Raufasertapete

A–Z Während sich draußen der Kampf um Mieten zuspitzt, tobt drinnen ein Kulturstreit: Kann man noch mit einer „Erfurt“ leben? Ein Lexikon von Alltagsanthropologe Hannes Klug
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 18/2015

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Architektur Funktionalität und Wirtschaftlichkeit waren das Credo der Bauhaus-Bewegung in den 20er Jahren. Neue Klarheit und Strenge sollten her, geschult an den Zweckformen von Technik und Industrie. Schluss mit Ottomane, Perserteppich und kaukasischem Dolch, mit der „seelenlosen Üppigkeit des Mobiliars“, wie sie Walter Benjamin dem ausgehenden 19. Jahrhundert beschied, „mit seinen riesigen, von Schnitzereien überquollenen Büffets, den sonnenlosen Ecken, wo die Palme steht, dem Erker, den die Balustrade verschanzt und den langen Korridoren mit der singenden Gasflamme“. An den Wänden prangten schwere Tapeten mit exotischen Mustern, Landschaftspanoramen und, mit Heraufkunft des Jugendstils, Blättern, Blüten und Ranken. Art déc