Spiel ohne Grenzen

Bühne Heiner Goebbels’ dritte und letzte Ruhrtriennale startete mit einem Totentanz für Maschinen und Knochenstaub gewaltig. Ein erstes Fazit seiner Intendanz
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 34/2014

Die Akteure hängen unter der Decke. 40 graue Maschinen, an denen nach und nach bedrohlich die Leuchtdioden anspringen. Dann setzen sich die Ungetüme in Bewegung und sprühen, spucken und reihern den Knochenstaub von Rindern aus – streng im Rhythmus der Musik. Der italienische Regisseur Romeo Castellucci inszeniert Le Sacre du Printemps, das vielleicht auschoreografierteste Stück der Tanzliteratur, ohne einen einzigen Tänzer. Stattdessen drehen sich seine technoid-mittelalterlichen Staubspeier in Pirouetten, formieren sich zum Pas de deux, addieren sich zu Gruppen. Und auch der Knochenstaub wirbelt im Gegenlicht. Ein Totentanz der Technik, der Strawinskys zwischen Frühlingseruption und Menschenopfer oszillierende Partitur zum Requiem auf unsere instrumente