Nächte im Eldorado

Moderne Das Prag, in dem Franz Kafka aufwuchs und fast bis zum Ende lebte, war eine durch und durch europäische Metropole
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 12/2019
Blick auf die Karlsbrücke in Prag am 1. August 1898
Blick auf die Karlsbrücke in Prag am 1. August 1898

Foto: Hulton Archive/Getty Images

Zum Zeitpunkt von Franz Kafkas Geburt 1883 war Prag als Hauptstadt des Königreichs Böhmen die drittgrößte Stadt des Habsburgerreichs, etwas provinziell, etwas anachronistisch, aber doch auf dem Weg zu einer modernen Großstadt. Im Zeitraum von 1850 bis 1880 hatte sich die Einwohnerzahl, rechnet man die Vorstädte mit, auf 315.000 nahezu verdoppelt. Es war eine Folge des schnellen Wachsens von Industriebetrieben und Produktion, tschechischsprachige Arbeitskräfte drängten vom Land in die Stadt, die seit dem Mittelalter mehrheitlich Deutsch sprechenden Stadtbewohner wurden schnell zu einer statistischen Minderheit. In dieser Atmosphäre des Um- und Aufbruchs wuchs der junge Kafka auf. Sein Vater war aus Südböhmen nach Prag gekommen, hatte hi