Endlich mehr Verschlüsselung

E-Mail Yahoo und Google wollen die elektronischen Nachrichten künftig mit dem PGP-System verschlüsseln. Das ist ein echter Durchbruch für die sichere Kommunikation
Endlich mehr Verschlüsselung

Foto: Javier Soriano/ AFP/ Getty Images

Es war die Sensation auf der IT-Sicherheitskonferenz Black Hat in Las Vegas: Yahoo will künftig den Nutzern seines E-Mail-Dienstes eine sichere Ende-zu-Ende-Verschlüsselung anbieten und dabei mit Google kooperieren. Dazu hat das Unternehmen sogar die Internetaktivistin Yan Zhu gewonnen, die bisher für die US-Bürgerrechtsorganisation EFF gearbeitet hat.

Es ist ein echter Durchbruch. Zwar kann man die Mails schon seit gut zwanzig Jahren mit dem extrem sicheren PGP-System verschlüsseln. Doch bislang tut das nur eine kleine Minderheit der Internetnutzer, denn PGP gilt als kompliziert. Das dürfte sich nun ändern. Wenn es nur noch wenige Klicks braucht, kann das Verschlüsseln populär werden.

Die Botschaft ist angekommen

Eine weitere Nachricht der vergangenen Tage ist bemerkenswert: Google will Webseiten, die verschlüsselt abgerufen werden, in seinen Suchergebnissen besser bewerten. Und da niemand im Google-Ranking schlecht dastehen will, dürften sichere Webseiten bald zum Standard im Netz werden.

Es hat zwar erst den Mut des Whistleblowers Edward Snowden gebraucht, um die Branche aufzurütteln. Aber jetzt ist bei den Internetkonzernen die Botschaft angekommen: Verschlüsselung ist das Gebot der Stunde.

Deutsche Anbieter bleiben zurück

Angesichts dieser Bemühungen wirkt die Kampagne deutscher E-Mail-Anbeiter geradezu lächerlich. Unter dem Motto „E-Mail Made in Germany“ wollen Telekom, Freenet, GMX, web.de und andere die Nachrichten verschlüsseln, allerdings nur während des Transports zwischen den Servern. Im Postfach selbst sind die Mails weiterhin unverschlüsselt abgespeichert.

Noch dazu setzen die deutschen E-Mail-Anbieter für die verschlüsselte Kommunikation zwischen ihren Servern auf ein eigenes, nicht standardisiertes System. Wer mitmachen will, muss also ein teures Zertifizierungsverfahren durchlaufen. Google und Yahoo hingegen wollen auf den PGP-Standard setzen, der sich bewährt hat.

Die Internetkonzerne sind in Sachen Datenschutz nicht gerade Vorreiter und es gibt viele gute Gründe für Kritik an Google und Yahoo. Aber dass die beiden Konzerne die Verschlüsselung im Netz vorantreiben wollen, dafür muss man sie ohne Einschränkung loben.

Hanno Böck ist Journalist und Verschlüsselungsexperte. Er hat für das
IT-Magazin Golem.de von der Black Hat-Konferenz berichtet.

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