"Iss denn nischt im Radio?!" heißt die neue Dauerausstellung der Arno-Schmidt-Stiftung in Bargfeld. Dabei geht es zuerst um Schmidts eigene Arbeiten für den Rundfunk. Ab 1955 schrieb er Sendungen über vergessene Autoren wie Heinrich Oppermann und Gustav Frenssen, aber auch über Größen wie Karl May, Ludwig Tieck, Christoph Martin Wieland und James Joyce. Die Ausstellung zeigt Radioapparate aus Schmidts Besitz, Funk-Manuskripte und Sendungsprospekte. Dazu werden die Radiohörer in Schmidts Romanen thematisiert und das, was sie hören:
"Also pflege ich, wenn ich, zumal bei sinkender Nacht, die ‹Neuesten Tagesnachrichten› von einem unserer bundesrepublikanischen Sender abgehört habe, als nächstes mir die DDR-Station Leipzig zum gleichen Thema einzustellen (und wenn Inge Bartels spricht, hat man noch zusätzlich den Genuß eines Contr’alto, gegen den Zarah Leander nur ein erbärmlich kleines Licht ist.) Anschließend setze ich Beromünster drauf (es kann aber auch genau so gut die Sendergruppe Vorarlberg sein); falls es mit der Zeit paßt, folgt noch BBC London, – dann weiß ich ungefähr 60% der Wahrheit." (A. S.)
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Aus dem Zettelkasten in die Schreibmaschine, über den bürokratischen Apparat und den Weltempfänger letztlich zum Hörer.
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Ich besuchte die Aussstellung im Rahmen des diesjährigen "Bargfelder Frühlings", einer literatur-propagandistischen Massenveranstaltung, die den Nachfahren von Schmidts Katzen sichtlich den Appetit verdarb.
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Es ging auch zum Wohnhaus mit den Büchern, den Schreibmaschinen, dem Backofen und dem alten Kalender.
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Nicht anfassen! Der Garten war früher teilweise Nutzgarten, die Pumpe ist noch funktionstüchtig. Es gibt ein Archivhäuschen und den Grabstein, einen unscheinbaren Findling.
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Am Nachmittag führte dann Ulrich Goerdten zu Orten in und um Bargfeld, die im Schmidtschen Werk eine Rolle spielen.
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Vieles ist noch da: der Gasthof Bangemann, das Feuerwehrhaus und der viel fotografierte "Galgen", eigentlich eine schlichte Trocken-Vorrichtung für Feuerwehrschläuche.
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Anderes fehlt, vor allem der Hochspannungsmast, der einen Buchtitel ziert und zu einigen Anspielungen Anlass gab. Auch die Kiesgrube wurde vom Landkreis einfach zugeschüttet. Dabei hatten an deren Abrisskante seinerzeit die Außerirdischen aus "Abend mit Goldrand" angedockt.
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Dafür gibt es einen neuen Aussichtsturm am Rand des Moores - "panzersicher" (das Moor), was den Schmidts wichtig war. Eine große und übel riechende Biogasanlage ziert jetzt den Ort, auch eine mögliche Inspirationsquelle für literarische Dystopien.
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Die örtliche Volksbank und der umtriebige Filmemacher Wenzel Storch hatten zu einem Kinderzeichen-Wettbewerb aufgerufen: "Mit Arno Schmidt durch das Jahr", dessen Ergebnis seit einiger Zeit gedruckt vorliegt.
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Ein Blatt thematisiert das Wirken des Hamburger Mäzens J. Ph. Reemtsma, was einen getreuen Satrapen des Millionärs ärgerte: "Volksbanken scherzen nicht!"
Was ich tendenziell zutreffend fand. Wenn diese Volksbank nun aber doch scherzen sollte, wäre dies zu einem nicht geringen Teil dem Wirken Arno Schmidts zu verdanken ...
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