Hamburg: Wagenplatz „Zomia“ geht in die Offensive

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Einen Tag vor einer möglichen Räumung des Wagenplatzes „Zomia“ in Hamburg-Wilhelmsburg sind die Wagenbewohner in die Offensive gegangen: Überraschend haben sie heute Morgen eine Brachfläche im Stadtteil Bahrenfeld besetzt, der zum Bezirk Altona gehört. Zuvor hatte die SPD in Altona den Zomia-Aktivisten eine andere, kleinere Fläche als Übergangslösung angeboten. Das Angebot wurde mit dem Ultimatum versehen, bis spätestens Donnerstag dorthin umzuziehen.

„Zomia bleibt selbstbestimmt“, sagte Simon Holzapfel, ein Sprecher der Wagengruppe, dem Freitag. „Bevor wir uns künstlichen Sachzwängen oder einem Ultimatum unterwerfen, nehmen wir die Dinge lieber selbst in die Hand.“ Weil es hieß, dass Zomia in Altona willkommen sei, habe die Gruppe jetzt zusätzlich zu ihrem Platz in Wilhelmsburg eben einen Fläche in Altona besetzt.

Für Holzapfel ist klar, dass die Hamburger SPD derzeit versuche, Zomia durch das Hin und Her zwischen den verschiedenen Bezirken „weichzukochen“. Schließlich erfolge das Angebot aus Altona nur, damit Markus Schreiber, der Bezirksamtsleiter in Mitte, Zomia endlich los sei. Daher ist Holzapfel auch verärgert über das Ultimatum und die Vorwürfe, Zomia stelle zu hohe Ansprüche. Schließlich sei die Gruppe bereit, nach Altona zu ziehen, wolle aber eine feste Zusage für eine Dauerfläche – und keine weiteren Zwischenlösungen. „Mit Vorwürfen kann man keine gemeinsamen Lösungen erarbeiten“, sagte Holzapfel. „Mit Diffamierungen geht man nur gegen Leute vor, die man in der Öffentlichkeit bloßstellen will.“

Aus dem Bezirk Altona ist zur Stunde noch keine Stellungnahme zu bekommen. Die zuständigen Stellen müssten sich ob der neuen Sachlage noch beraten, sagte eine Sprecherin dem Freitag. Ein Sprecher des Bezirks Mitte, der Zomia an seinem ursprünglichen Platz in Wilhelmsburg vertreiben will, sagte, durch die neue Besetzung ändere sich die Situation nicht. Da Zomia nicht in Mitte bleiben könne, hoffe der Bezirk, dass die Gruppe jetzt vollständig nach Altona umzöge. Andernfalls werde „bald“ eine Räumung in Wilhelmsburg erfolgen. „Das war nie das, was wir wollten, aber wir sind darauf vorbereitet.“

Zum Hintergrund des Streits um „Zomia“:
www.freitag.de/politik/1146-hamburg-deine-bauwagen

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Geschrieben von

Hanning Voigts

journalist – „das unglück muss überall zurückgeschlagen werden“

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