Werbung mit Sport

Glosse Sieben Werbebanner haben die Spieler bei der Handball-WM auf dem Trikot. Doof nur, dass die sich immer so schnell bewegen
Den Platz teilen sich Spieler und Werbung noch gemeinschaftlich
Den Platz teilen sich Spieler und Werbung noch gemeinschaftlich

Foto: Jörg Schüler/AFP/Getty Images

In den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts, in einer Zeit großer Arbeitslosigkeit, gab es den Sandwich-Man auch in Berlin. Kam aus England. Verstärktes Werbeplakat auf Brust und Rücken, aufgeschnallt und ab gehen der Ernst und der Kurt. Heute verträgt sich das nicht mit dem fließenden Verkehr auf Bürgersteig und Straße und mit der Würde des Menschen. Das machen wir inzwischen viel eleganter. Früher gab es Sport mit Werbung, heute gibt es Werbung mit Sport.

Als kürzlich zur Eröffnung der Handball-WM in Berlin unser Bundespräsident Steinmeier zum Eröffnungsspiel gegen Korea gekommen war, könnte es folgenden Dialog mit dem neben ihm auf der Tribüne sitzenden Boss vom Handballverband gegeben haben.

Buprä: Sag mal, wo ist denn bei den Unseren der Bundesadler auf'm Trikot?

Handball-Boss: Na, da!

Buprä: Wo, da?

Handball-Boss: Rechts von Lidl, neben Kampa und dann neben dem grünen AOK-Button, sehen Sie ihn?

Buprä: Alles klar, ich habe ihn gefunden.

Ein Handball-Nationalspieler bringt es 2019 auf sechs bis sieben Werbebotschaften, so viel wie nie. Dass man bei dieser Dichte auf den ersten Blick nicht mehr an Sportler denkt, sondern an Litfasssäule, deckt sich mit dem Hallenboden. Darauf gibt’s jetzt halbschräge Streifen, wo Kurzurlaub draufsteht und Handwerk und was weiß ich. Weil die Form neu ist, haben sie noch nicht so viel Erfahrung mit dem Kleber, löst sich manchmal ab und das Spiel wird unterbrochen. Das ist dann eine Werbeunterbrechung der neuen Art. - Nationalspieler müssen sich was dazuverdienen dürfen. Nur um die Ehre war gestern.

Aber nun wollen wir nicht an unsern Handballer mäkeln, die uns gerade so viel Freude machen. Nach Handball kommt ja gleich Wintersport. Ein Biathlet bringt es locker auf acht Werbebotschaften. Wenn man seine Waffe mitrechnet auf wenigstens zehn bis zwölf: Mütze, Stirnband, Handschuh, Brust, Gewehrriemen, Gewehrschaft hinten, Gewehrschaft mitte usw. - alles vermietet. Übrigens weiß ich jetzt, wie Klimaerwärmung funktioniert: Weil 'ne Heizungsfirma die ganzen Waldwege mit ihren Werbeschildern zupflastert, ist doch logisch, dass es da jetzt mitten im Winter viel zu warm ist.

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