Lustige Liga

SPORTPLATZ Die Fußballer der Bundesliga haben endgültig den Spaßfaktor als Leistungssteigerung entdeckt. Die Frankfurter Eintracht hat ihren Trainerschinder ...

Die Fußballer der Bundesliga haben endgültig den Spaßfaktor als Leistungssteigerung entdeckt. Die Frankfurter Eintracht hat ihren Trainerschinder Felix Magath in Quälix umbenannt. Da denken sie alle gleich an Asterix und Obelix, und das ganze Schwitzen beim Waldlauf und das elende nach dem Ball Springen macht endlich einmal richtig Laune. Humor muss sein! Wir grüßen deshalb die Trainer Schwitzfeld (Bayern), Graus (Dortmund), Gröber (Hertha) und Trethagel (Kaiserslautern) recht herzlich. Sportfreunde bezeichnen solche kleinen Späßchen mit einem branchenüblichen Satz: »Der Flachs blüht«. Da wissen alle Beteiligten gleich, dass es was zu lachen gibt. Basler tritt beim Aussteigen aus dem Mannschaftsbus Sforza in die Hose, Gospodarek versteckt Kochs Töppen, und im Pfälzer Blätterwald heißt es, beim FCK habe noch kurz vor dem Spiel der Flachs geblüht, weshalb die Bremer mit vier zu drei nach Hause geschickt wurden und Mario Basler in der Kicker-Wertung eine Note 2 bekam. Keine Sau außerhalb des Fußballplatzes und außerhalb eines Sportreportergehirns weiß im Entferntesten, was blühender Flachs für eine Lachpointenkomponente hat. Vielleicht soll es eine Assoziation zu blühendem Schwachsinn sein. Das ist es auf jeden Fall. Aber wir haben uns als Fußballfans längst an die Binnenkommunikation der Reporter gewöhnt. Oder hat jemals ein Mensch versucht, mit der Zunge zu schnalzen? Kaum hat Djorkaeff einen Traumpass in den Lauf von Olaf Marschall gespielt, behaupten die Rundfunk- und Fernsehleute in ihren verstunkenen Sprechkabinen, die Experten auf den Rängen hätten anerkennend mit der Zunge geschnalzt. Kryptisch, kryptisch. Von der Fachleute Schnalz hallt wider die Pfalz. Ein schönes Bild.

Auf eine andere Art lustig ist es, dass Hansa Rostock in den Schlussminuten noch jedes Spiel vergeigt. In der letzten Viertelstunde kriegen jene Leute, die die arme Truppe nicht mögen, konstante Lachanfälle, wenn ein Zwei-Tore-Vorsprung in Lautern binnen zwei Minuten verschütt geht oder eine sichere Führung im schönen Ulm. Rostock liefert Slapstick-Fußball für die Schadenfreude, wofür man den Ostseestädtern, wie sie ein Reporter sogleich ausdauernd nennen würde, von den Schiedsrichtern ausreichend Anerkennung in roten und gelben Karten zuteil wird. Kauft Euch was Schönes dafür, raten die Pfeifenmänner, und es schnalzt kein bisschen von den Rängen. Der Flachs verblüht traurig.

Apropos Schiedsrichter. Auch sie sind eine feste Größe im wöchentlichen Komödienstadel. Sie haben längst erkannt, welche Rolle sie bei den Werbesendungen von Sat1 spielen, die von gelegentlichen Fußballübertragungen unterbrochen werden. Der Unterhaltungsfaktor ihrer Fehlentscheidungen ist groß, weshalb wir uns ihre Namen für das nächste Spiel umso besser merken. Personality ist angesagt. Nehmen wir beispielsweise Linienrichter Glindemann aus dem Fight Hertha BSC gegen Hamburger SV. Preetz bekommt den Ball, Deisler steht im passiven Abseits, Glindemann hebt die Fahne, die HSV-Abwehr bleibt stehen. Glindemann nimmt die Fahne wieder runter, Preetz schießt ein Tor. Die neue Regel müsse man noch lernen, meint HSV-Trainer Pagelsdorf, der das Ganze mit dem nötigen Humor sieht. Oder Bernd Heynemann, der Freund der Spieler, wie sich der Schiri aus Magdeburg gerne feiern lässt. Gibt im Spiel Freiburg gegen Dortmund erst Borussia keinen Elfer und kurz vor Schluss auch Freiburg keinen, nachdem Kohler Iaschwili im Strafraum gefoult hat. Salomonische Entscheidungen, die dem UEFA-Schiedsrichter im Fußballfachorgan eine glatte Sechs einbringen. Aber leider hat die Note auf dem Platz einen anderen Wert als beim Eiskunstlauf. Selten so gelacht.

Besonders komisch aber ist es, dass Lodda Maddäus kurz vor der Rente noch ein wenig in New York Fußballspielen geht. Wir sehen ihn da schon mit dem Handy auf dem Platz und irgendwas Dummes in die Muschel flüstern. Lodda around the world. Jetzt hat der alte Kämpe Hans-Peter Briegel den Franken zu Besiktas Istanbul gelockt. »Istanbul ist eine tolle Stadt, hier gibt es alles. Was will er in New York? Dort ist es doch total langweilig.« Wo Lodda auftaucht, garantiert. Und vielleicht lernt er ja auch noch Türkisch. Ein Sprachgenie ist er allemal, und mit der Zunge schnalzen kann er sogar beim Reden.

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