedrich Oehme zogen ein und betrieben bald auch eine Fleischerei plus Krämerladen auf dem Grundstück.

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Durchaus erfolgreich, die Fleischerei Oehme war bis in die 1970er Jahre ein Begriff im westlichen Leipziger Land. Johanna Reginas Sohn Ferdinand sorgte für weiteren Nachwuchs, der sich heute wieder einmal traf und Geschichten austauschte. Über Johann Gottfried natürlich, der wohl bei den Dorflern hauptsächlich als das Kind in Erinnerung geblieben war, das beinahe im Bach hinter der elterlichen Streuobstwiese ersoffen wäre und dann auch noch unter besagten Bäumen fast von Ästen erschlagen wurde. Ein echter Wildfang also. Auch ein Bruder Seumes hatte bleibenden Eindruck hinterlassen, ein Schustergeselle, der (wie sein Bruder) von Werbern angeworben worden war, aber nicht aus dem Krieg zurückkam.

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Und Devotionalien hatte man mitgebracht: einen Knotenstock ohne Knoten, einen Lederrucksack ohne Dachsgesicht und einen schweren silbernen Löffel mit den eingravierten Initialen J. G. S. Damit sollte der wackere Seume in den durchwanderten Elendsgebieten seine Wassersuppe gelöffelt haben. Nunja. Doch es wurde dann noch recht lustig und es gab mediterrane Häppchen zu italienischem Wein. Dem Geehrten hätte es bestimmt gefallen und was kann man Besseres über solch eine Veranstaltung sagen?

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Geschrieben von

hadie

Was die Arbeitnehmer jetzt brauchen, ist ein Rettungsschirm für die Portemonnaies. (Frank Bsirske)

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