Die Uiguren

Zweiter Teil. Viel wurde in den letzten Jahren über die Uiguren geschrieben, aber wenig über das Gebiet in dem sie leben.

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Schätze hat das Autonome Gebiet der Uiguren, Xinjiang. Unter dem Boden Kohle, Gas, Öl und natürlich seltene Erden, oberhalb Baumwolle, Tomaten, Hami-Melonen, Weintrauben, getrocknet auch als Rosinen bekannt, natürlich auch Wind- und Solarkraftwerke und die erzeugte Energie wird in 20 chinesische Provinzen exportiert. Aber der wahre Schatz, seit Tausenden von Jahren ist er vorhanden, aber wird erst seit wenigen Jahren wieder wahrgenommen, ist der Boden von Xinjiang. Im Nordwesten von China liegt er, angrenzend an zentralasiatische Staaten, wie Kasachstan, Tadschikistan und Kirgistan.

2020 sind 12.400 Güterzüge mit 100 Standardkontainern (TEU) gen Westen gefahren, über 30 Züge pro Tag, nicht alle durch Xinjiang, auch über Erenhot, der inneren Mongolei. 2021 sollen es 15.000 Güterzüge werden. In den ersten 8 Monaten 2021 sind allein durch Xinjiang 8.000 Güterzüge gen Westen gerollt, also ein Güterzug pro Stunde. Vor 2-3 Jahren lag die Auslastung der Züge vom Westen nach China bei 46%, heute liegt sie bei 95%. Die Auslastung von China gen Westen liegt bei 100%. Wöchentlich fahren 100 Güterzüge aus China nach Duisburg. Urumqi, die Hauptstadt des Autonomen Gebietes Xinjiang trägt bereits den Beinamen „Tor nach Europa“.

Im Dezember 2020 ist ein erster Güterzug von Ankara durch Azerbaidschan über das Kaspische Meer und danach durch Kasachstan nach China gefahren. Anfang 2021 ist ein Zug u.a. mit medizinischen Hilfsgütern nach Kiew in die Ukraine gefahren. Dieser Zug hat das Kaspische Meer gemieden.

Vom Osten, aus China kommend, führt die Eisenbahnlinie nördlich des Tian-Shan Gebirges über Hami, Turpan und durch das Tor nach Europa an die kasachische Grenze nach Khorgos und danach in die kasachische Steppe, über 10.000 Kilometer nach Europa. In 14 Tagen wird die Fracht nach Europa transportiert. Auf dem Wasserweg mit einem Frachter dauert der Transport 30 bis 40 Tage. Der Lufttransport kostet das Fünffache.

Aus dem kasachischen Steppenboden wird seit Jahren, direkt an der chinesischen Grenze liegend, eine Stadt aus dem Boden gestampft: Nurkent.

Straßen mit Bürgersteigen, Kindergärten, Schulen, mehrere medizinische Zentren und eine Poliklinik sind bereits fertiggestellt. Nurkent soll für über 100.000 Einwohner eine Heimat werden, in einem Gebiet, wo die Temperaturen im Winter minus 40 Grad betragen und im Sommer bis zu 40 Grad plus. Ein Logistik-Center entsteht in Nurkent. Aufgebaut und betrieben wird der „Landhafen“ durch die China Ocean Shipping Company (cosco) mit Unterstützung der DP World of Dubai aus den Vereinigten Arabischen Emiraten. Das kasachische Nurgent und das chinesische Khorgos sollen eine gemeinsame Freihandelszone bilden. Nicht alle Güterzüge von Xinjiang nach dem Westen werden in Khorgos/Nurkent abgefertigt. Ein Teil wird auch über den Alataw-Pass geführt.

Parallel wird von Cosco mit der Betreibergesellschaft des Duisburger Hafen, der „Duisport“ auf der anderen Seite der ehemaligen Sowjetunion bei Minsk im Rahmen des Projektes „great stone“ ein Logistik-Center errichtet.

Von Turpan, nördlich gelegen vom Tian-Shan-Gebirge, teilweise liegt Turpan 150 Meter unter dem Meeresspiegel, schlängelt sich die Eisenbahn durch das Gebirge um die Taklamakan-Wüste herum nach Kashgar. Der Hauptbahnhof der Stadt Göttingen/Deutschland liegt 147 ü.N.N. Wer durch das Autonome Gebiet der Uiguren, Xinjiang, gereist ist und Kashgar, auch Kaxgar oder Kashi geschrieben, nicht besucht hat, war nicht in Xinjiang. Kashgar war eine Perle der „Alten Seidenstraße“. China hat begonnen die Perle zu putzen.

Von Kaxgar entsteht ein Eisenbahnkorridor nach Kirgistan-Usbekistan. Diese Bahnstrecke bietet dann eine Anschlussmöglichkeit durch die zentralasiaten Staaten in die Türkei und auf dem Westbalkan. Bis zum Torugart-Pass, an der Grenze zu Kirgistan, ist die Anbindung bereits fertiggestellt.

Von Kashi, die Perle soll wieder erleuchten, führen Verkehrsverbindungen nach Süden direkt in den China-Pakistan Economic Corridor (cpec). China hat sich verpflichtet 62 Milliarden US-Dollar allein in Pakistan zu investieren. 24 Milliarden sollen bereits verbaut worden sein. 8 Kraftwerke sollen in Pakistan entstehen. Im Südwesten 3 Kohlekraftwerke für die CO2-Versorgung, in Zentralpakistan und im Norden ein Solar- und 4 Wasserkraftwerke. Drei Verkehrstränge sollen von Kashgar durch Pakistan an den indischen Ozean nach Karachi und Gwadar führen, frisch errichtet worden ist der Hafen Gwadar. China hat somit einen Landweg an den indischen Ozean.

Nur nebenbei bemerkt, niemand wird es interessieren, ist im September 2021 eine Eisenbahnstrecke von Islamabad/Pakistan über Tehran/Iran an den Bosporus nach Istanbul/Türkei eröffnet wurden.

Vom Gwadar, Meeresspiegelhöhe, soll eine Ölpipeline über den Khunjerab-Pass, 4.700 m über dem Meeresspiegel, nach Kashgar gebaut werden. Der höchste Berg Europas, der Mont Blanc, hat eine Höhe von 4.810 m. Im Umfeld des Hafens von Gwadar investieren einige arabische Staaten 20 Milliarden US-Dollar u.a. in Ölraffinerien. Von Hotan, Xinjiang, südlich gelegen der Taklamakan wird eine Eisenbahnanbindung teilweise durch die Wüste nach China gebaut, die die Fahrstrecke um 1.000 Kilometer verkürzt.

Das Institute of Geographic Sciences and Natural Resources Research der Chinese Academy of Sciences hat vorgeschlagen, Kashgar zu einer regierungsunmittelbaren Stadt zu erklären. Kashi, die wirkliche Haupstadt der Uiguren, eine Stadt mit über 300.000 Einwohnern soll gleichgestellt werden mit den Millionenmetropolen wie Chongqing, Tianjin, Beijing und Shanghai, um eine wirtschaftliche Entwicklung zu ermöglichen wie sie Hainan hatte. Die Insel, eine der damals ärmsten Gebiete, wurde 1988 aus der Provinz Guangdong ausgegliedert und zu einer eigenen Provinz erklärt. Chongqing wurde 1997 zu einer regierungsunmittelbaren Stadt erhoben und wächst seitdem zu einer der mächtigsten Metropolen in China und der Welt.

Perlen wie Kashgar müssen geputzt werden, um sie zum Erstrahlen zu bringen.



Erster Teil: Übersicht.

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